Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Helmut Newton

Optimist, Friday, 16.12.2005, 15:22 (vor 6908 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Helmut Newton von Conny am 15. Dezember 2005 21:30:

Hi Conny,

Ist es heute nicht so, daß die Frau in ihrer Weiblichkeit ihre Macht sieht, zumindest die Macht über den Mann?

Findest Du das schlimm? Weiblichkeit ist genau wie Männlichkeit ja das, was das Mysterium einer Beziehung ausmacht. Es sind schwammige Begriffe und jeder muss es für sich selbst definieren. Es wäre doch schrecklich, wenn es keine Unterschiede zwischen Menschen gäbe, keine Mysterien. Das ganze spannende Thema der gegenseitigen Anziehung ginge verloren.

Die Versuche Menschen umzuerziehen, ihnere persönlichen Neigungen plattzubügeln, halte ich für etwas Grässliches. Der Girls Day ist soetwas. Da wird versucht Mädchen einzutrichtern, soe sollen doch gefälligst "Männerberufe" machen, damit die Statistik hinhaut. Das genauso schlimme Gegenkonzept des Boys-Day soll nun Jungs dazu dressieren "Frauenberufe" zu machen. Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Mädchen Automechaniker wird oder ein Junge zum Arzthelfer - aber ich finde den Gedanken übel, dass der Statistik zuliebe heir eine Volksumerziehungsmassname veranstaltet werden soll. Natürlich sollten Kinder der Kontakt zu verschiedenen Berufsbildern ermöglicht werden - aber man sollte IMO allen Kindern alle Berufsbilder dargeboten werden ohne die vorabklassifizierung in Frauen- und Männerberufe. Die implizite Aussage dieser Veranstaltungen ist ja "es ist unweiblich einen Schraubenschlüssel zu benutzen, es ist unmännlich jemandem einen Verband anzulegen - aber wir verlangen, dass ihr es trotzdem tut". In gleich zwei Punkten wird da grob danebengeschossen. Erstens hat Weiblichkeit und Männlichkeit nix mit Schraubenschlüsseln und Gipsverbänden zu tun und zweitens halte ich es für grundsätzlich falsch eine Volksumererziehung so erzwingen zu wollen.

Genau dort stecke ich Momentan auch fest. das Wie.

Meine Frage war eher Rhetorisch gemeint. Du kannst Newton nicht umdefinieren. Du kannst zwar eine weitere Wertung in die lange Liste der Interpretationen einfügen - am Werk und dessen Wirkung änderst Du damit jedoch nichts.

Ich halte es im übrigen für ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, Kunst krampfhaft der politik gefügig machen zu wollen. Die Hoheit der Deutung sollte IMO immer noch beim individuellen Betrachter liegen unabhängig von allen Intentionen.

Die Fotografie selbst ist bei mir schon seit mehr als 25 Jahren ein Hobby. Das betrieb ich mal mehr und mal weniger. Seit ich digital Fotografiere (das fing vor ca. 4 Jahren an) wurde das ganze künstlerisch, so daß ich meine Bilder auch Fremden zeigen kann. Ausstellungen habe ich aber noch keine gemacht (chronischem Geldmangel wegen).

Ausstellungen müssen nicht teuer sein und es muss nicht gleich eine Galerie sein - mit Behörden und kleinen Firmen kommst Du weiter. Frag mal im örtlichen Rathaus nach, die sind in der Regel froh, wenn sie ihre Flure oder das Foyer mit Werken regionaler Künstler zieren können und Du musst meist nichteinmal die Bilderrahmen mitbringen. Die sind darüber glücklich, denn so können die auch ohne Kosten und Aufwand die kulturellen Spaarmassnahmen bei den großen Kultureinrichtungen mit der Scheinaktivität der Nachwuchsförderung überdecken. Die Wasserwerke in meiner Stadt tun dies auch regelmässig. Ein paar Bilder werden aufgehangen, eine Sektflasche geköpft und die Firmenleitung lässt sich zusammen mit großem Firmenlogo und einem "Nachwuchskünstler" in der Zeitung ablichten. Die sind froh, wenn sie ihr kulturell-soziales Image herausputzen können und die Regionalzeitung ist froh wenn sie ein paar Spalten auf Seite 7 füllen kann. Die kostet es nix, Dich kostet es nix und der Zeitungsreporter bekommt sogar Geld dafür.

