Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mal was für unseren Intellektuellen

susu, Saturday, 08.07.2006, 18:06 (vor 6924 Tagen) @ DschinDschin

Im folgenden Text (vorsicht, 43 Seiten) meldet sich mal der akademische
Feminismus zu Wort.
Für Nichtakademiker: Laßt euch bloß nicht von den Titeln und der
unverständlichen Sprache verwirren. Man kann auch bananle Zusammenhänge
kompliziert ausdrücken.

Ich setze den Link noch mal, deiner funzt nicht:
http://www.uni-tuebingen.de/uni/f07/download/klinger-modpol.pdf

Ich gehe mal auf ein paar Punkte ein:
"Die neuere feministische Geschichtsforschung hat in mehr als einer Hinsicht
Zweifel an diesem Fortschrittsoptimismus gesät. Nach der einen Seite
hin hat sie zutage gefördert, dass die Lebensbedingungen von Frauen vor
dem Anbruch der Moderne keineswegs so homogen und schon gar nicht so
homogen finster und negativ gewesen sind, wie oft unterstellt wird."

2000 Jahre Patriarchat? Die neue feministische Geschichtsforschung zeigt, daß das Kappes ist. Die Gegenposition vertreten A.Schwatzer, Klaus und ein Schweizer Männerhistoriker, der zwar unbedingt feministische Forschung berücksichtigen will, damit aber offensichtlich nicht die, die nicht im Einklang mit der Meinung von ihm, Klaus und Alice steht.

"Der Festlegung der Frau auf die schönen und menschlichen Eigenschaften, die in der Privatsphäre ihren Ort haben sollen, entspricht auf der anderen Seite die Festlegung des Mannes auf die harten, eigennützigen und kompetitiven Eigenschaften der politischen und ökonomischen Sphäre, die im Zuge der Entfamiliarisierung von Politik und Ökonomie gewissermassen gemeinsam mit dem Mann das Haus verlassen haben."

Auch ein Interessanter Punkt. In dem Maße in dem die häusliche Sphäre mit dem weiblichen und gleichzeitig mit dem Versprechen Individuellen Glücks verbunden wird, entsteht genau hier die Grundlage für die These, Frauen seien die besseren Menschen. Die Reduktion des Mannes auf die harten, egoistischen und kompetitiven Eigenschaften muß aufhören.

"Es scheint mir auch zutreffend, dass eine nicht unbedeutende Minderheit bürgerlicher Frauen, die Möglichkeiten der Bildung, der Kultur und auch des karitativen sozialen Engagements, die ihnen die neue Weiblichkeitsideologie eröffnete, nutzen konnten und wollten. Ich bin darüberhinaus sogar überzeugt, dass Frauenbewegung und Feminismus nicht hätten entstehen können, ohne die grundlegende Um- und Aufwertung von Weiblichkeit, die aus der Projektion der Eigenschaften der Privatsphäre auf die Frau resultiert. Die Idee der Alterität zu den als männlich und zugleich als negativ definierten Merkmalen der Moderne war für Frauen und Frauenbewegung anschlussfähig."

Lese ich da Kritik an einer Frauenbewegung, die sich die "Idee der Alterität" auf die Fahnen schreibt? Ich glaube schon.

Als problematisch sehe ich an dem Artikel die elichtfertige Argumentation mit sowohl Adorno/Horkheimer als auch Foucault, die insbesondere, wenn es um die Existenz eines freien Subjekts geht deutlich divergieren. Ebenso die Anmerkungen zu den Naturwissenschaften, die nach meinem Erachten primär aus einem Mangel an tatsächlicher Betrachtung dieses speziellen Diskurses herrühren (wenn ich über Biologismus schreiben will, sollte ich mir zumindest Goulds "The mismeasure of man" durchlesen). Trotzdem ein interessanter und in weiten Teilen guter Text.

susu


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