Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Also doch: Frauen sind die besseren Menschen!

Frank, Wednesday, 10.03.2004, 22:21 (vor 7954 Tagen)

Frauen, die besseren Menschen

Sie sind selten gewalttätig, dafür meist kompromissbereit. Sie glänzen mit guten Schulnoten und setzen auf Intuition statt auf Ellbogen. „Frauen sind einfach lebenstüchtiger", finden sogar Männer. Warum ist das so?

Von DENISA RICHTERS

DÜSSELDORF. Statistiken sprechen eine kalte Sprache und können Männern ebensolche Schauer über die Rücken jagen. Besonders wenn es um den Vergleich mit Frauen geht. Da schneidet das starke Geschlecht nämlich ganz schön schwach ab: Frauen sind - rein statistisch, versteht sich - die besseren Autofahrer und bekommen bei den Versicherern entsprechend gute Konditionen. Sie haben die Nase vorn in punkto Lernen und machen häufiger Abitur. Frauen handeln intuitiv - und sind deshalb nach Ansicht von Carola Ferstl, der Börsenexpertin des Senders n-tv, die besseren Anleger. Frauen fällt es leichter, mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen. Sie greifen auch seltener zu illegalen Drogen. Frauen, so haben amerikanische Untersuchungen ergeben, sind sogar die besseren Chefs.

Weshalb mancher Kriminologe zum Feministen wird.

Massaker und Mord, Raub und Er pressung, sexueller Missbrauch und Hooliganismus hingegen gehen fast ausschließlich auf das Konto von Männern. Woran liegt das? „Trotz intensiver Forschungen wissen wir es nicht genau", sagt Michael Walter (59), Direktor des Instituts für Kriminologie in Köln. Früher sei Frauen unterstellt worden, bei Verbrechen hinterlistiger vorzugehen: die Giftmischerin, die nie erwischt wird, während der Mann in offener Schlacht Konkurrenten niederschlägt. Längst überholt. Walter vermutet Klischees von Männlichkeit als Ursache: „Sich nichts gefallen lassen, den Macker rauskehren, nicht nachgeben. Frauen verarbeiten Konflikte viel defensiver." Sein Kollege Christian Pfeiffer geht sogar noch weiter: „Als Kriminologe wird man zum Feministen."
Frauen sind im Kommen - diese Entwicklung beobachtet auch die Neusser Psychoanalytikerin Claudia Sies: „In jahrhundertelanger Unterdrückung mussten sie es, ähnlich wie Diener, immer ihrem Herrn recht machen. Dabei haben sie gelernt, sehr wach für Beziehungen zu sein, ihr Ego zurückzustellen und auf ihre Intuition zu achten." An sich noch kein Vorteil. „Aber mit der Emanzipation haben Frauen auch männliche Eigenschaften wie analytisches Denken, Durchsetzungsvermögen, Aggressivsein in ihr Verhalten integriert." Männer hätten diese Entwicklung verschlafen - und seien deshalb ins Hintertreffen geraten. Sind Frauen die besseren Menschen? „Sie denken auf jeden Fall ganzheitlicher", betont die Medizinerin. „Sie behalten die Folgen ihres Tuns im Auge und sind nicht auf schnelle Befriedigung aus." Warum aber hat das neue starke Geschlecht noch nicht die Führungsebenen erobert? „Weil sich Männer noch immer promoten und Frauen den Job machen", bedauert Sies.
Fairness, Teamgeist, Kompromissbereitschaft - lobenswerte Charakterzüge, aber nicht unbedingt hilfreich, um die obersten Stufen der Karriereleiter zu erklimmen. „Auf hohen Posten der immer noch von Männern dominierten Wirtschaft kommt es nicht auf typisch weibliche Fähigkeiten an", weiß Monika Goldmann (57), Leiterin der Gender-Akademie in Dortmund. „Viele Frauen gehen davon aus, dass sie durch Leistung überzeugen müssen. In Wahrheit geht es aber darum, die richtigen Kontakte zu pflegen. Vieles, was im Betrieb passiert, erfahren sie überhaupt nicht." Der Kampf um die Macht ist aufreibend. „Manche Frauen bleiben deshalb lieber freiwillig in der zweiten Reihe", so die Soziologin. Auch das eine Folge der unterschiedlichen Sozialisation: „Durch die Erziehung sind Frauen prädestiniert, vorsichtiger zu sein und sich nicht leichtfertig in konfliktreiche oder kriminelle Situationen zu begeben."

Frauen als Friedensstifter - damit das System funktioniert.

Frauen als Friedensstifter - für Dieter Otten ist das nicht nur eine Vorlage für literarische Dramen, sondern längst Realität: „Ohne moralisch integere, beruflich hoch motivierte, leistungsfähige und sozial engagierte Frauen wäre das ökonomische, soziale und politische System der westlichen Demokratien längst gescheitert", betont der Sozialwissenschaftler. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat der Professor für Soziologie an der Osnabrücker Universität einzelne Bereiche der Kriminalität nach Geschlechtern unterschieden. Danach gibt es nicht einen Bereich, in dem Frauen eine nennenswerte Rolle spielen. „Gewalt ist männlich", konstatiert der 59-Jährige. „Dass unser System überhaupt noch funktioniert, liegt an den Frauen." Otten vermutet, dass auch die Managerposten in weiblicher Hand sein werden, sobald die geburtenschwachen Jahrgänge in der Wirtschaft spürbar werden: „Ein Unternehmer hat mal gesagt: Lieber eine Frau als einen Inder.` Typisch Mann. Doch mit dieser Spezies müsse man eben Mitleid haben, findet der Autor des Buchs „MännerVersagen": „Frauen sind einfach lebenstüchtiger", betont Otten.

Mogeln moralisch verboten, morden aber nicht.

Ein hoffnungsloser Frauenversteher? „Keineswegs. Auch ich musste überzeugt werden." Überzeugt hat Otten das Ergebnis eines Moral-Rankings, das an seinem Institut seit 1989 läuft: Dabei müssten sich die Testpersonen vom Mogeln beim Kartenspiel bis zu Mord entscheiden, ob man das unter bestimmten Bedingungen dürfe. 90 Prozent der Frauen lehnten alles ab, bis auf das Schummeln. Bei den Männern sei es genau umgekehrt gewesen, so Otten: „Sogar Mord würden 90 Prozent nicht ausschließen. Aber Mogeln beim Kartenspiel - das konnte kaum einer akzeptieren."

Fakten
Im Jahr 2002 wurden in Nordrhein-Westfalen 165 548 Angeklagte wegen Straftaten verurteilt. Davon waren nur 17 Prozent Frauen. Bei Gewaltdelikten wie sexueller Missbrauch, Mord und Totschlag oder Raub und Erpressung waren nur 6,6 Prozent der Verurteilten weiblich. Unter den 12 929 Insassen in nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten waren 683 Frauen. Auch bei Verkehrsunfällen fallen Frauen seltener unangenehm auf: 2002 wurden bundesweit 34 Prozent der an Unfällen mit Personenschaden beteiligten Pkw von Frauen gesteuert. Frauen setzen sich viermal seltener betrunken hinters Steuer, sie drängeln und rasen auch deutlich weniger als männliche Autofahrer. Dafür räumen Mädchen bei der Schulbildung ab: 29,1 Prozent der Schülerinnen in NRW schafften im vergangenen Jahr das Abitur, aber nur 22,3 Prozent der Schüler.

Quelle: Rheinische Post vom 10. März 2004, Druckausgabe.


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