Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Sorry, aber das hält mich jetzt nicht mehr im Sitz!

Chato, Saturday, 24.10.2009, 01:35 (vor 5538 Tagen) @ Roslin

JEDE Herrschaftsideologie setzt IHRE historische Wahrheit durch, korrigiert
zu ihren Gunsten, diffamiert ihre Gegner, mal mehr, mal weniger.
Das Christentum als Herrschaftsideologie war da nicht besser als die Aufklärung.
Nicht in seiner katholischen, nicht in seiner orthodoxen, nicht in seiner
protestantischen Spielart.

Wenn ich nicht so entsetzlich dumm wäre, wie ich es unglücklicherweise nun einmal bin, dann hätte auch ich diese Einsicht sogar selbst hinschreiben können. So habe ich es aber doch nun wenigstens durch dich erfahren und muß also nicht völlig dumm sterben: "Die Wissenschaft hat festgestellt, daß Marmelade Holz enthält!" Welch unerschrockene Aufdeckung letzter Geheimnisse! Welch unergründliche Weisheit! Welch strahlende Einsicht des luziden Menschen in die dunkelsten Abgründe des Seins! Holz in der Marmelade! Donnerwetter! Darum essen wir ja jetzt auf jeder Reise auch Marmelade eimerweise. Endlich! Und das sogar in 18 Geschmachsrichtungen! Was für eine Vielfalt! Was für ein Reichtum!

Genau DAS nenne ich "typisch Aufklärung": Trivialste Allerweltsblödianitäten , die jeder kennt und über die sogar einfältige Hühner für gewöhnlich bestens unterrichtet sind, gelten als triumphale Siege des menschlichen Geistes. Und worüber? Über jegliche Unterschiede. Was ist denn das Credo der Aufklärung anderes als: ALLES ist gleich? Unterschiede existieren in solch reduktionistischer Hybris überhaupt keine mehr - und dürfen auch gar nicht existieren, denn nur ihres gleichmachenden Reduktionismus wegen "weiß" die Aufklärung schließlich "alles"! Und falls doch einmal rudimentäre Restunterschiede auftreten sollten? Dann spielen die sowieso keine Rolle angesichts dessen, was schon alles gleich ist.

Außerdem hat der menschliche Geist längst den elektrischen Haushaltsmixer ersonnen. Was einmal durch den durchgegangen ist, das bleibt für immer aller Besonderheiten ledig (und gerinnt dadurch, und nur dadurch, zum "Wissen über alles"!). Biomasse ist halt Biomasse, egal, ob sie als Brei aus einem Mixer oder Mensch aus einem Weiberschoß herauskommt. Und Herrschaftsideologie ist eben Herrschaftsideologie, ganz gleich, auf was sie gründet und wie sehr sie sich bewußt ist oder nicht der notorischen Gefährdung des Menschen, selber der liebe Gott sein zu wollen. Und der Verstoß gegen ein Gesetz ist natürlich genau dasselbe wie Gesetzlosigkeit. Stalin und Jesus sind selbstverständlich ebenfalls dasselbe, weil: es ist ja sowieso alles bloß Herrschaftsideologie. Dabei unterscheiden sich die Dinge doch, wie der Name sagt, nicht in dem, worin sie gleich, sondern in dem, worin sie unterschiedlich sind. Es ist eben nicht dasselbe, ob es zum Beispiel ein Gebot der Feindesliebe gibt, gegen das freilich immer wieder verstoßen wird, oder ob das erst gar nicht existiert und sich deshalb sowieso niemand daran zu halten braucht.

In den gottlosen Teilen der Katholischen Kirche breitet sich immer üppiger eine abenteuerlich verdrehte Weltverbesserungsideologie aus, die an die Stelle des preisgegebenen Glaubens tritt und in deren Zentrum die Anbetung der Aufklärung steht. Aufklärung ist ja historisch nichts anderes, als "Christentum ohne Gott" - bzw. richtiger: mit dem Menschen als Gott. Das ist natürlich die schlimmste und fundamentalste Häresie aller Zeiten! Der modernistisch-nachkonziliare, katholische Christenmensch, gewissermaßen als Gottes denkbar bester Ersatz, hätte gemäß dieser "neuen Kirchenlehre" der heutigen "aufgeklärten Welt" die ihr bedauerlicherweise irgendwie abhanden gekommene Moral hinterherzuliefern, für eine bessere Welt halt, und damit dieses schöne Paradies auf Erden auch ordentlich gerecht und ordentlich vernünftig sein und bleiben möge. Im Osservatore Romano ergießt sich jüngst wiedermal ein Jesuiten-Professor aus Rom von der päpstlichen Gregoriana darüber, wie "verkannt" - leider, leider - der gescheite Karl Marx doch sei. Geht's eigentlich noch? Karl Marx? Ich weiß, das steht schon in "Spe salvi" drin: schlimm genug!

Sorry, Roslin, aber so eine Kirche braucht wirklich niemand, kein Mensch, und Gott natürlich erst recht nicht. So eine Kirche geht schlicht und einfach zum Teufel! Im 18. Kapitel der Apokalypse ist das übrigens beschrieben. Erhabene 2000 Jahre lang existierte diese Katholische Kirche, diese älteste Institution unseres Planeten, einzig und allein für ein übernatürliches Leben inmitten dieser todesverfallenen Welt. Zu keinem anderen Zweck, als diesem! Es ist nicht ihre Aufgabe und ist es nie gewesen, diese Welt zu "verbessern", sondern den Ausgang aus dieser Welt offen zu halten. Wenn sie das künftig nicht mehr tut, weil modernistische, putschende Einpeitscher das über Bord geschmissen haben, um Platz für ihre "Aufklärung" zu schaffen, dann kann sie auch ruhig noch marxistisch werden, denn das macht dann auch keinen Unterschied mehr. So auf die letzten Tage … da ist das, weiß Gott, nicht mehr von Belang.

Nein, die Kirche geht nicht unter bis zum Ende der Zeiten. Aber sie wird jetzt wohl sehr klein werden.

Es ist so weit: Die Arche zieht ihre Brücke hoch und legt ab.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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