Rollenklischees (Allgemein)

Bribornbe, Thursday, 19.12.2013, 13:08 (vor 4012 Tagen)

zur frage, warum frauen kaum naturwissenschaften studieren, gibt es für mich bzw. uns eine klare antwort;
weil es nicht den geschlechterrollenklischees entspricht!

jede person will für das, was sie/er macht, auch gelobt, bewundert, schlicht BELOHNT werden. sobald aber frauen (und männer) den `angestammten` tätigkeitsbereich überschreiten, gar konterkarieren, d.h. inhaltlich und aktiv sich etwas aneignen, daß bis dato als `dem anderen geschlecht zugehörig`galt, regnet es sanktionen der (a)sozialen umgebung.

auffallend, daß nach wie vor die meisten mädchen irgendwas lernen, was mit menschen oder tieren zu tun hat. soziales, geisteswissenschaftliches, psychostudien, ärztetätigkeiten, ernährungsberatung, mode, friseurinnen etcetc...der ganze dienstleistungsbereich, vorrangig in der nachgeordneten hierarchieebene angesiedelt, der inzwischen klassische beruf der sekretärin z.b. sei er/siewähnt uswusw...all das hat klar mit dem einhalten des geschlechterrollenklischees zu tun.

(dem manne) dienend, zuarbeitend, sich mit lebendigem und dessen versorgung befassend, lebenserhaltend am objekt selbst zu wirken (ärztInnen, war früher auch ein reiner männerberuf!), das geht grad`noch, wird sozial akzeptiert.

technik als solche entwickelte sich aber vorrangig über`s militärische!
das heißt immer auch implizit; ZU TÖTEN!

also; pfuipfui für die holde weiblichkeit.
total pfui heißt`s für`s kollektive unbewußte, sich als frau damit dominant zu befassen!!!

mein partner ist naturwissenschaftler, agiert tlw. aber außerhalb des geschlechterrollenklischees. unsere wahltochter widerum machte vor kurzem den dipl.ing in TECHNISCHER chemie. war eine von zweien im studium an der tu-wien. ich coachte sie zwischendurch regelrecht, besprach oft die machtkämpfe, das mobbing, dem sie dabei ausgesetzt war...sind typische sachen passiert, kenne ich von meiner ausbildung als metallhandwerkerin vor 30 jahren, als ich z.b. mal das einzige mädchen in der klasse war (htl steyr). da zerstörten die jungs mir sogar das wertvolle, oft selbstgemachte werkzeug, nur um mich auszuschalten usw... die prof`s hatten zu tun, das auszugleichen zu helfen.

oder; bei einer excursion eines berufsorientierungskurses in wien ca. 1988, 1989, waren etwa 20 frauen in betreuung. fast alle waren wg. babypause und/oder gesundheitlicher probleme aus dem früheren arbeitsfeld ausgeschieden worden, auch übertretungen des geschlechterrollenklischees (z.b. eine höchstqualifizierte lesbe reagierte auf anmachen des chefs äußerst negativ) spielten eine überragende rolle.
es war eine farce; da gab es u.a. die attraktive blonde ex-ddr-lerin, die in ihrer heimat ganz selbstverständlich als lokführerin gearbeitet hatte, `nur` wegen heirat und kind bekommen nach österreich übersiedelt war, und dann hier nichts adäquates zum arbeiten gefunden hatte. mit anderen, großteils sogar `überqualifizierten`frauen in diesem berufsorientierungskurs saß und sich von sozialarbeiterinnen und psychologinnen, die sonst oft ebenfalls erwerbsabeitslose spielen mußten, betreuen lassen mußte. nix gegen bisserl kreatives kleinhandwerk, lernte das ursprünglich selber (graveurin, ziseleurin, metallbearbeitung), aber das...seufz...

mir war damals längst bewußt, was ich hier tippe. versuchte, thematisch zu hinterfragen, nona. wurde, wie üblich, hptsl. abgeblockt. erntete, wie üblich, in diesem reinen frauenprogramm (!), den vorwurf; `ich denke und rede ja wie ein mann`usw...was mir nix ausmacht, im gegenteil. zu hause schimpfte ich dann feste. mein frau/mann wenigstens verstand mich, himmelschimmeldonnerwtter nochmal!!!

ging denn gar nix weiter? immerhin waren da ja in diesen strukturen (sozialistinnen, gewerkschaften, arbeitsämter, betreuende psychoprofs undund) jede menge `politisch bewußte`frauen aktiv! bezahlt!

typisch eine szene; excursion war angesagt. lehrwerkstätte im umfeld des ögb wurde besucht. tolle werkstätten, beste ausrüstungen, maschinen, computergesteuerte anlagen vorhanden. alle achtung. netterweise wurden wir vom chef empfangen, bisserl bewirtet, der wußte von meiner ersten berufsausbildung in metallbearbeitung, jaja. meinte, `da wär`wohl was für mich drin` als berufsumorientierung ... ich war damals mutter eines kleinkindes und `wilde` femi-grüne bezirksrätin in wien/wieden. ansonsten jobbte ich öfter im familienrestaurant in klagenfurt. machte auch meine künstlerischen arbeiten weiter, galt aber offiziell als erwerbslos, na ja.

gespannt auf die kommenden angebote in dieser großen anlage gings los, und wir stolperten prompt über jede menge sexbilder an der wand, pin-ups noch und nöcher, auch im büro des ausbildners. die zwei jungen frauen, die uns dort begegneten, fielen mir sofort durch übermäßig gestylte kleidung und sehr steife körpersprache auf.
sich-wohl-fühlen wirkt anders, das registrierten alle.
dazu paßten erste sexismen der männer uns gegenüber in wort und körpersprache. ich konnte mir ausrechnen, in welche kampfsituation z.b. ich sofort geraten würde, versuchte ich nur, mich da zu integrieren. es wäre völlig unmöglich gewesen.

fazit; meines wissens kam keine aus unserem kurs dorthin.
ach ja; die technisch und kreativ höher qualifizierte ausbildung und arbeit an den cat/cam`s war eh`nur den männern vorbehalten. für frauen wär`s nix, hieß es, die würden meist wg. kinder wieder ausfallen, da sei die ausbildung zu teuer. unsere frauengruppe stand da, fast alle weit über dreißig, wg. unserer kids meist draußen aus dem erwerbsbereich. trotzdem; als ich dann wieder mal das mit dem geschlechterrollenklischee thematisierte, war wieder ich intern die `böse männliche`...tja.
geht`mal was weiter?

nochmal von vorne; dreht in euch selbst das geschlechterrollenklischee um!
fördert`s das bei euren kid`s, schülerinnen, freundinnen.
erst wenn die belohnungen stimmen, und das ist nun mal nicht nur das geld, sondern auch sex, erotisch angenommen zu werden, auch im SUBLIMIERTEN bereich (!!!), auch unter frauen selbst (!), zustimmung in der sozialen interaktion etc, erst dann funktioniert das dann auch mit dem ziel; `mehr frauen in naturwissenschaften`.
bei unserer wahltochter `funktionierte es gut. sagt sie selber. ihre schwestern (nicht von mir gecoacht) agieren leider im üblichen spektrum. er/siefolgreich ist aber klar `unsere`junge freundin, inzwischen auch gut bezahlt.
(am 13.04.07 im