Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Krischan

Garfield, Friday, 08.04.2005, 19:38 (vor 7560 Tagen) @ Melanie Sophia

Als Antwort auf: @Krischan von Melanie Sophia am 08. April 2005 09:16:

Hallo Melanie!

"Ich sag nur: Befreiung von althergebrachten Rollenzwängen und der ganze Käse, der damit verbunden ist (Ernähererrolle, früheres Ableben, viel höheres Unfallrisiko, weniger Freizeit usw.) Wär das nix?"

Sicher wäre das etwas. Das ist ja auch für viele Männer hier ein wesentliches Thema.

Aber da gibt es auch ein großes Hindernis: Die real existierenden Frauen. Die wollen bewußt zwar nicht mehr unbedingt einen Ernährer, unbewußt suchen viele Frauen aber immer noch danach. Und beurteilen Männer deshalb eben sehr wohl auch nach ihrem Einkommen und ihrem gesellschaftlichen Status. Da schneidet der Hausmann dann eher schlecht ab.

Auch Feministinnen wollen den "neuen Mann" mehrheitlich nicht wirklich. Es gab mal eine Umfrage unter Feministinnen. Jemand hat sie danach gefragt, wie ihr idealer Partner aussehen sollte. Meist kam auch da die Antwort, daß er beruflich mindestens dieselbe Position (und damit auch mindestens dasselbe Einkommen) haben sollte wie sie selbst.

Das hält Feministinnen aber nicht davon ab, den "neuen Mann" immer wieder zu fordern. Wieso wohl?

Es hat schon seinen Grund, daß manche reichen und prominenten Frauen keinen festen Partner haben. Sie begründen das gern damit, daß die Männer ja angeblich solche Angst vor starken, erfolgreichen Frauen hätten. Die Wahrheit ist: Weil diese Frauen selbst reich und erfolgreich sind, akzeptieren sie dauerhaft nur Männer als Partner, die mindestens genauso reich und erfolgreich sind wie sie selbst. Davon gibt es aber nicht viele, die Auswahl ist somit sehr begrenzt, und deshalb haben solche Frauen Probleme bei der Partnersuche.

Auch die Durchschnittsfrau hat heute jederzeit die Wahl zwischen verschiedenen Lebensalternativen. Sie kann Hausfrau und Mutter sein, sie kann auf Vollzeit arbeiten, oder sie kann Hausfrau mit Teilzeitjob sein. In keiner dieser Rollen wird sie allgemeine Ablehnung erfahren.

Diese Freiheit der Wahl hat sie aber nur, solange ihr Partner weiterhin auf seine Rolle als Ernährer festgelegt ist. Sobald er nämlich Hausmann ist, MUSS sie die Ernährerrolle übernehmen, weil ja nun einmal jemand das Geld heranschaffen muß. Sie kann dann nicht mehr in der Gewißheit leben, jederzeit ihr Leben komplett ändern zu können, sobald ihr danach ist.

Auch deshalb will die Mehrheit der Frauen, daß die Männer weiterhin brav in der Tretmühle der Erwerbsarbeit bleiben. Und auch deshalb werden Hausmänner weiterhin nicht wirklich akzeptiert, sondern gelten für viele Menschen als Faulenzer und Drückeberger.

Und ich sehe nur sehr wenige Feministinnen, die das thematisieren. Die allermeisten machen es sich sehr bequem und stellen Erwerbsarbeit als Privileg dar, das die Männer den Frauen vorenthalten wollen. Das tun sie in der sicheren Gewißheit, daß die Männer sich schon weiterhin treu und brav abrackern werden, um ihnen ihre feministische "Selbstverwirklichung" zu finanzieren.

Vom Feminismus haben die Männer also in der Hinsicht auch nicht mehr zu erwarten als von der Durchschnittsfrau. Ganz im Gegenteil: Je mehr die Frauen von ihrem alten Rollenbild befreit wurden, umso stärker haben sie die Männer auf deren altes Rollenbild festgenagelt.

Freundliche Grüße
von Garfield


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