Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Auszug aus: Hintergründe der 68er-Kulturrevolution Frankfurter Schule ...

Zeitgenosse, Saturday, 21.01.2006, 13:39 (vor 6881 Tagen) @ Flint

Als Antwort auf: Auszug aus: Hintergründe der 68er-Kulturrevolution Frankfurter Schule ... von Flint am 21. Januar 2006 09:40:42:

Homo communicativus erkennt nur noch eine einzige Verhaltensregel als verbindlich an, diese lautet:
`Ich verhalte mich stets so, wie der Andere es von mir erwartet, weil auch der Andere (der jeweilige Kommunikationspartner) sich stets so verhält, wie ich es von ihm erwarte´, d. h. vollständig reziprok (`demokratisch´).21

Selbst, wenn das einmal unvoreingenommen nachzuvollziehen versuche (was mir zugegebenermaßen schwer fällt), komme ich bei nichts Sinnhaftem heraus. Wenn sich zwei gegenüber einander nur so verhalten, wie es der andere (mutmaßlich) erwartet, beide aber von jeglichem Wertekonsens entbunden sind, dann gleichen die doch zwei Atomen im Weltall, die ohne jeglichen sonstigen Halt nur umeinander kreisen. Was aus deren beider Kommunikation wird hängt doch folglich nur noch von den Zufälligkeiten der Situation oder den gerade individuell vorhandenen Neigungen ab.

Kommt ein Dritter dazu wird es noch zufälliger, beliebiger, chaotischer. Und dann ein Vierter, ein Fünfter ... bis schließlich eine Gesellschaft daraus entstehen soll. Eine solche Gesellschaft muß ein System maximaler Entropie (Unordnung) sein, daß sich eine solche zwar noch mit Worten beschreiben ließe, aber niemand mehr eine konkrete Vorstellung davon entwickeln könnte, geschweige denn eine Realisierung auch nur im Ansatz in Angriff genommen werden könnte. Oder ist Anarchie das eigentliche Ziel?

Wer solchen Zielvorstellungen nachhängt kann doch de facto nichts anderes bewirken, als einen bestehenden gesellschaftlichen Wertekonsens zu zersetzen. Im positiven Sinne kann er ja nichts aufbauen, will es ja gar nicht.

Habermas nennt diese neue kommunikative Moral auch `universalistische Moral´, weil sie sich in der ganzen Welt als verbindlich durchsetzen soll.

... und das auch über verschiedene Kulturkreise hinweg! Ein abendländischer Protestant, ein chinesischer Konfuziusanhänger, ein indischer Hinduist, ein koptischer Araber und ein Afrikaner mit irgendwelchen Naturkulten emanzipieren sich aus den Fesseln ihrer jeweiligen tradierten Wertebindungen (wie wird man etwas los, was man mit der Muttermilch aufgesaugt hat?). Sie sind ab dann nur noch unbeschriebene, weiße Blätter, ohne jegliche kulturelle moralische Vorkonditionierung. Und sie verhalten sich im neuen Zustand nur noch so, wie sie vom anderen unterstellen, was er von ihnen erwarte ...

Total absurd das Ganze.

Gruß

Zeitgenosse


gesamter Thread:

 

powered by my little forum