Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Warum will Frau Frau sein?

susu, Friday, 01.04.2005, 20:44 (vor 7567 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Warum will Frau Frau sein? von Wodan am 01. April 2005 10:54:

Hallo Wodan

Was für dummes Zeugs, das durch die Verwendung großer Namen nicht besser wird. Für Kant und Schiller bin ich bereit, jede Lanze zu brechen, bei Rousseau bin ich vorsichtiger.

Brich mal eine für Kants folgendes Beispiel zu seiner Ethik:
- Ein aufgeklärter Staat hat den Mord an unehelichen Kindern nicht zu bestrafen.
Zitat (leider nur auf Englisch). "Legislation cannot remove the disgrace of an illegitimate birth. . . . A child that comes into the world apart from marriage is born outside the law . . . and therefore outside the protection of the law. It has, as it were, stolen into the commonwealth (like contraband merchandise), so that the commonwealth can ignore its existence (since it was not right that it should have come to exist this way), and can therefore also ignore its annihilation." (aus "Metaphysik der Sitten", detusche Ausgabe leider in meiner anderen Wohnung).

Und für Schiller:
"Feindlich ist des Mannes Streben,
Mit zermalmender Gewalt
Geht der wilde durch das Leben,
Ohne Rast und Aufenthalt.
Was er schuf, zerstört er wieder,
Nimmer ruht der Wünsche Streit,
Nimmer, wie das Haupt der Hyder
Ewig fällt und sich erneut." (Die Würde der Frauen)

Dumpf vor allem diese "Kehrseite der Idealisierung". Schiller etwa schreibt nicht nur von der "Anmut der Frauen" sondern auch von der "Würde der Männer" - auch dies wohl eine Idealisierung. Nach der Meinung der AutorIn müßte dann auch dies eine Abwertung sein, oder!?
Kopfschüttelnd

Das ist keineswegs dumpf, sondern ein wichtiger Bestandteil jeder durchgehenden Analyse von Geschlechtsbildern. Sie erlaubt es nämlich die Misandrie in der Misogonie zu erkennen und umgekehrt, die Misogynie in der Misandrie. Nehmen wir ein Beipiel in dem dieser Effekt aufgrund des parodistischen Elements deutlich wird:

"Schau deine Hände sind viel kleiner als meine, damit kommst du besser in die Ecke zum Putzen" (Helge Schneider, "Es gibt Reis, Baby"). Die Darstellung von Frauen als besser zum Putzen geeignet, ist gleichermaßen auch eine Forderung sich darüber zu definieren. In eine ähnliche Kerbe schlägt z.B. Literatur in denen Männer im Krieg als Helden dargestellt werden, "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann", war vor Gaby Hauptmanns Buch auch schon der Inhalt des Horst-Wessel Liedes. Oder nimm die Matriarchatsliteratur. Was an dem Gedanken, die Frau sei von Natur aus überlegen männerfeindlich ist, ist klar. Aber bei Schäfer (Die Wolfsfrau im Scahfspelz) finden wir "Autorinnen wie Heide Göttner-Abendroth, Elizabeth Gould Davis und Clarissa P Estés schreiben [die Frauen] buchstäblich in die Steinzeit zurück. Schlimmer noch: Sie schreiben [sie] auf eine vermenschlich-tierische stufe herab, ohne Sinn und Verstand. Nicht von ungefähr taucht bei Clarissa P. Estés mehrfach das Bild der Bauchfrau ohne Kopf, der Baubo, auf. Ganz Geschlchtsorgan und Verdauungstrakt. Mehr nicht."

Etwas genauer formuliert diesen Zusammenhang mein Grundsatztext. Ein Geschlecht für die Eigenschaft A zu loben bedeutet eine mäßige Abwertung für alle, die diesem Geschlcht nicht angehören (entweder sie haben diese Lobenswerte Eigenschaft nicht, oder sie handeln zuwieder der Regeln für geschlechtliches Verhalten) und eine starke Abwertung für jene, die dem gelobten Geschlecht angehören, aber diese Eigenschaft nicht besitzen. Lobe ich der Männer Heldenmut im Krieg, so werte ich alle Frauen ab (entweder sie sind feige, oder sie sind vermannt), noch stärker aber jeden männlichen "Drückeberger", der nicht in den Krieg ziehen will.

susu


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