Meine "Werke" haben bis dato in Schulen, einem Kindergarten, zwei Einkaufszentren, einer Kirche, zwei Rathäusern, der Mensa und diversen Fluren der Universität sowie einem heruntergekommenen Industriebau, der Studenten für eine Vernisage kostenlos überlassen wurde, gehangen. Gekostet hat es nichts und einmal steckte sogar eine Visitenkarte im Rahmen einer Kohlezeichnung. Verkauft habe ich jedoch nicht.

Mit ein bisschen Glück stecken dann unverhofft ein paar Visitenkarten in den Rahmen und mit viel Glück sogar die eines Galeristen.

Stimmt. Dahin tendiere ich ja. Bilder zu machen, die eine Geschichte erzählen sollten, und über die Geschichte die Nachricht zum Betrachter bringen. Leider machte ich im Netz dazu eher ernüchternde Erfahrungen. Die meisten sehen sich ein Bild nur kurze Zeit an und wenns nicht schön ist (z.b. eine Frau hübsch dargestellt) sind sie schon wieder weg. Die heutige Bilderflut macht das sehr schwierig.

Der Betrachter wendet sich ab wenn es nicht ansprechend ist - mit Schönheit hat das nix zu tun. Angesprochen fühlt er sich nur dann, wenn eine Neugier geweckt oder eine Emotion induziert wird. Melancholie ist IMO dabei ganz erfolgreich - sie bringt die Leute dazu langsamer zu werden und nachzudenken. Das ist zwar nicht der Grund warum fast alle meine Bilder stark melancholisch sind aber es ist ein positiver Nebeneffekt.

Genau da hast du ein großes Problem. Wenn ich z.B. Menschen fotografiere und ihnen damit ihren eigenen spiegel vor die Nase halte, werde ich von den betreffenden Personen nie das Recht bekommen, die gemachten Bilder auch veröffentlichen zu dürfen. Damit habe ich schon genug Erfahrung gesammelt.

Wenn man, wie ich, ein Fable für verlassene Industrieanlagen, Tagebaulandschaften und alte Leute hat, dann sind die Motive weniger zickig. Die Modelle fürs Aktzeichnen sind stets von der Uni gestellt und möchten sogar die veröffentlichung ihrer Bilder. Privat ist das sicher schwerer zu finden, aber frag doch mal Leute die von sich aus eine Geschichte erzählen wollen. Die freuen sich sicher wenn sie durch Dich ein Publikum finden.

Das hier ist sicher eine gestellte Szene. Das Bild selbst finde ich aber klasse. Man könnte es Frauenpower oder Frauengewalt nennen:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/19039/display/1128149
Es ist keins von meinen, aber wie ich die Serie sah, entlockte es mir ein "hammerhart". Das ist auch das Beste aus der Serie.
Die ganze Serie findet man unter http://www.stefan-rohner.net/ und dort unter projects.

Na ja. Es ist eine ziemliche Maskerade. Für tiefere Ikonographie und kompositorische Bedeutng haben die meisten Betrachter eh keinen Sinn. Für meinen Geschmack ist es in bisschen dick aufgetragen, durch die Kostüme wirkt es sehr steif und die Masken verhindern eine Auseinandersetzung mit den Figuren. Als Werbeplaktat für ein Theaterstück ist es sicher brilliant - aber es ist IMO zu sehr entfremdet um das Thema Familientragödie wirklich anzusprechen. Da wäre die Puppe alleine, schmutzig und mit dem Gesicht nach unten in einer Pfütze vielleicht aussagekräftiger. Das Beste Bild aus der Serie ist meiner Meinung nach daher auch das Bild mit der liegenden Puppe und dem aus dem Bild und aus dem Fokus weglaufendem Modell. Da muss man wenigstens die Maske nicht sehen und es lässt mehr Raum für die Interpretation des Betrachters da es die Geschichte des "Davor" und "Dannach" erzählt und die Frage nach dem "Warum "aufkommt.

viele Grüße,

Optimist


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