Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Klassische Rollenverteilung zwischen Frau und Mann hat Bestand

Garfield, Tuesday, 17.12.2002, 17:17 (vor 7817 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Klassische Rollenverteilung zwischen Frau und Mann hat Bestand von Jörg am 17. Dezember 2002 13:29:07:

Hallo Jörg!

"Sieht sich das starke Geschlecht nur so oder wird es nicht eher in die Ernährer-Rolle gedrängt?"

Ich denke, viele Männer sehen sich tatsächlich so, weil sie wissen, daß Frauen eben bestimmte Dinge, wie z.B. gute Ernährer-Qualitäten oder auf keinen Fall ein "Weichei" zu sein, von ihnen erwarten. So läuft es also tatsächlich im Endeffekt darauf hinaus, daß viele Männer in diese Rolle gedrängt werden, ohne das selbst zu bemerken. Gerade auf die typischen Machos trifft das häufig zu.

"Was würde wohl passieren, wenn viele Männer die finanzielle Rundumversorgung der Frauen in der Familie verweigern würden?"

Das würde mich auch mal interessieren...

"Das finde ich interessant. Frauen wünschen sich offenbar nach wie vor den starken Mann, zu dem sie aufschauen können."

Das ist wohl für manche Frauen auch ein Grund, wieso sie männliche Chefs bevorzugen. Aber ich denke, meist liegt es einfach daran, daß Frauen miteinander im Berufsleben oftmals nicht gut auskommen. Meine Verlobte arbeitet in einem Büro-Job, und zwar meist zusammen mit Frauen. Da gab es bisher immer nur zwei Extreme: Entweder sie verstand sich mit einer Kollegin ganz prima, oder aber sie hatte mit einer Kollegin ständig nur Zoff und Streit. Dazwischen gab und gibt es nichts.

Offensichtlich schaffen es Frauen vor allem untereinander nicht, persönliche Antipathien im Berufsleben so zu unterdrücken wie viele Männer dies tun. Von vielen berufstätigen Frauen hört man Klagen über weibliche Kollegen oder weibliche Chefs. Meine Verlobte sagt auch immer wieder, daß sie lieber nur mit Männern zusammen arbeiten würde, weil sie mit denen nie Probleme hat.

Ich denke, das hat entwicklungsgeschichtliche Gründe. Es hat ja schon immer eine gewisse Arbeitsteilung zwischen Frau und Mann gegeben, die allein schon aus der Tatsache resultierte, daß ja nun einmal zwangsläufig die Frauen Kinder zur Welt bringen und stillen mußten (was in früheren Zeiten aufgrund der schlechteren medizinischen Versorgung wesentlich häufiger geschehen mußte als heute).

Männer beschäftigten sich vorwiegend mit der Jagd, wodurch sie nicht nur Fleisch beschafften, sondern auch Knochen, Sehnen und Felle, die man benötigte, um Werkzeuge, Waffen und Kleidung herzustellen. Ich erwähne das jetzt, weil es insbesondere im feministischen Lager Theorien dahingehend gibt, daß die Jagd doch in der Jäger- und Sammler-Zeit gar nicht wichtig gewesen wäre, weil sich die Menschen angeblich vor allem pflanzlich ernährt hätten. Tatsächlich ging es bei der Jagd aber keineswegs nur um die Beschaffung von Fleisch, und deshalb wurde auch noch gejagt, als die Menschen schon Ackerbau betrieben.

Die Jagd war meist eine ureigene Tätigkeit der Männer. Als man noch nicht einmal Pfeil und Bogen kannte, konnten die Menschen (bzw. die Männer) bei der Jagd aufgrund ihrer körperlichen Unterlegenheit gegenüber vielen Beute-Tieren nur dann erfolgreich sein, wenn sie in Gruppen jagten und dabei alles sorgfältig koordinierten. Wenn da jemand aus der Reihe tanzte und irgendeine Diskussion anfing, dann war die Beute weg und die Gruppe durfte hungern.

Die Menschen und ihre Vorfahren lebten ja über Millionen Jahre hinweg als Jäger und Sammler, und je weiter sie sich entwickelten, umso mehr war es nötig, Aufgaben aufzuteilen und umso mehr wurde die Jagd eine Angelegenheit der Männer. So haben sich bei Männern offenbar Instinkte herausgebildet, die sie dazu bringen, persönliche Differenzen und Antipathien zugunsten einer gemeinsam zu erfüllenden Aufgabe zurück zu stellen. Das wirkt noch heute im Berufsleben nach.

