Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Stadtmensch, Sunday, 21.05.2006, 05:16 (vor 6765 Tagen) @ Moni
bearbeitet von Stadtmensch, Sunday, 21.05.2006, 05:24

Hi Moni,
schön, dich hier wieder zu lesen.

Du schreibst:

Ein Leben ohne Sex? Ist das aus deiner Sicht tatsächlich erstrebenswert?«

Ein Leben ohne Sex ist sicher für die meisten durchschnittlichen Menschen nicht erstrebenswert. Aber auch die Menschen in Klöstern z.B. sind ja wahrhafte Menschen, die Respekt verdienen. Menschen sollten nicht daran gemessen werden, wie oft oder ob sie überhaupt Sex haben. Auch ist es nicht okay zu sagen, dass die Leute mit einem geringen Attraktivitätsgrad eben Pech gehabt haben und zur Selbsbefriedigung greifen müssen. Ein kleiner Unfall reicht: ein verlorener Arm oder ein verkrüppeltes Bein, eine Querschnittslähmung oder eine Hirnverletzung - und schon findet man sich selbst auf der Seite der Menschen wieder, die für viele andere sexuell nicht mehr attraktiv sind.

Das Problem ist nicht, wie oft oder ob man überhaupt Sex mit anderen hat, sondern ob Sexualität das Mittel ist, mit dem Dinge wie Partnerschaftlichkeit, Vertrauen, Verlässlichkeit und Versöhnungsfähigkeit (elementare menschliche Dinge, wie ich meine) untermauert werden. Demgegenüber ist Sex aus reiner Gier natürlich nicht verboten, aber doch eher eine singuläre Angelegenheit und keine herzerwärmende Langzeitperspektive zwischen sich respektierenden Partnern. Auf irgendeinem Sensations-TV-Sender (war's N24?) kam mal genau dazu eine Reportage. Sex als Mittel, um beispw. das Immunsystem zu stärken, geriert sich dann optimal, wenn neben den rein technischen Aspekten (wie oft, wie geil, wie lange) eben auch die >weichen« Parameter stimmen wie emotionale Nähe, Verlässlichkeit, Vertrauen usw.; also solche Parameter, die vordergründig erstmal nicht unmittelbar mit Sexualität in Verbindung stehen und auch für sich alleine stehen könnten.

Ich erzähle sicher nichts Neues, wenn ich sage, dass Sex (vor allem von Frauen) heutzutage und latent schon immer als Druckmittel eingesetzt wird, mit dem sie ihre persönlichen Ziele - und sei es >nur« die nimmersatte Bestätigung ihrer persönlichen Eitelkeit - durchsetzen. Insofern ist Ferdis Warnung in Ordnung. Ich würde ihm sogar soweit Recht geben, dass das Verweigern oder das konsequente Vermeiden sexueller Beliebigkeiten nicht nur für einen Mann Selbstschutz in unseren frauenzentrierten Zeiten darstellt, sondern vielfach Bedingung dafür ist, zu eigenen (männlichen) Lebensmaßstäben außerhalb sexueller Verwicklungen zu gelangen, zu sich selbst zu finden, produktiv zu sein, innovativ zu sein. Die klassischen Reproduktionsbedürfnisse, die Suche nach einer Partnerin (mit der man z.B. halbwegs sicher sein kann, auch die eigenen Nachkommen großzuziehen) und nicht zuletzt die Absicherung einer Partnerschaft sind nämlich Unterfangen, die Ressourcen binden wie blöd, insbesondere wenn es eben um Familienplanung geht.

Es kann ja sein, dass viele Frauen einfach nicht wissen, wie sie mit ihrer Lust umgehen müssen. Doch das ist nicht das Problem der Männer. Wenn sie nicht zum Orgasmus kommen, kann das nicht heißen, dass Männer darauf warten oder noch einen Rosenstrauß obendrauf legen müssen. Ich sehe ja ein, dass es für viele Frauen ein Problem ist, sexuell selbstsicher zu sein, aber logischerweise reduziert das die Anzahl möglicher glücklicher (!) sexueller Beziehungen für einen Mann drastisch bzw. vergrößert die Möglichkeit, an genau die Falsche zu geraten, enorm. Nein, ich will dir persönlich nicht absprechen, dass du dich wahrscheinlich anders verhältst; aber es ist nicht die Normalität.

Nochwas fällt mir auf. Es geht jedesmal ein Aufschrei durch die Frauschaft, sobald Männer einmal nicht auf die objektiv vorhandenen oder subtil suggerierten Lustsignale der Frauen reagieren. Frauen wie Männer haben über lange Zeit verinnerlicht, dass Sexualität eine Art Belohnungssystem ist. Nun gibt es auf einmal aber immer mehr Männer, die sich diesem Mechanismus entziehen. Zwar kann ich nicht für alle Männer sprechen, aber ich kann ziemlich genau sagen, weshalb ich persönlich ein spontanes, sexuelles Interesse inzwischen immer mit Ablehnung quittiere: Es offenbart IHREN Charakter in Konfliktsituationen, es offenbart, ob es ihr um meine Person (Persönlichkeit) geht oder um meine Fähigkeiten, gewisse romantische - und zwar ausgesprochen einseitige - Vorleistungen zu erbringen. Schließlich will ich - oh Wunder - doch am liebsten um meiner selbst willen geliebt werden und nicht, weil sie mich nach ihrem Verständnis leicht erziehen und konditionieren kann. Meine Erfahrung lehrt mich, dass solche Frauen, die sich tatsächlich die Mühe des Kennenlernens machen und die den Menschen (nicht den Mann, den idealisierten) meinen, in unserem Land praktisch nicht vorkommen. Naja, dann sollen sie eben dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, denke ich mir. Es gibt soviele schönere Dinge, als Frauen nachzusteigen. Aber zugegeben: Das sagt hier einer, der sich sattgegessen hat. Für jüngere oder unerfahrenere Männer ist das schwer.

Herzliche Grüße
Stadtmensch

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Desire is irrelevant. I am a machine.


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