Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Die Arbeit geht uns nicht aus

Rüdiger, Monday, 24.10.2005, 21:33 (vor 6961 Tagen) @ Daddeldu

Als Antwort auf: Die Arbeit geht uns nicht aus von Daddeldu am 24. Oktober 2005 17:50:07:

Hallo,

es gibt bekanntlich in jedem Land einen Karton mit einer amtlich festgelegten Anzahl von Arbeitsplätzen drin. Die werden dann verteilt.

Natürlich ist die Nachfrage nach Arbeit in gewisser Weise preiselastisch; gäb's z. B. Putzfrauen für den halben Lohn als bisher üblich, könnt ich mir leisten, eine einzustellen,
Die moderne, hoch durchrationalisierte westliche Wirtschaft braucht einfach nicht mehr so viele Menschen, das ist die traurige Wahrheit, und es sind auch nicht die Wachstumsraten da, um den Zuwachs an Produktivität auszugleichen. [...] Mittlerweile könnten bei äußerster Rationalisierung 20 % der Bevölkerung die gesamte Wirtschaftsleistung erbringen - was soll aus den anderen werden? [/i]
Die Arbeit geht nicht aus. Das ist ein uralter ökonomischer Irrtum, der schon seit der Zeit der Maschinenstürmer immer wieder verbreitet wird. Als 1760 in England der mechanische Webstuhl eingeführt wurde, verloren 7.900 Spinner und Weber ihren Arbeitsplatz. Doch schon 1787 verzeichnete die neue Textilindustrie 320.000 Beschäftigte.
Wie kommt es denn, dass in der US-Automobilindustrie, während die Automatisierung zunahm, die Beschäftigung zwischen 1910 und 1973 von 140.000 auf 941.000 anwuchs? Die Gesamtbeschäftigung nahm zwischen 1975 und 1995 in den USA um 45,75 % zu, weltweit gab es 1997 800 Millionen mehr Jobs als 1980 - in diesem Zeitraum wurden sicher nicht weniger Maschinen eingesetzt.
Grund: Automatisierung macht Güter erst für die breite Masse erschwinglich und führt damit erst zu signifikanter Nachfrage, welche Arbeitsplätze schafft und sichert, während der allgemeine Wohlstand dramatisch wächst.

Hier in Deutschland und anderen westlichen Ländern wächst er aber nimmer, weil die Konkurrenz der "Neuen" (Osteuropa, China, Indien) auf das Lohnniveau drückt. Der von Dir angesprochene Zusammenhang ist mir durchaus klar. Bestes Beispiel: Henry Ford. Als er das Fließband einführte, konnte er mit derselben Zahl von Arbeitern zigmal so viele Autos bauen und diese billiger anbieten. Folge: Die Verkäufe nahmen wesentlich stärker zu als die Produktivität, so daß noch mehr Arbeiter als zuvor in der Autoindustrie beschäftigt waren. Schon klar. Aber erstens stößt so was auch irgendwann auf ökologische Grenzen (wenn China sich massenmobilisiert, wie jetzt beginnend, dann Prost Mahlzeit mit Ölpreis und Ölreserven), zweitens sind, wie gesagt, hierzulande die üppigen Wachstumsraten einfach nimmer da, um den Produktivitätsfortschritt aufzufangen (anderswo vielleicht schon), drittens sind Märkte auch irgendwann gesättigt. Du fragst, ob ich 1 Mio. mehr ausgeben könnte. Ich glaube, ich würde das meiste davon in festverzinslichen Wertpapieren anlegen, mir allenfalls die eine oder andere Reise gönnen und etwas Renovierung für mein Haus. Aber einen Videorekorder z. B. habe ich schon, und ich sehe keinen Grund, einen neuen anzuschaffen, nur weil ich gerade das Geld dazu habe. Auch zu einem Zweitfernseher sehe ich eigentlich keinen Grund, und wenn ich noch so viel Geld hätte. Den Kaufrausch mancher Menschen, wenn sie zu Geld kommen, kann ich nicht nachvollziehen.

Gruß, Rüdiger


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