Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Geht immer: Katholische Finsterlinge

Narrowitsch, Berlin, Wednesday, 21.10.2009, 20:44 (vor 5540 Tagen) @ Chato

Tach och Chato,


Was geschätzte 90% der heutigen Europäer über ihre eigene
christliche Kultur und deren Wirbelsäule, die katholische Kirche, "absolut
sicher wissen", ist um kein kleines bißchen weniger falsch und auf dem Kopf
stehend, wie die Mär von dieser feministischen "Päpstin Johanna". Auf
diesen Gedanken kommt bloß keiner mehr, und wenn er, wie jetzt von mir,
ausgesprochen wird, dann gilt er per se als Lüge.

Nicht nur, er gilt als rechtsextrem. Aber da kackt der Hund drauf.
Was mich viel mehr auf die Palme bringt, ist der erste Teil Deiner Aussage.
Freilich kann ich Deinen besonderen Blick auf die Verunglimpfung des Christentums im allgemeinen, des Katholizismus im besonderen, sehr gut nachvollziehen. Aber auch als konfessionell nicht gebundener Mensch, wachsen mir graue Haare angesichts des Unwissens, welches zahlreiche institutioneller Meinungsproduzenten - bis hinauf ins Bildungsministerium - tief in die Köpfe einer breiten Öffentlichkeit senken. Und das betrifft nicht nur die Interpretation des Christentums, sondern faktisch alles, was sich in Europa und anderswo zugetragen hat. Woher ich das weiß? Ganz einfach: ich bemerke es an mir. Es existiert kaum ein historischer Sachzusammenhang, den ich teils auf der Schule, teils aus "modernen" Geschichtserörterungen (bis hin zu Golo Mann und J. Feist)als gesichert vermittelt bekam, der sich bei näherem Hinsehen aber nicht als selektive Wahrnehmung entlarvte.Jemand, der etwas über die eigenen Wurzeln wissen will, kommt so in die Situation Tage, Wochen, Monate als Laien-Historiker arbeiten zu müssen. Was derzeit als Geschichte verkauft wird, ist bestenfalls historischer Grünspan, unter dem sich der Kern gewisser Wahrheiten, verbirgt. Selbst dort, wo es nicht notwendig wäre, muß ich immer wieder vor mich hinmurmeln: Ich weiß, dass nichts weiß. Und zwar aus einem simplen Grund: Tatsachenverzerrungen und noch schlimmer: verschweigen, bringen so ziemlich jeden/jede der/die nicht den Segnungen eine humanistisch- gymnasialen Bildung erfahren durfte, in einen Zustand unverschuldeter Infantilismus. Ein paar hingeworfene und verinnerlichte Bildungsbrocken liefern die Illusion, man besäße soetwas wie Bildung.Ein Erkenntniszuwachs ist fast aus geschlossen - unsereiner bleibt auf dem Niveau kindlicher Schülerschaft stehen.
Gelegentlich nehme ich beispielsweise TH. Mommsen oder L.v. Ranke zur Hand und schon erkenne ich den Unterschied zwischen Gelehrten und selbst infantil gebliebenen Meinungsmachern mit Dr.- Titeln, die das Geschichtsbild bestimmen. Insofern kann ich es manchem Krakeeler nicht übel nehmen, wenn er Stäbe über Geisteshaltungen bricht. Er versteht sie halt nicht.
Ich nehme mich da nicht aus. Aus der organisierten Nicht-Bildung folgt zuerst Unwissenheit. Ich behaupte: einer großen Zahl Museums- Gemäldegalerie- oder Kirchenbesucher erschließt sich nicht mal im Ansatz, was sie an Botschaften der Vergangenheit vor Augen haben: zahllose originale Dokumente, die mehr sachdienliche Hinweise über das Woher und Wohin beinhalten, als etliche Schuljahre vermitteln. Vielerlei (Bau-)Kunst bezieht sich nämlich auf Symbole und Zeichen, die heute kaum noch jemand versteht; was im Mittelalter jeder Bauer verstand, bleibt den gegenwärtig lebenden Generationen weitgehend verschlossen, ist nicht zu dechiffrieren, ein Buch mit 7 Siegeln. Insofern sind wir dämlicher als die Bauern des ach so finsteren Mittelalters. Was die Bildungspolitiker nicht begreifen ist, das - als zweitens - Unmündigkeit folgt. Ich könnte Dir - nur mal als Beispiel - diesen Gedanken nicht widerlegen, weil mein Argumentationspotenzial nicht sehr weit reicht :

Warum? Weil die
Wahrheit einfach schon zu lange auf dem Kopf steht. Zweihudert Jahre
konzentrierte Lügenpropaganda sind nun einmal eine sehr, sehr lange Zeit.

Die Unfähigkeit einen gestanden Katholiken in einen ernsthaften Disput zu verwickeln, ist der Preis für die staatlich geförderte Option, auch die abenteuerlichsten historischen Behauptungen und ideologischen Humpelhilfen unbefragt unter die Leute bringen zu können.
Zählte ich zur Fraktion der politisch Korrekten, würde ich das einmal bedenken. Aber dazu reicht es vermutlich nicht.


Aber eine viel wichtigere Frage: Was soll künftig ein Männerrechtler einer
Feministin antworten, wenn er von ihr in einer Talkshow mit der Tatsache
konfrontiert wird, daß im Gelben Forum die Existenz der Päpstin Johanna
geleugnet wird?

Tja, das ist ne interessante Frage. Vielleicht darf er das in 20 Jahren nicht mehr?

Da werden doch wieder einmal zehn mühevollste Jahre
selbstlosester und anstrengendster Aufbauarbeit mit einem einzigen Ruck
eines einzigen Arsches eingerissen!

Ja.

Und wer räumt das jetzt wieder auf? Eben.

Und wann kann bei solcher Polterei wohl damit gerechnet werden, daß das
Frauenministerum den deutschen Männern endlich einmal Männerrechte
verleiht?

Eben. Nie.

Und wann wird es bei der Bildungspolitik um Bildung und nicht nur um neue Technik, neue Gebäude gehen?

Narrowitsch

--
Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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