Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Vielleicht stellt sie sich das so vor?

gibsmir, Thursday, 04.08.2005, 13:18 (vor 7043 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Vielleicht stellt sie sich das so vor? von Garfield am 03. August 2005 15:42:29:

Hi Garfield,

erstmal Danke, finde die Diskussion sehr angenehm. Antworten s.u.

Hallo "gibsmir"!
"Dieser wird ja indirekt massiv vom Staat subventioniert, seine Lastwagen verursachen ja Kosten die um ein vielfaches höher liegen als die die eines normalen PKWs. Alleine schon was die Straßenabnutzung angeht, aber noch viel mehr was die Schäden durch die Abgase angeht."
Das ist richtig. Diese Kosten zahlt man als abhängig Beschäftigter aber auf jeden Fall mit. Jetzt gibt es ja die LKW-Maut für Autobahnen. Die treibt natürlich die Transportkosten hoch. Es gibt nun zwei Alternativen: Entweder Erhöhung der Transportpreise, was sich dann letztendlich auf die Preise der transportierten Produkte auswirkt oder aber Ausgleich dieser Mehrkosten durch zunehmende Beschäftigung ausländischer Fahrer (bzw. ausländischer Speditionen). Letzteres bewirkt eine weitere Erhöhung der Erwerbslosenzahlen hierzulande, was für die abhängig Beschäftigten dann höhere Steuern und Abgaben bedeutet, und es sind dann mehr schlecht gewartete und damit unsichere LKWs auf unseren Straßen unterwegs, die mehr Unfälle bauen und obendrein wahrscheinlich auch noch mehr Abgase erzeugen.
Auch hier ist das also keine wirkliche Lösung. Es müssen Alternativen her. Das Cargolifter-Projekt war beispielsweise ein Schritt in die richtige Richtung. Aber viele Investoren scheuen eben Investitionen in neue Technologien.

Ja, leider ist das mit Cargolifter schiefgegangen. Alternativen gibt es schon (Bahn, Schiff), aber leider können diese trotz Ökosteuer und LKW-Maut kostenmäßig wohl nicht mit dem Lastwagen mithalten. Logische Folge für mich: Benzin (bzw. Diesel) ist immer noch zu billig. Ein weiteres negatives Phänomen ist ja auch, daß die Güter teilweise mehrmals quer durch Europa gefahren werden, nur um Kosten zu sparen. Da werden Schweine zum Schlachten von Norddeutschland nach Spanien verfrachtet, dann das Fleisch zur Verarbeitung nach Italien, usw. Sowas darf sich einfach nicht lohnen. Es macht mich auch wütend wenn ich z.B. im "Minimal" "Ökokirschen" aus Griechenland im Sortiment finde. Was soll daran noch ökologisch sein wenn die schon tausende Kilometer mit Lastwagen quer durch Europa gefahren wurden. Eine verteuerung der Transportkosten muß auch nicht unbedingt die Preise für den Endverbraucher erhöhen, es ist auch durchaus möglich das dadurch einfach wieder regionale Anbieter (z.B. deutsche Bauern) eine Chance haben, weil diese halt nicht ihre Produkte 2 mal quer durch Europa fahren müssen. Sowas würde eine Menge sinnlosen Verkehr verhindern.

"Das Thema Pendler kann man so einfach auch nicht sehen, auch sie werden ja durch die Pendlerpauschale subventioniert."
Ja, aber die sinkt immer weiter und wird demnächst wahrscheinlich ganz abgeschafft. Die Benzinpreise dagegen steigen munter weiter.
"Zusätzlich haben sie noch eine bessere Wohnlage und weitausgeringere Kosten für das Wohnen"
Nicht immer. Früher war das häufig so bei den Leuten, die aus der Stadt auf das Land gezogen sind. Heute ist es aber so, daß auch Menschen in den Städten immer schwieriger in ihren Wohnorten Jobs finden. Die müssen dann eben notgedrungen weite Fahrten zu einer neuen Arbeitsstelle auf sich nehmen, wenn sie nicht umziehen können. Ihre Wohnlage und die Kosten fürs Wohnen verbessern sich dabei nicht.

Klar, das gibt es auch...

"(ich suche selber gerade ein Haus und stehe selbst vor der Entscheidung jeden Tag 50km pendeln und 250.000 für ein Haus bezahlen was schon fast eine Villa ist oder 300.000 für ein Reihenhaus nah an meiner Arbeitsstelle)."
250.000 Euro für ein Fast-Villa-Haus? Da würde ich zuschlagen. 50 km geht noch. Außerdem kann man sich heute eh nicht mehr darauf verlassen, seinen Job auf Lebenszeit zu behalten. Vielleicht findest du ja in ein paar Jahren einen Job in geringerer Entfernung. Finanzierst du das Haus über Kredit? Dann würde ich mir mal ausrechnen, ob die zusätzlichen 50.000 Euro für das Reihenhaus mit Zins und Zinseszins nicht teurer werden als die zusätzlichen Fahrkilometer.

Naja, da gibt es natürlich noch andere Kriterien als nur das Geld. Erstens verbringt man dann jeden Tag eine Stunde im Auto (immerhin so ca. 7-8 Prozent der Zeit die man am Tag wach ist), zweitens weiß ich nicht ob ich das wirklich mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Die Situation hier (Heidelberg/Walldorf) ist halt so, daß in einem Umkreis von ca. 20 km der Achse Heidelberg/Walldorf Immobilien praktisch nicht bezahlbar sind, weiter weg wird es dann viel preiswerter (z.B. Grundstück für 600-700€/qm oder Grundstück für 150€/qm), aber man wohnt dann wirklich ländlich ohne große Jobalternativen in der näheren Umgebung. Für den Spit bezahle ich nix bzw. Pauschale (Firmenwagen), also lohnen würde es sich auf jeden Fall weiter weg zu ziehen.

"Daß sich die 3-Liter Autos nicht durchsetzen momentan liegt daran, daß sie von der Autoindustrie nur als Feigenblätter benutzt werden, ein wirkliches Interesse an serienreifen, preiswerten verbrauchsarmen Autos gibt es in der Autoindustrie nicht, wohl auch weil z.B. Saudis große Aktienpakete an den Autofirmen halten (Beispiel Daimler)."
Ja, das ist eben das Problem. Da müßte der Staat viel mehr Druck machen. Im übrigen ist das mit den 3 Litern auf 100 km ja auch keineswegs neu. Das war schon eine Anforderung bei der Entwicklung des Citroen 2CV in den 1930er Jahren. Und die ersten Modelle des 2CV sollen auch tatsächlich nicht viel mehr verbraucht haben.

Und wie soll die Politik Druck machen wenn nicht über den Benzinpreis?

"An der heute umgesetzten Verwirklichung der damaligen Ideen die du ansprichst (also die Ökosteuer) kann ich nichts schlimmes finden."
Es wäre eine gute Sache, wenn es jetzt wirkliche, also auch für jedermann erschwingliche Alternativen zum Benzinmotor gäbe. Dann wäre es angebracht, Benzin möglichst hoch zu besteuern. Solange es aber keine Alternativen gibt, ist es nur Abzocke ohne nennenswerten ökologischen Effekt.

Ich denke schon daß der Effekt da ist, viele Leute kaufen sich hier in Deutschland einen Wagen der verhältnismäßig wenig verbraucht. Vergleiche das mal mit den USA wo der Sprit billig ist und die Leute alle dicke SUVs fahren die 30 Liter auf 100km verbrauchen.

Viele Grüße,
gibsmir

Freundliche Grüße
von Garfield


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