Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Auszug aus: Hintergründe der 68er-Kulturrevolution Frankfurter Schule ...

Lecithin, Friday, 27.01.2006, 20:28 (vor 6875 Tagen) @ Flint

Als Antwort auf: Re: Auszug aus: Hintergründe der 68er-Kulturrevolution Frankfurter Schule ... von Flint am 22. Januar 2006 10:39:21:

Hallo Flint,

was ich sagen will, ist, dass die Idee der "Abschaffung der Herrschaft jeglicher Art", wie sie im Kern von den Anhängern der Frankfurter Schule
gepredigt wird, zwangsläufig über viel Leid ins Chaos führen muss.

Denn schon zu Beginn machen diese "Frankfurter" den Fehler, und setzen Herrschaft = böse. So darf man meiner Meinung nach "Herrschaft" nicht übersetzen. "Herrschaft" muss viel abstrakter übersetzt werden mit "Ordnung". Diese Diskussion der Frankfurter würfelt die Bezugsebenen wahllos bzw. geschickt durcheinander.

Ordnung aber ganz abstrakt ist Struktur, ist Organisation, ist Organismus, ist Organ. Ohne Ordnung gibt es keine Organismen, also kein Leben. (Natürlich zählte das auch für die an-organische Materie. An-organisch heisst nicht "chaotisch", sondern heisst nur "unbelebt".)

Jedenfalls frage ich mich immer, was die "Frankfurter" im Winter tun würden? Würden sie sich der "Herrschaft" des Winters unterwerfen gerade bei den aktuellen Nachttemperaturen, oder würden sie diese Ordnung ignorieren? Ach so: der Herrschaft natürlicher Zyklen würden sie sich also immer noch unterwerfen. Klingt irgendwie inkonsequent, denn dann müsste ja ein Tyrann nur noch dem Volke bescheinigen, dass seine Herrschaft natürlicher Art ist. Eine Ideologie erkenne ich immer an der "Hintertür für Tyrannen", wie ich es mal nennen will.

Alles, was links ist, hat bei wohlgefälliger Betrachtung das Ideal zum Ursprung, den Menschen aus einer Knechtschaft des Kapitals zu befreien. Man nimmt dann an, dass die "Herrschenden" Ursache des Leides sind. Die "Herrschenden" aber sind aktuell die Kapitalisten. Nun vermischt sich die Kapital(ismus)-Kritik (Marx) mit der unheiligen Verallgemeinerung, alle Kapitalisten sind als die Herrschenden die Ursache des Leides, was zu kurz gedacht ist.

Zwar trifft man aktuell eine ganze Menge, die als Kapitalisten herrschend sehr viel Leid verursachen, aber dennoch schlägt man damit die "Besten" (griechisch: aristo). Die "Besten" aber halten die Ordnung aufrecht!
Die Aristo-Kratie wurde durch eine Oligarchie oder Oligokratie abgelöst. Es herrschen durch Tricks und Kniffe nicht die Besten, sondern die "Wenigen" (griechisch. Oligo).

Nun heisst das keineswegs, dass ich persönlich mir eine Form von Aristokratie zurückwünsche, weil durch Sprachverformung gegenwärtig eine Aristokratie etwas darstellt, was "wir-uns-nicht-antun-wollen, weil-wir-nicht-glauben, dass-ein-Titel-und-ein-Schloss-das-Beste-repräsentieren"
Wäre die Sprache wahrhaft, wäre ein Aristo-Krat der Beste, mit der Befugnis, zu herrschen. Aufgrund der, sagen wir, gegenwärtig allen Menschen innewohnenden Bequemlichkeit hat sich nur das "Krat", also die Herrschaft erhalten - gewissermaßen verselbständigt, wird aber lange nicht mehr vom "Besten" ausgeübt, sondern sammelt sich bei den "Wenigen" (Oligo-Kraten). Diese müssen ihre Herrschaft (Krat) schützen durch Technologie und Formalitäten (Technokratie, Bürokratie).

Das Volk hat aber das Glück, Einfluss nehmen zu können in unseren Breiten (Demo-kratie). An der Tagesordnung ist das Ausbalancieren der Kräfteverhältnisse zwischen 3 Kräften: die Wenigen gegen die Besten, die Besten für die Vielen (Volk).

Jetzt sieht man, warum die Zerstörung von Herrschaft (Krat) gar nichts bringt, ausser Chaos. Denn es fehlt den Frankfurtern der Bezug. Herrschaft als Prinzip ist Vermittlerin.

Noch eine Kleinigekeit will ich loswerden: Ich höre immer wieder das Argument, dass, wer herrscht, automatisch der Beste sein muss. Da ist in Bezug zu krimineller Energie und in Bezug zu Gier, Skrupellosigkeit und Herrschsucht sicher etwas Wahres dran: Die Machthabenden sind aktuell sicher die Besten in Punkto Herrschsucht, Gier und Skrupelfreiheit. Ihre Seins-Stufe aber ist die von Kriminellen.

Das sind meine Beobachtungen und Schlüsse.

Gruß!
Lecithin


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