Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gender Mainstreamin

susu, Saturday, 24.06.2006, 18:53 (vor 6731 Tagen) @ Scipio Africanus

Die Existenz sozialer Geschlechterrollen wird eigentlich von niemandem
bestritten. Gender Mainstreaming sagt aber nicht nur, dass es diese
Geschlechterrollen gebe, sondern vielmehr, dass das biologische Geschlecht
völlig irrelevant sei und deshalb alle Ungleichheiten beseitigt werden
müssen. Dieser totalitäre Anspruch kann niemals im Einklang mit
idividuellen Freiheitsrechten verwirklicht werden.

Nein, daß sagt gender Mainstreaming nicht aus. Gender Mainstreaming bedeutet, daß jeder Politikbereich auf Ungleichbehandlungen überprüft werden muß. Gender wird in der klassischen Theorie, die bis in die 80ern vorherrschte als Synonym für "Geschlechterrollen" verwendet und auf ebendiese Art in den Texten, die ich zu GM kenne, insbesondere aus dem politischen Bereich (BMFSFJ und diverse Landesministerien). In der Queer Theory wird gender weitergehend verwendet (auch die Konstruktion von sex ist "gender through and through" (Butler)). Die QT baut auf der Dekonstruktion der Begriffe Mann und Frau aus deren Diversität auf: Es wird keinesfalls behauptet alle seien gleich, sondern vielmehr, daß Männer oder Frauen untereinander so unterschiedlich seien, daß ihre Behandlung als Gruppen unzulässig sei. Dagegen gibt es den Gleichheitsfeminismus der teilweise in Kombination mit sozialistischer Theorie Gleichheit fordert. QT fordert gleiche Rechte, gleiche Pflichten und eine Anerkennung der Vielfalt.

Gender Mainstreaming ist ein Instrument zur Volkserziehung. Da für eine
Mehrheit der Menschen das biologische Geschlecht relevant ist, steht die
Theorie im Widerspruch zum Empfinden der Mehrheit. In einem demokratischen
Staat ist dieses Empfinden massgebend ( oder sollte es zumindest sein ),
auch wenn einige Queertheoretiker und andere Eierköpfe diese Auffassungen
für falsch halten.

Scipio, es gibt Dinge die sich der Demokratie entziehen. Zum einen die Naturgesetze (keine noch so große Mehrheit könnte z.B. die Schwerkraft abschaffen) und zum anderen die in der Verfassung verankerten Individualrechte. "Das biologische Geschlecht" gibt es in der Biologie nicht, wenn das die Mehrheit nicht wahrhaben mag, ändert das nichts an dieser Tatsache (wenn die Mehrheit der Amerikaner nicht an Evolution glaubt, ändert das auch nichts an der Evolution).

Was eine kleine selbsternannte Elite für richtig oder falsch hält kann
nicht massgebend für allgemeingültige gesellschaftliche Leitbilder sein.
Es ist dieser elitäre Führungsanspruch, der mich als Demokraten auf die
Palme bringt. Was Frau Müller und Herr Meier darüber denken ist
massgebend, nicht was Judith Butler und andere zu wissen meinen.

S.o.

Vielfalt ? Wahlfreiheit ? Das soll wohl ein Witz sein.

Nein. Zumindest was die QT angeht ist das das proklamierte und befürwortete Programm. Ob GM das will steht auf einem anderen Blatt.

Wenn eine umfassende gesellschaftliche Umgeststaltung angestrebt wird, und
eine Mehrheit der Bevölkerung sich unter dem Begriff "Gender Mainstreaming"
nichts vorstellen kann, dann ist die Bezeichnung "hidden agenda" sehr wohl
angebracht !

Und dazu trägt es nicht bei, wenn Begriffe wie gender mainstreaming, queer theory, etc. völlig sinnentleert ineinander gekippt werden. Wie gesagt, der Artikel - und auch dein Posting - vermischen da Dinge, die sich zum Teil diametral entgegenstehen.

Top down. Was eine Mehrheit der Bevölkerung dazu denkt, ist für die
PolitoffizierInnen irrelevant. Das kommt mir alles sehr bekannt vor.

Und ich widerhole: Aus Sicht der QT sind einige Aspekte der "parteilichen Mädchenarbeit" suspekt, insbesondere die geforderte Stabilisierung der Geschlechtsidentität wird in der QT als gewalttätiger Vorgang ("a violent, a forceful [process]", Butler) beschrieben.

Lesben, Schwule, Transen, sollen sie ihr Leben leben, wie sie es für
richtig halten. Aber warum zum Teufel sollen diese Gruppen einen
überproportionalen Einfluss auf die Familienpolitik ausüben ? Warum sollen
deren teils kruden Ideologien massgebend sein ? Irgendwann ist mal Ende
Fahnenstange !

Tun wir das?!
Genannt werden: Lissy Gröner, eine von 732 Abgeordneten des Europaparlamentes.
Barbara Helfferich: Beruft sich auf Friedan (siehe "Geschlechterrollen" - Queer?!)
1/732 macht 0,14%. Bei ca. 2% Lesben in der Bevölkerung ist das natürlich eine geradezu extrem überproportionale Beteiligung an der Macht der EP...

susu


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