Für Frauen wurde das jedoch immer weniger wichtig, je mehr sich ihre Tätigkeitsbereiche von der Jagd weg verlagerten. Frauen arbeiteten zwar auch gemeinsam, aber nicht wirklich zusammen. Wenn sie beispielsweise Kleidungsstücke herstellten oder ausbesserten, tat jede Frau das für sich allein. Sie unterhielt sich dabei mit den anderen Frauen (und deshalb reden Frauen bis heute mehr als Männer). Wenn es dabei mal Streit gab, mußten Frauen ihre Antipathien nicht unterdrücken. Eine Frau konnte ja auch mal zur Seite gehen und dort allein weiter arbeiten - dadurch erledigte sie ihre Aufgaben nicht schlechter.

Ja, und deshalb sind diese Instinkte, die bei Männern oft dafür sorgen, daß sie persönliche Differenzen im Berufsleben zurückstellen, bei Frauen verkümmert. Heute kann eine Frau aber nicht einfach ihren Schreibtisch auf den Flur schieben, wenn sie Streit mit einer Kollegin hat. So streiten und mobben sie heute, was das Zeug hält.

Vor allem untereinander. Da kommt dann nämlich noch etwas dazu: Männer beziehung ihr Selbstbewußtsein aufgrund der gesellschaftlichen Erziehung vor allem aus dem, was sie können und was sie besitzen. Natürlich kann auch ein Mann neidisch darauf sein, wenn ein anderer Mann mehr kann und mehr besitzt und deshalb ein höheres Ansehen genießt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man(n) bemüht sich darum, auch mehr zu können und mehr zu besitzen, oder man(n) versucht, es so aussehen zu lassen, als ob man(n) viel kann und viel besitzt.

Frauen dagegen beziehen ihr Selbstwertgefühl immer noch sehr stark aus ihrem Aussehen. Was sollen sie nun aber tun, wenn eine Frau besser aussieht als sie? Sie können sich dann zwar besser kleiden und besser schminken, aber das nützt dann häufig auch nicht sehr viel. Es gibt nur eine Möglichkeit, das Niveau der anderen Frau zu erreichen: Sie auf das eigene Niveau oder besser noch darunter zu drücken. Analog dazu läuft das dann auch in anderen Bereichen. Wenn frau also feststellt, daß eine Kollegin bei den übrigen Kollegen beliebter ist als sie selbst, versucht sie das zu ändern, indem sie z.B. Lügen über diese Kollegin verbreitet, die sie dann in schlechtem Licht dastehen lassen.

Ja, und ich denke, das ist der Hauptgrund dafür, daß Frauen sich immer wieder über weibliche Kollegen beklagen und daß Frauen auch nicht gern mit weiblichen Chefs zusammen arbeiten.

"Es liegt für meine Begriffe nahe, daß die Frau, die das Kind geboren hat, stärker an das Kind gebunden ist als der Mann, der lediglich seinen Samen dazugegeben hat."

Hm, ich glaube, Mütter haben vor allem deshalb häufig eine engere emotionale Bindung zu ihren Kindern als die Väter, weil sie mehr mit ihnen zu tun haben. Es hat ja dazu schon Untersuchungen gegeben, die letztendlich bewiesen haben, daß Väter eine genauso enge Beziehung zu ihren Kindern entwickeln können wie Mütter - wenn man (oder besser: frau) sie nur läßt.

"Oh Gott, sollte der Feminismus im Osten etwa noch stärker gewütet haben als im Westen? ;-))"

Interessant in dem Zusammenhang ist, daß im Osten 92% aller Frauen berufstätig waren (allerdings inklusive Teilzeitarbeiterinnen). Auch in Führungspositionen gab es deutlich mehr Frauen als in der Bundesrepublik. Und das, obwohl es in der DDR de facto gar keine Frauenbewegung gab! Allein daran läßt sich prima ermessen, was Alice Schwarzer & Co. in der Bundesrepublik tatsächlich geleistet haben...

Freundliche Grüße
von Garfield


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