Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Kinderschwund - na und?

Paul, Tuesday, 28.03.2006, 17:37 (vor 6818 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Kinderschwund - na und? von Odin am 27. März 2006 19:52:34:

Mit dem Feminismus kann man nur den Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Fortpflanzungsbereitschaft erklären.

?
Die Logik verstehe ich jetzt nicht.
Wenn der Feminismus Einfluß auf die Fortpflanzungsbereitschaft hat und
sei es nur darin zu sehen, daß diese bei einem Geschlecht abgenommen hat,
dann dürfte das einen Einfluß auf die Geburtenrate haben.
Warum ist also deiner Meinung nach kein Einfluß auf die Geburtenrate vorhanden, erklärst du mir das?

Der Geburtenrückgang hat viele Gründe. Der wichtigste aber ist die Wohlstandsgesellschaft, in der wir leben und die Ziele, die wir uns in dieser Gesellschaft setzen. Kinder stören da bei sehr vielen Dingen und wer das nicht will, der kriegt eben keine Kinder - egal ob Frau oder Mann.
Wenn es aber Frauen und Männer unterschiedlich "trifft", dann sind eben andere als "allgemeine" Gründe dafür verantwortlich. Hier muß man dann die Belastungen hineinrechnen, die nur die Männer zu tragen haben. Der Gebährstreik ist und war ein Mythos.
Die eigentlichen Auswirkungen werden wir aber erst merken, wenn es die Pille für den Mann gibt.

Ich stimme Odin da zu.

Der Grund für den Geburtenrückgang ist primär wohl nicht der Feminismus, dies erscheint uns nur so, da es eine zeitliche Korrelation zwischen beiden "Ereignissen" gibt. Daraus folgt aber noch nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang.

Das mit der Wohlstandsgesellschaft ist plausibler, denn ansonsten hat man ziemliche Schwierigkeiten, die niedrige Geburtenrate beispielsweise in Japan zu erklären, wo der Feminismus praktisch keine Wurzeln schlagen konnte konnte. Was Japan allerdings mit den anderen westlichen Staaten gemeinsam hat, ist ein hoher Wohlstand. Wobei die nächste Frage wäre, warum hoher Wohlstand zu einer sinkenden Geburtenrate führt.
Mögliche Erklärungen dafür:

1) Wohlstand wirkt von sich aus wie eine Droge - hat man sich erstmal an ein gewisses Niveau gewöhnt, will man immer mehr. Kinder stehen diesem Verlangen natürlich erst einmal entgegen.

2) Wohlstand wird durch die Werbeindustrie zu einer Drogen "gemacht". Es ist doch so: Jeden Tag wird einem durch die Werbung eingetrichtert, was man alles besitzen und konsumieren muss und sollte, um ein glücklicher Mensch zu sein. Für Kinder gibt's aber keine Werbung. Jedenfalls keine wirklich professionell aufgezogene. Die werden nämlich nicht von Unternehmen produziert, die damit Gewinn erzielen wollen :-). Im Prinzip - mal ziemlich krass gesprochen - verliert das "Produkt" Kind in diesem Wettbewerb, weil dahinter keine Milliardeninstrie mit entsprechendem Werbetat steht.

3) Gerade die hochindustrialisierten Staaten sind stark verstädtert. Das hat vielfältige Gründe, u.A. die simple Tatsache, dass es sehr effizient ist, dicht zusammenzuwohnen/-arbeiten. Aus der Verhaltensforschung weiss man aber z.b., dass diverse Spezies mit einem Rückgang der Fertilität auf entsprechend beengte Lebensverhältnisse reagieren. Da ganze ist wohl ein gewisser Schutz vor Überbevölkerung. Vielleicht gibt es bei Menschen ja einen ähnlichen Mechanismus. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass extrem hohe Mieten in den grossen Städten es schwierig machen, Lebensraum für Kinder überhaupt zu finanzieren - jedenfalls mit einem normalen Einkommen. Es wäre da mal interessant zu untersuchen, wie hoch beispielsweise die Geburtenrate innerhalb Manhattans - eine der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt - verglichen mit irgendwelchen Käffern im mitteren Westen z.b. wäre.

Gruss,
Paul


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