Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Dhimma

Nick, Saturday, 24.07.2004, 03:26 (vor 7437 Tagen) @ Andreas (der andere)

Als Antwort auf: Re: Spiegel-Artikel von Andreas (der andere) am 22. Juli 2004 09:53:20:

Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Nick hätte seinen Text vielleicht nur nicht so weit in die Zukunft datieren brauchen.

Lieber Andreas,

den Text habe ich eigens vordatiert, weil die Hoffnung ja immer zuletzt stirbt. Und der Eine oder Andere ist eben vielleicht doch noch aufzuwecken.
Fünfzehn Jahre - da kann man noch was machen... wenn man wirklich das macht, was Not tut, anstatt sich "was auszudenken".

Das erste Glied der Kette ist allerdings schon vor langer, langer Zeit geschmiedet worden. Über 200 Jahre ist das mindestens her. Oder sind es schon 500 Jahre? Wohl eher, wenn man das allererste Glied sucht. Heute erleben wir den Kettenschluß.

Die Kultur des Todes liegt wie dicker Mehltau auf dem dahinsterbenden Europa. Schrill wird eine "Zukunft" beschworen, die niemals stattfinden wird. Denn der Geist hat sich längst verabschiedet. Ein schüchternes: "Doktor, mach mich nicht tot!", ist der kläglich piepsende Rest der einstigen Vitalität, des alten Selbstbehauptungswillens.

Denn christlich will man ja nicht mehr sein. Man braucht sowas nicht mehr. Man ist darüber hinaus. Man ist emanzipiert, d.h. man hat sich selbst entlassen aus der Hand Gottes. Und man ist mächtig stolz darauf. Vermag man doch heute immerhin zu sagen: "Doktor, mach mich nicht tot!". Welch ein Ruhm! Welch ein Sieg! Welche Größe!

Der Doktor indes hat kein Erbarmen. Dafür hat er nämlich keine Zeit. Das Sterbeamt wird nun mehr und mehr die Agenda schreiben - und der Doktor, nun, er tut nur seine Pflicht. Vier Minuten muß reichen...

Niemand darf heute noch wagen zu bezweifeln, ob dieser "Sieg" etwa nicht unumkehrbar wäre. Doch, er ist es. Er ist tatsächlich total, er ist endgültig. Und, ja, der Ruhm dieses Sieges wird niemals verhallen. Er wird sich weiten und ausdehnen an alle Enden der Welt:

"Seht! Das ist der Mensch gewesen, nach seinem eigenen Bilde!"

Das All indes wird wohl eisig schweigen bei diesem Ruf, denn das ist wirklich der Gipfel der Blasphemie: "der selbstbestimmte Tod"! Verzweifelten Protest gibt es folglich nur noch von den "reaktionären Pfaffen", die eben deswegen als solche "identifizierbar" sind: die Dialektik der Libertinage führt zu ihrem Zerbrechen an sich selbst. Wer so etwas zu behaupten wagte, galt stets als "reaktionär".

Heute, wo solche Etikettschildchen längst vergilbt und angestaubt am Boden der Nachttischlade liegen - angetrocknet an Erbrochenem, überzogen von den Spuren des jüngsten Blutsturzes - da weiß man dann schon, was wahr und was falsch gewesen ist. Oder könnte es doch wissen.

Aber wer will heute noch etwas wissen?

Der Schatten der Dhimma liegt inzwischen über dem Abendland: ein Leben als tributpflichtige Hausschweine der Mohammedaner. Das taucht tatsächlich als reale Möglichkeit am Horizont auf. Islamisten wissen nämlich, was sie wollen. Und "wir" wissen es nicht...

Es kann also grad so kommen, wie es das Schicksal des antiken, christlichen Orients (incl. Nordafrika) gewesen ist. Damals im 7. Jahrhundert war es das Vernichten einer Blüte durch das Sarazenenschwert, im 15. Jahrhundert dann das Ausreißen der Wurzel durch die Osmanen (mit tödlicher Bedrohung Europas). Heute indes ist es das Vernichten einer ganzen Ernte, die an geschütztem Ort gepflanzt und gehegt worden war, Generation für Generation.

Interessiert es noch jemanden? Es ist ja nicht die Drohung mit Terrorismus und "schmutzigen Bomben", die den Tod bringt, sondern eben dieses dekadente Desinteresse an sich selbst (soweit es das eigene "Ego" übersteigt).

Im Norden Afrikas, in Anatolien, im Nahen (im sehr nahen) Osten lebt eine demographisch explodierende Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter unter 30 Jahren - vital, dabei ohne jede Perspektive im eigenen Land, aber motiviert zu Kampf und Eroberung. Und sie kommen! Al-Kaida ist nur der allererste Ruf. Andere, dröhnendere, rünstigere werden folgen. Hier indes leben diejenigen, deren letzte Erwartung an's Leben lautet: "Doktor, mach mich nicht tot!"

Auf welche Erfolge kann das säkulare Europa, kann gerade unsere Generation verweisen?
Was haben wir eigentlich geschaffen?
Was hinterlassen wir?

"Kinder brauchen wir keine! Die kann man verhüten oder wegmachen", meinten die Leute, weil es ja sowieso alles, was man braucht, im Supermarkt gibt. In der geschmähten Enzyklika "Humanae vitae", herausgebracht im Sommer 68, kann man im Detail nachlesen, wieso das ein Fehler war. Von ihren Weibern ließen die Männer sich kommandieren und zu Taschenpekinesen degradieren (was daran verkehrt gewesen ist, das kann man u.a. hier im Forum nachlesen).

"Transzendenz" war das, was hinter dem Bildschirm lag. Glaube war das, was sich auch einem Dummkopf beweisen läßt (und nicht etwa das, was man selber erfährt; aber was erfährt man heute schon noch?). Hoffnung war das, was man sich einreden ließ, heute dieses, morgen jenes, egal von wem, vom Werbefernsehen, vom modischen Zeitgeistphilosophen aus dem Feuilleton, vom Sektenguru... wurscht, wo doch sowieso "alles relativ" ist. Hauptsache, es verlangt einem nicht allzuviel ab. Und Liebe? Liebe ist und bleibt bei uns das, was man bezahlen kann. Punkt.

Das ist die Welt, die "wir" hinterlasen!

Trotzdem! Hör zu, Saint-Juste! Auch du, Danton! Und all ihr Enkel der Guillotine!
Ihr werdet sterben! Ihr STERBT! Jetzt.
Wir aber werden leben!
Aus eurer Asche erheben wir uns.
Wir wußten immer, daß es so kommt.
Nun ist es so weit.

Das Leben sei schwer, sagt ihr, unter Bedingungen, wie ihr sie hinterlasst?
Ja, aber das Leben war immer schwer gewesen - und niemals war es "alles".
Doch es hat diese anrührende Schönheit, die es in keinem Supermarkt zu kaufen gibt.
Allein um dieser Schönheit willen lohnt es sich - immer, egal wie schwer es wird.

Denn das Leben hat ein Ziel.
Dieses Ziel liegt außerhalb des Lebens.
Man kann dieses Ziel endgültig verfehlen.
Und ihr habt es endgültig verfehlt.

Es liegt heute vor aller Augen, daß es sich genau so verhält.
IHR SEID AM ENDE!

Also, trotz allem - auch heute noch kann man durchaus mehr sagen als: "Doktor, mach mich nicht tot!"

Und genau das sagt
der Nick (Arzt)


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