Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die unterste Talsole - durchschritten?

Arkander, Friday, 07.07.2006, 13:08 (vor 6716 Tagen) @ susu

Ich habe mal deine Anmerkungen entfernt und stelle einfach mal Zitaten
dagegen.

"- Männer dürfen feministische Theorie nicht zu vereinnahmen suchen.

Sie

sollen die Autonomie der Frauenforschung respektieren, ohne eine
entsprechende Autonomie für Männerstudien anzustreben."


"Auf der anderen Seite sehen mittlerweile viele Frauenforscherinnen in der
Männerforschung eine notwendige Ergänzug der Frauenforschung im Kontext
ihrer Entwiklung zur Geschlechterforschung und fordern einen
'Blickwechsel' (Janshen, 2000)." - aus Döge, 2001

Wenn die mens studies nicht Autonom sind, sind sie überflüssig. Forschung
an sich muß schon unabhängig sein. Und sie muß sich jeglicher begründeter
Kritik stellen. Die Forderung ist albern.

"- Die kritische Auseinandersetzung mit Männern muss grundsätzlich

allen,

Frauen wie Männern, offen stehen. Kritik von Frauen ist zu begrüssen."


"[E]s ist keine geheimnisvolle Essenz, die Männern und Frauen
Aufrichtigkeit oder Unaufrichtigkeit diktiert" - de Beauvoir, 1949

Insofern, ja, Kritik von Frauen ist zu begrüßen, solange sie fachlich ist.
Das gleiche gilt aber natürlich auch umgekehrt.

"- Die Hauptaufgabe der Männerforschung besteht in der Entwicklung

einer

Kritik männlicher Praxis unter Zuhilfenahme feministischer Theorie,

nicht

in der Entwicklung einer Feminismuskritik. Das kritische Ziel (target)
sind die Männer und ihr Diskurs, nicht Frauen oder Feminismus."


Äh, nein:
"[Kritische Männerforschung] versucht über die Thematisierung der
negativen Folgen [der] Verhältnisse für Männer deren Bewustsein
hinsichtlich ihrer eigenen Unterdrückung zu heben". - Döge, 2001

Das kritische Ziel sind die "Verhältnisse", daß schließt sowohl Männer als
auch Frauen ein, Männer sind zwar Forschungsobjekt der Männerforschung (was
der Name ja sagt), aber existieren nicht im Vakuum.

"- Alle feministischen Ansätze - gerade auch die besonders
männerkritischen - sollen zur Kenntnis genommen werden."


"Den Argumenten der Feministinnen sollten wir allerdings nicht weniger
mißtrauisch begegnen: oft macht das polemische Anliegen sie ganz wertlos"
- de Beauvoir, 1949

Und deshalb macht es zwar Sinn zur Kenntnis zu nehmen, daß Solanas Männer
für eine "walking abrtion" hält, aber damit hat es sich schon. Niemand
kann etwas erforschen, daß er hasst. Sogar Mediziner, die an Krebs
forschen, sind davon fasziniert. "Männer sind böse. Punkt." ist ein
unsinniger Arbeitsansatz. Man stelle sich einen Zoologen vor, der sagt: Da
sind irgendwie Tiere. Der wird es zu viel bringen, in seiner Disziplin...

"- Männerforscher müssen ihre Studien auf ihre persönliche Erfahrung
gründen und das Privatleben entsprechend gestalten."


Erster Teil: Nö. Wie soll das bitte gehen? Männerforscher sind
Männerforscher und als solche gehören sie zu einer sehr spezifischen
Gruppe Männer. Sie werden über eine überdurchschnittliche Ausbildung
verfügen, sie verdienen mehr als der Durchschnitt. Man kann durchaus
Soziologische Studien über Kohlekumpels machen, ohne Kohlekumpel zu sein.

"The most general definition of men´s studies is that it is the study of
masculinities and male experiences as specific and varying
social-historical-cultural formations" - Brod, 1987

Wenn es eigener Erfahrungen bedürfte, wäre es kaum möglich etwas über das
Leben eines moldawischen Lehnsbauern im 13. Jh. auszusagen. Da kann man
als Historiker (der Trüeb deprimierenderweise ist) direkt die ganze
Disziplin in die Tonne treten...

Zum zweiten Teil: Irgendwie glaube ich schon, das sich die Beschäftigung
mit Männerthemen automatisch auf das Privatleben auswirkt. Ich habe auch
Bekannte, die Lebensmittelchemie studieren und das prägt deren
Kaufverhalten bei Lebensmitteln ("Nee, der Joghurt verursacht Krebs").

susu

Es ist einfach blödsinnig, Gegenzitate reinzubringen. Das kann man immer und überall machen. Nur wird das Ausgangsposting dadurch nicht entkräftet, dass es auch noch etwas anderes gibt.
Genauso blödsinnig wie die Bemerkung kaum eine Frau würde sich heute noch zum Feminismus bekennen. Das wäre auch ziemlich dreist. Feministin ist, wer Feminismus lebt, nicht nur, wer theoretisch Feminismus unterstützt. Davon haben wir mehr als genug.

Arkander


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