Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Medienprojekt: Auswüchse des Feminismus

Paul, Monday, 19.07.2004, 18:44 (vor 7441 Tagen) @ Dirk

Als Antwort auf: Medienprojekt: Auswüchse des Feminismus von Dirk am 18. Juli 2004 10:58:31:

Hi Dirk,

schau dir das mal an: http://www.markfiore.com (alles unter "animation gallery"). Das sind alles kleine Flashcartoons von einem regierungskritischen US-Karikaturisten. Ziemlich gut gemacht. Im Netz kann man damit sicher auch ein größeres Publikum erreichen, wenn die Qualität stimmt. Das entsprechende Qualitätniveau (zumindest von der technischen Umsetzung) lässt sich hier jedenfalls leichter erreichen als bei Realfilm, der sehr schnell - wenn man nicht über das entsprechende Budget verfügt - zu einem besseren Homevideo wird ;-)

Was mir allerdings bei eueren Ideen aufgefallen ist (bei deinen, aber besonders auch bei denen von Martin): Das erste, was mir durch den Kopf schoß, war: Das erinnert mich irgendwie an die "Handlung" von Pornos. Fehlt nur noch, daß irgendwann eine Domina auf der Bildfläche erscheint. Die Ideen wären für meinen Geschmack viel zu banal; als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Konzeptes taugen sie aber auch nicht, weil schon konkret bildhaft gedacht wurde. Damit versperrt man sich alle (innovativen) Entwicklungsmöglichkeiten eines Projektes - welches Medium es auch ist - schon im Vorfeld.

Ich würde erstmal auf eine rein konzeptionelle Ebene zurückgehen. Am Anfang steht hier selbstversändlich eine konkrete Problematik, die ich verarbeiten will. Aber dann tue ich gut daran, zuerst einmal Material, mit dem ich arbeiten kann, aus diesem Problem/Begriff zu "extrahieren". Ganz gut hierfür ist z.B. eine Kombination aus Mind Mapping/Brainstorming, bei dem ich einerseits die Darstellungweise des Mind Mapping benutze, andererseits aber wie beim Brainstorming möglich frei (und schnell) assoziere, um zu neuen Ideen/Begriffen zu kommen.

Im nächsten Schritt siebt man dann sozusagen - nun allerdings bewusst und überlegt - das gefundene Material nach den "Goldnuggets" durch. Z.b. kann man mit etwas Glück in dem angehäuften Begriffen das Grundmotiv für den Cartoon (als Beispiel) finden. Dieses Grundmotiv kann sogar - wenn die Abstraktionsebene hoch genug ist - nicht nur für die Entwicklung der Handlung dienen, sondern mir z.B. auch schon Hinweise auf die bestmögliche Art der Darstellung geben. Je mehr Eigenschaften des späteren "Werkes" unmittelbar aus dem Grundmotiv abgeleitet werden, desto besser. Man kann dies bei Filmen sehr gut beobachten: Bei guten Filmen steht jedes Detail - Musik, Geräuscheffekte, Einstellung, Beleuchtung usw. in einem Bezug zu einem Grundmotiv. Bei schlechten Filmen hingegegen wird dies alles nicht aus dem Grundmotiv abgeleitet, sondern man bedient sich in der filmischen Trickiste nach Gutdünken bzw. je nach Modetrend - da muss dann z.B. in einem Porno oder dem TV-Film die um die Darsteller kreisende Kamera bis zum Erbrechen eingesetzt werden, weil das Michael Ballhaus nun mal auch gemacht hat und deswegen muß es ja nun ganz große Kunst sein. Wobei Ballhaus eben die kreisende Kamera nicht aus Spass an der Freud' eingesetzt hat, sondern um etwas bestimmtes "auszusagen", bzw. um das Grundmotiv zum Zuschauer zu transportieren. Wenn sich das Grundmotiv dann überall im fertigen Werk wiederspiegelt, ist es auch nicht mehr nötig, meine "Message" mit dem Vorschlaghammer nur über die Dialoge und das Verhalten der Darsteller in den Zuschauer reinzuprügeln.

Der Sinn und Zweck des ganzen ist, sich möglichst lange keine konkrekte (vor allem visuelle ) Vorstellung vom endgültigen Produkt zu machen. Sobald man dies tut, ist mit der Kreativität nämlich normalerweise Schluß. Das hat damit zu tun, daß wir, wenn wir bildhaft denken, sofort alle möglichen bekannten Bilder, die in unserem Kopf herumschwirren, als Bausteine verwenden. Da wird dann das nächstpassende genommen, ohne weiter darüber nachzudenken ("kreisende Kamera - cool, passt!") warum und wieso. Weil wir aber durch die Präsenz der Massenmedien fast alle dieselben Bilder im Kopf haben, wird man durch diese Vorgegehnsweise kaum zu innovativen Lösungen finden, sondern immer nur eine Restverwertung von schon-mal-gesehenem betreiben.

Viele Grüße vom Kreativen :-)
Paul



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