Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wofür?

Cardillac, Sunday, 18.12.2011, 20:01 (vor 4724 Tagen) @ Holger

Marx beschrieb den Kapitalismus als historisch prozessierenden Selbstwiderspruch: Einerseits generiert das Kapital Wert und Mehrwert letztendlich immer nur aus der Ausbeutung menschlicher Arbeit, andererseits untergräbt es - konkurrenzgetrieben - die substanzielle Quelle des Profits durch permanente Steigerung seiner Produktivkraft, also Herausdrängen der Arbeit aus dem Produktionsprozess. Die ungeheure Dynamik, die dieses Gesellschaftssystem dadurch entwickelt, machte mehrfach Modernisierungen der gesellschaftlichen Konfiguration nötig. Linke machten häufiger den "Fehler", solche Modernisierungen innerhalb des Kapitalismus für Zeichen seiner Auflösung zu nehmen und sich emphatisch an ihre Spitze zu setzen und sie mit dem moralischen Kredit einer ersehnten gesellschaftlichen Umwälzung auszustatten.

Die sich im Gefolge der 68-er Studentenbewegung breitmachenden popkulturellen, feministischen und ökologischen Bewegungen waren von dieser Art und fanden z.B. in Marcuse einen ihrer Theoretiker. Wer hätte damals aber auch wissen können, dass diese sich damals mit sozialistischer Utopie schmückenden Neuanfänge heute in einen totalitären, genderbürokratisch und ökokommerziell agierenden Gewaltapparat münden würden. Da sich Feminismus und Ökologismus in allen entwickelten Staaten dieser Erde fest installiert haben, gehe ich davon aus, dass sie nicht zufällig da sind und erst recht nicht "Fortsetzung des Marxismus mit anderen Mitteln" sind, sondern notwendig und konstitutiv für den fortgeschrittenen Kapitalismus, insbesondere in seiner neoliberalen Verfasstheit.

Feminismus und Guantanamo sind nicht der gute und der böse Pol einer heterogenen Wirklichkeit, sondern als wechselseitig bedingende Elemente einer nie dagewesenen ethischen Verkommenheit (auch Auschwitz gehört in diese Kategorie biopolitischer Ermächtigungen einer entgrenzten Staatlichkeit; Hitlers erste Gesetze betrafen die genetische Gesundheit des deutschen Volkskörpers und waren eine Novum in der damaligen Staatslenkung, heute prasseln Gesetze und Vorschriften dieser Art wie eine Dauerregen auf uns nieder) zu verstehen.

Erstmal das; Rest später. C.


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