Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Jein! @ ChrisTine

Guildo, Tuesday, 02.05.2006, 06:27 (vor 6570 Tagen) @ ChrisTine

Als Antwort auf: Re: Jein! von ChrisTine am 30. April 2006 14:01:14:

Das mag richtig sein und würde ich auch nicht abstreiten.
Allerdings stelle ich mir auch die Frage, ob Du bzw. Ihr Männer mal darüber nachgedacht habt, daß Ihr den Frauen auch ein mächtiges Instrument in die Hand gebt, das diese als Menschen genauso ausnutzen, solange sie die Möglichkeit dazu haben.

Du stellst es so dar, als ob der Mann sich aus freien Willen dazu entschließt. Ein Trieb zeichnet sich ja dadurch aus, das er ein Bedürfnis ist, das nicht der freien Entscheidung des Betroffenen entspringt.

Ich untermauere das ganze auch mit einem Beispiel, daß mir mein Mann am Anfang unserer Beziehung erzählt hat. Er hat, solange er zurück denken kann, onaniert. Es ging auch gar nicht anders, zu stark war dieser Druck ständig bei ihm. Als er mit seiner heutigen Ex-Frau (die wiederum vorher auch verheiratet gewesen war) in die Krise kam, meinte auch diese, ihn mit Sexentzug "bestrafen" zu können. Dieser Versuch ist allerdings fehlgeschlagen, da es für meinen Mann kein Problem war, auf Handbetrieb umzustellen...

Damit löst man nicht das Problem, sondern kommt einer alten Forderung vieler Frauen nach: Der Mann soll die Frau gefälligst mit seinen Trieben in Ruhe lassen. Wenn er es nicht mehr aushält, soll er sich doch ins stille Kämmerlein zurückziehen und sich diskret und frauenfreundlich seines Drucks entledigen.

Im Grunde genommen will ich damit sagen, daß viele Männer leider nur zu gerne darauf anspringen, wenn eine Frau ihr Bedürfnis nach Sex signalisiert. Wie war das noch mit Angebot und Nachfrage...
Wenn ein Angebot ständig zur Verfügung steht und man bzw. Frau jederzeit darauf zugreifen kann, wie es ihm genehm ist, dann muß man sich nicht wundern, daß das nicht funktioniert. Etwas, daß man stets zur Verfügung hat, wenn es die eigene Laune zuläßt, wird irgendwann uninteressant.

Nun, da hast du vollkommen recht. Nur besteht die Lösung nicht im Verzicht, denn das ist es doch, was die Feministinnen erreichen wollen. Daher wird auch jeder Mann, der versucht, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen (zB. indem er im Ausland auf Brautschau geht oder sich seine sexuellen Abenteuer lieber in Thailand holt als in der Vorstadtdisco mit übersättigten und feisten deuschen Frolleins), auch als Totalversager und potentieller Vergewaltiger diffamiert.

Hier habe ich eine Theorie, wo ich nicht weiß, ob sie stimmt.
Ich vermute, daß hier die christliche Morallehre eine große Rolle spielt. Früher war eine Frau, die ihren Körper so einfach mit nichts, Dir nichts zur Verfügung stellte, eine Hure. In der Ehe durfte es den Beischlaf nur zur Kinderzeugung geben und so wurden die Frauen von Anfang an dazu erzogen, ihren Körper nur ihrem Ehemann (teilweise) zur Verfügung zu stellen. Das hat tausende von Jahren funktioniert und jetzt soll dieses Tabu so einfach gebrochen werden? Auch heute schwirrt noch in den Köpfen von einigen Männern herum, daß eine Frau eine Schlampe ist, wenn sie anders handelt. Aus diesem Kontext heraus denke ich mir, daß es noch einige Jahrzehnte dauern wird, bis beide Seiten akzeptiert haben, daß Sexualität etwas normales und wunderbares ist. Erst wenn dieser Zustand erreicht ist, kann es mMn freie Sexualität geben.

Zum Teil trifft dies zu. Allerdings gab es diese Einstellung auch schon in vorchristlichen Zeiten, zB. im heidnischen Rom. Zudem ist der Einfluß des Christentums sehr geschrumpft und die meisten Tabus wurden in den 70er hinweggespült.

Gruß - Christine

ebenfalls herzlichen Gruß - Guildo


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