Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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30 Jahre Männerbewegung

Cleo, Saturday, 11.03.2006, 01:29 (vor 6836 Tagen)

Männerbewegung
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als "Männerbewegung" bezeichnet sich eine soziale Bewegung, die über verschiedene Wege und Denkmuster versucht, die Interessen von Männern zu vertreten. Der Soziologe und Männerforscher Hans-Joachim Lenz beschreibt: Die „Bewegung der Männer" [sic!] ist nicht eine große gesellschaftspolitische Bewegung, sondern ein Sammelsurium verschiedener Aktivitäten und Bewegungen von Männern mit dem Ziel, Antworten auf die Herausforderungen eines gewandelten Geschlechterverhältnisses zu finden. Analog zu den anderen neuen sozialen Bewegungen zeichnet sich die Männerbewegung durch ihre Vielschichtigkeit, ihre Formenvielfalt, ihre Widersprüchlichkeit und Dynamik zwischen den Polen von Kraft und Schwäche aus. Wie bei anderen sozialen Bewegungen (wie die Friedensbewegung, die Ökologiebewegung) ist damit ihre zweifelsfreie Identifizierung erschwert."

Geschichte der Männerbewegung

Die Männerbewegung in Westdeutschland entstand Mitte der 1970er Jahren in der studentischen Sponti-Szene. In den USA und Großbritannien bestand sie schon wenige Jahre vorher. Die ersten Männergruppen entstanden dadurch, dass Feministinnen von ihren Freunden und Mitbewohnern in den Wohngemeinschaften verlangten, ihre sexistischen Strukturen gemeinsam mit anderen Männern zum Thema zu machen. So erzählte ein Mann aus den ersten drei berliner Männergruppen beim ersten bundesweiten Treffen (Februar 1975) der Männergruppen in Deutschland:

"Anfang dieses Jahres haben wir uns getroffen, aber das ging weniger von uns Männern aus als von den Frauen, zu denen wir eine Beziehung haben oder hatten. Die Frauen kamen auf die Idee, dass es gut wäre, eine Männergruppe zu machen - Gelächter - und die haben das dann terminlich und so weiter organisiert." (Wolfgang Müller u.a.: Männerbilder, 1982)

In dieser Zeit war die Männergruppenszene sehr eng vernetzt mit der beginnenden Schwulenbewegung. Berührungsängste unter Männern, Verantwortung für den Haushalt, Verhütung und Kinder waren ebenso Themen wie "Politmackertum". Ein wichtiges Buch aus dieser Zeit stammt von Volker Elis Pilgrim Manifest für den freien Mann (1977). Symptomatisch für die Selbstkritik war das dort enthaltene bekannte Zitat: "Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot". Sie strebten eine Veränderung der männlichen Geschlechterrollen in der Gesellschaft an. Angeregt durch feministische Wertvorstellungen versuchten sie "weibliche und schwule Anteile" zur Geltung zu bringen.

Mit der Verbreiterung der Alternativbewegung in den 1980er Jahren wurde auch die Männerbewegung umfassendender. Zu ihrer Klientel zählten nun nicht mehr nur Studenten aus dem alternativen Milieu. "Männlichkeit" wurde in dieser Zeit als etwas problematisches diskutiert, was Ausdruck fand in populären Songs wie beispielsweise Ina Deters "Neue Männer braucht das Land" und Herbert Grönemeyers "Wann ist der Mann ein Mann?" Männergruppen wurden in Volkshochschulen angeboten und von den beiden großen Kirchen. Es entwickelte sich eine breite Männerverständigungsliteratur, die sich noch bis in die Anfänge der 1990er Jahre im Bündnis mit der Frauenbewegung verstand. Bekanntes pro-feministisches Männermagazin dieser Zeit war der "Herrmann". Mit den in vielen Städten gegründeten Männerbüros begann eine Professionalisierung der Männerarbeit, gleichzeitig aber auch eine Entpolitisierung. In der linksradikalen Männergruppenszene entstanden Männercafés. Die Professionalisierung der Männerarbeit umfasste Jungenarbeit, Arbeit mit männlichen Tätern, Männertherapie, Männerbildung und Männerforschung.

Anfang der 1990er Jahre spaltete sich die Männergruppenszene. Es lassen sich drei Strömungen differenzieren:

* die linksradikale profeministsche Männergruppen, die weitgehend in der autonomen Szene verortet waren und die zum Leserkreis des profeminisitschen Männerrundbriefs gehörten. Aus den Reihen dieser Männergruppen gab es Anschläge auf Einrichtungen der Bundeswehr und auf Pornoshops, sowie handgreifliche Konfrontationen mit Musikgruppen und Schriftstellern, die als besonderes sexistisch wahrgenommen wurden
* die "Neue-Mann-Bewegung", der es um eine moderate Erneuerung individueller männlicher Verhaltensweisen ging. Sie zählten weitgehend zum Lesekreis der Zeitschriften switchboard und Moritz
* spirituelle Männergruppen, zu denen einerseits kirchliche Gruppen, andererseits esoterische Gruppen wie die mythopoetischen Gruppen zusammen zu fassen sind.

Daneben entwickelten sich die Männerrechtsbewegung, zu der der Maskulismus und die Väterbewegung zählt. Da sie sich explizit antifeministisch gibt, ist umstritten, ob sie überhaupt zur Männerbewegung zählt, da die Männerbewegung ursprünglich ein feministisches Projekt war.

Tendenzen innerhalb der Männerbewegung

<b<Der Schweizer Geschlechter- und Männerforscher Detlef Ax unterscheidet folgende vier grundlegenden Ansätze:

* Antisexistischer/profeministischer Ansatz: Die Grundforderung ist die Abschaffung des Patriarchats als Grundpfeiler der Unterdrückung von Frauen und Männern. Die Vertreter dieses Ansatzes orientieren sich an Frauen und der Frauenbewegung und versuchen, so genannt weibliche Eigenschaften für sich zu übernehmen.
* Kritischer Ansatz: Die Vertreter des kritischen Ansatzes versuchen, ein neues Geschlechterverhältnis zu schaffen. Im täglichen Leben übersetzt sich dies primär in der Teilung von Erwerbs-, Haus- und Erziehungsarbeit.
* Mythopoetischer Ansatz: Es wird versucht, ein männliches Selbstbewusstsein aufzubauen, das Mannsein und die Vaterschaft aktiv und stolz zu leben.
* Maskulistischer/Väterrechtlicher Ansatz: Väterrechtler/Maskulisten kämpfen für ein neues Sorgerecht, ein positives männliches Selbstbewusstsein und lehnen feministische Positionen prinzipiell ab.[/b]

Diese Ansätze positionieren sich (von oben nach unten) gegenüber dem laufenden Gleichstellungsprozess von sehr kooperativ über eher kooperativ und eher konfrontativ bis sehr konfrontativ.

Quelle


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