Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Hexenhammer

susu, Monday, 28.03.2005, 01:44 (vor 7572 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: Hexenhammer von Andreas (d.a.) am 27. März 2005 18:33:

Hallo

eine Trennung "vor dem Hexenhammer" und "danach" macht die Sache ebenfalls zu einfach, ebenso eine Trennung der Verfolgten in "Hexen" und "Sodomiten".

Natürlich. Schließlich war die Verfolgung ein Phänomen, daß sich über einen langen Zeitraum und ein großes Gebiet erstreckte. Das jede Gliederung da Schwächen hat ist klar. Dennoch findet sich in Chroniken nach der ersten Erwähnung des Malleus eine Verschiebung der Geschlechtsverhältnisse bei der Anklage von Hexerei und eine starke Zunahme der Anklagen wegen Sodomie.

Erstens die Frage nach der tatsächlichen Bedeutung des Hexenhammers, und´hier wiederum unterteilt nach geistlicher und weltlicher Herrschaft. Die vorgestellte Bulle Innozenz VIII. stellt jedenfalls nicht die päpstliche Absegnung dieses Werks dar, sondern war Publicity-Trick des Inquisitors.

Ebenso wie die ebenfall beigefügte Erklärung der theologischen Fakultät zu Cöln, die dem Werk "Rechtgläubigkeit" bescheinigt, aber ebenfalls gefälscht ist.

Dabei ging es Institoris um die Bekämpfung von Häresien, wozu auch "gewisse Weiber, die den Glauben verleugnen" gehörten, im gleichen Maße aber auch z.B. Konziliaristen, die das alleinige Primat des Papstes bestritten und "die Konzilien als gleichberechtigte Träger des kirlichen Lehramts betrachteten". Er war jedenfalls nicht einseitig auf Teufelsbündnerinnen und ihre Ausrottung fixiert. Wichtig ist außerdem, dass Institoris den "Hexenhammer" aus der Defenisve (gegen den Bischof Golser und einen von jenem verhinderten Hexenprozess und Ausweisung Institoris) verfasste.

Zentral für die Frage nach dem Geschlecht sind die später eingefügten Kapitel, die unter Berufung auf Augustinus (IIRC) eine besondere Anfälligkeit von Frauen postulieren. Insbesondere wäre auch der Wechsel des Namens von Hexerhammer zu Hexenhammer zu erwähnen (Lateinisches Original im letzten Posting).

Ein "Paradigmenwechsel" trat mit diesem Werk aber nicht ein; dieser wäre eher mit Beginn der Reformation in Deutschland zu konstatieren. Männer wurden auch später für mit der Hexerei in Verbindung stehender Verbrechen angeklagt; es gibt allerdings unterschiedliche "Typen" von diesen VErbrechen, wobei festgestellt werden kann, dass bestimmte Clichés geschlechtsspezifisch verteilt waren.

Das ist korrekt, aber im jeweiligen Verbreitungsgebiet des Malleus (und das ist zentral, der Hexenhammer brauchte eine lange Zeit und erreichte Teile der Gebiete in denen Hexen verfolgt wurden nie) wurden weitaus mehr Frauen als Männer angeklagt.

susu


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