Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Studie

Garfield, Tuesday, 07.02.2006, 18:39 (vor 6867 Tagen) @ Frank

Als Antwort auf: Studie von Frank am 07. Februar 2006 12:49:

Hallo Frank!

Ich habe direkt dazu jetzt auf die Schnelle keinen Link gefunden. Soweit ich mich erinnere, stand darüber aber schon mal etwas hier im Forum oder im Rote-Männer-Info.

Als ich eben gegoogelt habe, habe ich einen Text über den Frauenanteil im Informatik-Studium gefunden:

http://mod.iig.uni-freiburg.de/publikationen/online-publikationen/Frauenanteil.Informatik.International.pdf

Auf den ersten Blick hat das zwar nichts mit Führungspositionen zu tun, aber interessant fand ich darin z.B. folgende Aussage:

"Hingegen ist in so genannten industriell halbentwickelten Ländern wie in Südamerika, Namibia, in den reichen arabischen Ländern wie Kuwait, Saudiarabien oder den Arabischen Emiraten, den Tigerstaaten oder in Indien, noch in allen so genannten industriellen Entwicklungsländern, wie Burundi, Iran, Ägypten und früher Irak, die Frauenbeteiligung viel höher, oft auch größer als der Anteil männlicher Studierender."

Ich sehe dafür im Wesentlichen zwei Gründe:

Erstens daß die Schulsysteme dieser Länder so gestaltet sind, daß Jungen und Mädchen denselben Unterricht bekommen und Mädchen dann eben Fächern, die ihnen schwierig erscheinen, nicht einfach so ausweichen können. Wenn sie so mehr mit Mathematik, Physik oder auch Informatik zu tun bekommen, entwickeln sie eben auch eher Interesse an diesen Fächern und studieren sie später, während sie in Deutschland eben mehr Möglichkeiten haben, diesen Fächern zumindest teilweise auszuweichen und sich stattdessen stärker auf Fächer zu konzentrieren, die ihnen leichter erscheinen, was dann aber für eine berufliche Karriere oft eine schlechtere Basis ist.

Und zweitens, daß in diesen Ländern Männer sehr stark in der Ernährer-Rolle festgehalten werden, viel stärker als in Deutschland. In Ägypten beispielsweise kann ein Mann erst heiraten, wenn er ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung besitzt. Sonst wird er als Ehemann und Schwiegersohn nicht akzeptiert. In anderen arabischen Ländern wird das ähnlich sein. Wenn man dann erst einmal jahrelang studiert, kann man solange eben auch nicht heiraten. Also meiden viele junge Männer die Universitäten und versuchen stattdessen, möglichst schnell Geld zu verdienen.

In Ägypten kommt dann noch dazu, daß es dort einen gestaffelten Wehrdienst gibt. Und zumindest in staatlichen Unternehmen (wovon es dort recht viele gibt), Ämtern und Behörden ist eine längere Wehrdienstzeit Voraussetzung für eine Führungsposition. Das gilt so natürlich nur für Männer, da Frauen ja nicht wehrpflichtig sind. Auch das stellt dort für Männer noch eine zusätzliche Hürde da, vor der viele zurück scheuen.

Mit Frauenförderung hat das auf den ersten Blick wenig zu tun. Aber es ist wohl kaum vorstellbar, daß Feministinnen in Deutschland einen Zwang für Mädchen zur Teilnahme an Fächern wie Physik als Leistungskurse fordern werden. Solange da also nur mit dümmlichen Frauen-Quoten herumgesponnen wird, kann sich an der Situation nicht viel ändern, während in Ländern, die keine solchen Quoten haben, der Frauenanteil von ganz allein höher ist.

Unseren Berufsfeministinnen ist das natürlich nur recht: So können sie den niedrigen Frauenanteil in manchen Studienrichtungen weiterhin als Begründung für ihre bequemen Posten verwenden. Allein schon deshalb haben die auch kein Interesse daran, wirklich etwas zu ändern.

Freundliche Grüße
von Garfield


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