Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Unterschiede zwischen Alice und Klaus

Robin Hood, Saturday, 08.07.2006, 19:11 (vor 6925 Tagen) @ susu

Im folgenden Text (vorsicht, 43 Seiten) meldet sich mal der akademische
Feminismus zu Wort.
Für Nichtakademiker: Laßt euch bloß nicht von den Titeln und der
unverständlichen Sprache verwirren. Man kann auch bananle Zusammenhänge
kompliziert ausdrücken.


Ich setze den Link noch mal, deiner funzt nicht:
http://www.uni-tuebingen.de/uni/f07/download/klinger-modpol.pdf

Ich gehe mal auf ein paar Punkte ein:
"Die neuere feministische Geschichtsforschung hat in mehr als einer
Hinsicht
Zweifel an diesem Fortschrittsoptimismus gesät. Nach der einen Seite
hin hat sie zutage gefördert, dass die Lebensbedingungen von Frauen vor
dem Anbruch der Moderne keineswegs so homogen und schon gar nicht so
homogen finster und negativ gewesen sind, wie oft unterstellt wird."

2000 Jahre Patriarchat? Die neue feministische Geschichtsforschung zeigt,
daß das Kappes ist. Die Gegenposition vertreten A.Schwatzer, Klaus und ein
Schweizer Männerhistoriker, der zwar unbedingt feministische Forschung
berücksichtigen will, damit aber offensichtlich nicht die, die nicht im
Einklang mit der Meinung von ihm, Klaus und Alice steht.

"Der Festlegung der Frau auf die schönen und menschlichen Eigenschaften,
die in der Privatsphäre ihren Ort haben sollen, entspricht auf der anderen
Seite die Festlegung des Mannes auf die harten, eigennützigen und
kompetitiven Eigenschaften der politischen und ökonomischen Sphäre, die im
Zuge der Entfamiliarisierung von Politik und Ökonomie gewissermassen
gemeinsam mit dem Mann das Haus verlassen haben."

Auch ein Interessanter Punkt. In dem Maße in dem die häusliche Sphäre mit
dem weiblichen und gleichzeitig mit dem Versprechen Individuellen Glücks
verbunden wird, entsteht genau hier die Grundlage für die These, Frauen
seien die besseren Menschen. Die Reduktion des Mannes auf die harten,
egoistischen und kompetitiven Eigenschaften muß aufhören.

"Es scheint mir auch zutreffend, dass eine nicht unbedeutende Minderheit
bürgerlicher Frauen, die Möglichkeiten der Bildung, der Kultur und auch
des karitativen sozialen Engagements, die ihnen die neue
Weiblichkeitsideologie eröffnete, nutzen konnten und wollten. Ich bin
darüberhinaus sogar überzeugt, dass Frauenbewegung und Feminismus nicht
hätten entstehen können, ohne die grundlegende Um- und Aufwertung von
Weiblichkeit, die aus der Projektion der Eigenschaften der Privatsphäre
auf die Frau resultiert. Die Idee der Alterität zu den als männlich und
zugleich als negativ definierten Merkmalen der Moderne war für Frauen und
Frauenbewegung anschlussfähig."

Lese ich da Kritik an einer Frauenbewegung, die sich die "Idee der
Alterität" auf die Fahnen schreibt? Ich glaube schon.

Als problematisch sehe ich an dem Artikel die elichtfertige Argumentation
mit sowohl Adorno/Horkheimer als auch Foucault, die insbesondere, wenn es
um die Existenz eines freien Subjekts geht deutlich divergieren. Ebenso
die Anmerkungen zu den Naturwissenschaften, die nach meinem Erachten
primär aus einem Mangel an tatsächlicher Betrachtung dieses speziellen
Diskurses herrühren (wenn ich über Biologismus schreiben will, sollte ich
mir zumindest Goulds "The mismeasure of man" durchlesen). Trotzdem ein
interessanter und in weiten Teilen guter Text.

susu

Alice: Frauen sind benachteiligt ; Klaus: Frauen werden bevorzugt

Alice: Gleichstellung ; Klaus: natürliche Ordnung

Alice: Quotierung ja ; Klaus: Quotierung nein

Alice: Frauen und Männer sind gleich ; Klaus: unterschiedliche Begabungen

Alice: ja zu Unterhaltszahlungen ; Klaus: nein zu Unterhaltszahlungen

Alice: Matriarchat beste Gesellschaftsform; Klaus: Patriarchat beste Gesellschaftsform

Alice in allem recht markante Unterschiede, die du da wegwischen möchtest.

RH


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