Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Hier wendet sich der Gast mit Grausen...

hquer, Sunday, 03.12.2006, 00:05 (vor 6568 Tagen) @ Nihilator

Servus Nihilator!

Ich lese ja gern, was Du hier so zum Besten gibst, aber mit Deinen
Lobpreisungen von Döge/Volz (als Dritter im Bunde ist Zulehner zu
erwähnen) und dieser Studie von 2003 hast Du dann doch einen echten Griff
in die Tonne gemacht, wie ich finde.
Vorneweg: diese Studie ist eigentlich kalter Kaffee. All das schreibt Döge
bereits in seinem Buch "Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik" von
2001, welches mir vorliegt und das ich auch gelesen habe.

Danke. Für mich ist sachliche Kritik kein Problem, im Gegenteil, sie ist fantastisch! Ich kann dadurch noch eine Menge lernen. Hättest Du mich dagegen einen lila Pudel geschimpft, damit hätte ich ein Problem, denn das bin ich nicht!
Ich habe den Beitrag wohl etwas voreilig als Basiswissen qualifiziert. Ein etwas mulmiges Gefühl hatte ich beim Abschicken, konnte es aber nicht so recht einordnen. Trotzdem war es gut, den Beitrag abzuschicken. So konnte produktiv darüber diskutiert werden.
Was mir spontan gefiel war die Aussage, dass Genderpolitik lediglich Frauenpolitik ist (aber in der Öffentlichkeit als Gleichberechtigung verkauft wird). Da liegt ein grosser Hund begraben d.h. die Darstellung einer Ungerechtigkeit (Gleichstellung führt zwangsläufig dazu) als Gerechtigkeit. Es gibt aber eine Reihe weiterer verscharrter Hunde.

Statt Frauen- nun die Männerquote? Volz formulierte es so: "Wer mehr

Frauen > im Management von Unternehmen möchte, muss zugleich Männern die
Möglichkeit > eröffnen, sich mehr in der Familien- und Betreuungsarbeit zu
engagieren."

Ja wer möchte das denn? Und warum vor allen Dingen? Sind das eigentlich
gesellschaftlich sinnvolle Zielsetzungen?
Wer mehr Fische fliegen und mehr Falken schwimmen sehen will, der muß halt
welche einfangen und versuchen, ihnen das Erwünschte beizubringen. Nur wozu
denn, verdammt nochmal?

Logisch gesehen ist die Aussage richtig, dass man nicht einfach die Männer aus den Unternehmen drängen kann ohne ihnen Familienarbeit schmackhaft zu machen. Allerdings sind Deine Fragen berechtigt. Muss denn etwas, das sich bewährt hat, verändert werden? Und warum? Wenn Frauen schon Unternehmen führen wollen, dann müssen sie auch die entsprechende Leistung zeigen und nicht durch Quoten bevorzugt werden. Es kommt immer wieder auf das gleiche hinaus: Gleichberechtigung bedeutet keineswegs gleiche Resultate, sondern gleiche Zugangschancen. Hier wird ein Etikettenschwindel betrieben. Ein Schwindel, den aber sehr viele nicht durchschaut haben.

Und dabei sieht er doch selber, daß es nicht funktioniert: das, was die
Frauen sich angeblich so wünsch(t)en, wollen sie nicht. Frauen selbst
sagen oft genug, man solle nicht so ernst nehmen, was sie sagen. Nicht
alles ist zu Ende gedacht und taugt als Basis für ein politisches
Programm. Wir haben den hirnrissigen Fehler gemacht, alles für bare Münze
zu nehmen. Fehlt nur noch der -ebenfalls typisch weibliche- Vorwurf, ihr
hättet uns eben daran hindern müssen. Ja, hätten wir, statt uns auf jeden
Gehirnfurz zu stürzen und ihn begierig umzusetzen.
Was denkt der denn, was getan werden muß, damit die Frauen endlich nicht
mehr "verharren"? Noch mehr Propaganda?

"Nicht alles ist zu Ende gedacht" würde ich eher so formulieren "fast nichts ist zu Ende gedacht". Vor allem wird auch alles und das Gegenteil von allem behauptet. Poststrukturalismus eben. Was unsere Fehler angeht, muss differenziert werden. Einmal die jahrhundertealte Tradition, den Frauen alles Recht zu machen und sie zu beschützen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Dazu kommen seit 68 typisch linke Forderungen nach Quoten, Frauenförderungen und Gleichstellungen. Das ist eine letale Mischung.
Männer haben untätig zugeschaut gleich aus mehreren Gründen. Erstens die Schuldgefühle gegenüber Frauen, zweitens der Beschützerinstinkt, drittens der Rollenstatus.

Im Grunde kann man Döges Haltung als Radikalfeminismus mit menschlichem
Antlitz bezeichnen. Vielleicht etwas besser als der ohne, aber auch nicht
wirklich gut. So kommen wir nicht weiter.

Werde mich in Zukunft noch genauer mit Döges Forschung beschäftigen. Dennoch habe ich ihn vorerst so eingeordnet, dass er mit einem Dieter Otten nicht zu vergleichen ist. Der mit seinem Konzept des edlen Ritters, das ist wirklich ein Pudel wie er im Buche steht. Otti war von der Wucht des Widerhalls, den seine Thesen in der Szene ausgelöst haben, selbst am meisten überrascht.


Die Studie trete ich zwar nicht in die Tonne, aber zurück in die Schublade. Ich habe aber noch einiges im Köcher, keine Sorge.

Gruss,
hquer


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