Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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From Hell

katja, Sunday, 02.07.2006, 10:19 (vor 6916 Tagen) @ Nihilator

Moin nihi,


Äh Katja, DAS habe ich nun noch von keiner Feministin vernommen.
Kindeswohl ist Femis doch scheißegal - Kind, meinetwegen, aber stören darf
es MEIN sonniges Leben nicht. Was sonst soll von Ultra-Egoistinnen auch
kommen?

DAS ist nun feministisches Gequatsche. Von unterschiedlichen
Lebensentwürfen reden, aber partout anderen in die Ihren hineinregulieren
wollen.
Jeder darf gern seine Vorstellungen von "optimaler" Kindererziehung haben,
dazu gehört auch, einen vierteljährigen Säugling 6:00 aus dem Schlaf zu
reißen, bei der Sammelverwahrung abzugeben und um 18:00 wieder abzuholen.
Hindern kann man Eltern nicht daran, es ist ihre
Verantwortung(-slosigkeit).
Mir stellt sich dabei nur die drängende Frage, WOFÜR solche Eltern Kinder
haben wollen.

Frauen fordern doch momentan eher eine möglichst konsequenzenfreie Auszeit, die möglichst lange gehen soll, keine finanziellen Verluste bringt und keine Verzögerung in Karriere bedeutet. Dafür gibt es Geld. Getrennte Frauen sind über Jahre versorgt und die Begründung dafür ist immer das Kindeswohl. Das ist für mich die feministische Denkweise im negativen Sinn, die sagt, das Kind kann nur von der Mutter gut versorgt werden, bzw. ist es das, was vom soganannten Staatsfeminismus gefördert und propagiert wird.

Es mag ja für manche Jobs funktionieren, die meisten verkraften einen mehrjährigen Austieg, noch dazu knapp nach Ausbildung oder Studium nur sehr schlecht und ein Wiedereinstieg wird gänzlich unmöglich. Der Wunsch, den studierten Beruf auch auszuüben, ist für mich absolut verständlich und hat nichts mit Egoismus oder sonnigem, störungsfreien Leben zu tun.

Ich habe mal in einem Seminar eine Frau getroffen, die ca. 8 Jahre nicht mehr im Beruf stand. Ihr Anliegen war, sich zu bemühen, wieder Anschluss zu finden. Aufgefallen ist diese Frau durch dermassen naive und unrealistische Vorstellungen von der Arbeitswelt, dass ich jeden Arbeitgeber verstehen konnte, der sie nicht eingestellt hat. Das muss sicher nicht für jeden zutreffen, aber analog vieler Langzeitarbeitsloser ist es vielen einfach nicht mehr möglich, sich im Arbeitsleben zurechtzufinden. Eine andere Freundin ist drei Jahre raus und sucht schon einige Monate erfolglos nach einem Job. Jeder, der mal eine Zeit lang erfolglos Bewerbungen geschrieben hat, weiss wie frustrierend das ist. Das ist auch gar nicht frauenspezifisch, ich hatte auch ein Gespräch mit einem Mann, der während seines Germanistik Studiums die Betreuung der zwei Kinder übernommen hat. Das Studium hat sich entsprechend hingezogen und im Grunde war ebenso frustriert, da sich die Jobausichten langsam aber sicher gen Null bewegten.

Ich verstehe durchaus deine Ansichten. Aber wenn du die Situation zweier karrieregeiler Eltern, die morgens um sechs aus dem Haus gehen und das Kind nur noch schlafend erleben, als Massstab für alle Eltern hernimmst, die nach einer sinnvollen Vereinbarung von Beruf und Familie suchen, scheint mir das auch ein wenig unrealistisch.

Sehr richtig. Und da ist DschinDschins Post sehr interessant:
http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=4482
Was fördern wir da eigentlich, Gesundes oder Krankes? Worauf konzentriern
wir uns - auf die, die am lautesten jammern, oder auf die die wirklich
Hilfe benötigen? Erzielen wir mit den eingesetzten Mitteln bestmögliche
Wirkung oder zielen wir ziemlich falsch?

Aber zu Deiner Beruhigung: für flächendeckende und kostenlose
Kinderbetreuung trete auch ich ein. Weil ich für Wahlfreiheit bin, eben
liberal.

Gute Fragen. Ich habe DschiDschins Post noch nicht gelsen, hole das später mal nach. Kostenlos muss die Kinderbetreuung nun wahrlich nicht sein, bloss bezahlbar und Anreiz für die Aufrechterhaltung eines zweiten Einkommens.

Wenn ich für mich ein Positivszenario entwerfe, gehen beide Eltern 80% arbeiten, bringen ihr Kind morgens um neun in die nahegelegene (am besten firmeneigene) Krippe, können einen Teil ihrer Mittagspause mit dem Kind verbringen und holen es gegen 16 Uhr wieder ab. Je nach an Präsenzanforderungen oder gelegentlichen Überstunden am Arbeitsplatz in einem sinnvollen Wechsel. Idealerweise gibt es noch Grosseltern, die einen Teil der Betreuung im Wechsel mit der Krippe übernehmen können und wollen. Es ist akzeptiert, Arbeiten, die keine unbedingte Präsenz am Arbeitsplatz erfordern, auch zu Hause zu erledigen, Präsentationen oder Projektberichte lassen sich bei entsprechender Vernetzung problemlos am Abend erledigen.

Soweit so gut, ich gebe zu, das ist auch nicht sehr realistisch. Mein Eindruck ist, dass die staatliche Einflussnahme da überhaupt relativ wenig Einfluss hat. Erstens bleibt die Entscheidung für Kinder immer noch eine ganz persönliche, die nicht so einfach durch ein paar Anreize beeinflusst bzw. durch ein fehlende Anreize verhindert wird.
Zweitens bedingen - wenigstens in meinem Wunschszenario - alle Veränderungen Eingriffe in die betrieblichen Strukturen. Es nützt ja wenig, wenn sich Firmen als frauenfreundlich bezeichnen, weil sie viele Frauen beschäftigen, diese jedoch fast ausnahmslos kinderlos sind.

Also, Fazit: Ich weiss auch kein Patentrezept.

Gruss

katja


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