Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rollenmuster

Maesi, Monday, 28.11.2005, 21:27 (vor 6926 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Rollenmuster von Wodan am 27. November 2005 01:19:

Hallo Wodan

Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich diese Statements ziemlich daneben finde, heißen sie doch im Klartext: "Wenn man Frauenbevorzugung abschaffen will, dürfen Männer keine Männer (und damit letzlich auch Frauen keine Frauen) mehr sein, und wir müssen uns alle Alice Schwätzers Traum von einer androgynen, geschlechtslosen Welt zu eigen machen."

Nee, das folgt ja nicht logisch zwingend aus dem Gesagten.

Zustimmung

Sorry, aber darauf kann ich blendend verzichten. Wäre es nicht doch etwas sinnvoller, eine Minderheit beknackter Emanzen platt zu machen (nicht im physischen Sinne gemeint, nur falls hier keiner auf dumme Gedanken kommt :-) ), statt die gesamte Menschheit zu verbiegen?

Die Sache ist die: sobald die Frauen eigenmächtig ihr "Rollenmuster" überdenken und ändern (was ja keineswegs alle tun, oder jedenfalls nur teilweise tun, nämlich da, wo es Vorteile verschafft), können Männer nicht einfach auf ihre eingefahrenen Rollen beharren, selbst wenn dies sympathisch wäre. Sie werden dann in der Weise ausgebootet, wie das im Moment geschieht. Denn die überkommene Männerrolle bestimmt sich wechselseitig durch die überkommene Frauenrolle. Ohne das eine kann das andere nicht existieren.
Insofern stimme ich der Aussage zu: Männer müssen ihr althergebrachtes Rollenmuster überwinden. DAS aber heißt noch lange nicht, daß das Ergebnis davon dasjenige sein muß, das Frau Schwarzer sich wünscht. Absolut nicht. Männer werden männlich bleiben aber stärker werden, was die Durchsetzung ihrer Rechte anbetrifft, und sie werden Frauen nicht mehr nötig haben, um all die Dinge zu tun, die man im Leben können muß. Das weitere überlaß ich Deiner Phantasie ;-)

Ein staatlich vorgeschriebenes oder engumgrenztes 'Rollenmuster', wie es beispielsweise Gender Mainstreaming mit seiner Geschlechtergleichmacherei anstrebt, lehne ich grundsaetzlich ab. Wie das einzelne Individuum sein Leben gestaltet, geht den Staat nichts an.

Etwas anderes ist die soziale Dynamik, die es nun mal in jeder Gesellschaft gibt. In der Interaktion mit seiner Umwelt muss selbstverstaendlich jedes Individuum immer wieder ueberpruefen, welche Konzessionen es in seinem eigenen Verhalten aufgrund von neuen/geaenderten Verhaltensweisen der anderen Menschen machen will. In diesem Zusammenhang muss tatsaechlich jeder (sowohl Mann wie Frau) ueberpruefen, ob seine bisherige Verhaltensstrategie (=althergebrachtes Rollenmuster) noch zu den gewuenschten Zielen fuehrt. Fuehrt sie nicht mehr zum gewuenschten Ergebnis, hat er die Wahl, ob er sein Verhalten aendern will oder ob er einfach seine Ziele aendert und sein Verhalten beibehaelt. Die Konsequenzen wird der eigenverantwortliche Mensch so oder so akzeptieren muessen.

Grundlage eines solchen selbstverantwortlichen Handelns ist eine moeglichst weitgehende Wahlfreiheit; diese ist aber gerade im Bereich der Geschlechterpolitik immer weniger gegeben. Die Geschlechterpolitik akzeptiert nur noch Geschlechterkollektiva als Handlungstraeger und nicht mehr Individuen; statistisch festgestellte Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden ohne Beruecksichtigung alternativer Erklaerungsmodelle als 'Diskriminierung' gewertet und nicht als Resultat kumulierter individueller Entscheidungen. Diese Geschlechterpolitik traegt staatssozialistisch-klassenkaempferische Zuege, in der das Individuum ohne jegliche Ruecksicht auf seine Ambitionen und Wuensche jeweils einer Klasse zugeordnet wird, dessen ideologisch postulierte, 'klassentypische' Charakteristika das Individuum wiederum vollstaendig determinieren. Nachdem der Klassenkampf-Sozialismus als politische Ideologie klar gescheitert ist, verbleibt der Staatsfeminismus als sein wichtigster Epigone.

So gesehen, kann ich auch dem Kampf fuer Maennerrechte nichts abgewinnen, denn es geht eben weder um Frauen- noch um Maennerrechte sondern um das Recht des Individuums sich ohne unnoetige Einmischung des Staates zu entwickeln. Diese individuelle Freiheit kann sich sehr wohl in unterschiedlichen 'geschlechtertypischen' Verhaltensweisen niederschlagen, ohne dass der Gleichstellungswaechter 'Staat' deshalb gleich mittels 'Positiver Diskriminierung' Geschlechtergleichheit herstellen muss.

Nur eines sollten Männer nicht tun: so bleiben, wie sie immer schon waren; dann nämlich hat unser Staatsfeminismus leichtes Spiel.

Diese Gefahr besteht IMHO kaum. Maenner passen sich zunehmend den veraenderten Gegebenheiten an; ob diese Verhaltensaenderung allerdings im Sinne der Staatsfeminismus ist, bezweifle ich stark. Der Staatsfeminismus hat nur deshalb leichtes Spiel, weil er staendig weiter ausufernde buerokratische Strukturen okkupiert und fuer die eigenen Zwecke einspannt. Die wirksamste Methode, den Staatsfeminismus zu beseitigen, bestuende also darin, die Geschlechterbuerokratie zu beseitigen. Der Staat ist in seiner Einflussnahme auf das Verhalten der Individuen zurueckzubinden; er soll nur dort in Erscheinung treten duerfen, wo nachweislich eine Ungerechtigkeit besteht (z.B. bei nachgewiesener, nicht aber bei bloss vermuteter Geschlechterdiskriminierung).

Gruss

Maesi


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