Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Brauchen WIR ein Entgeltgleichheitsgesetz? (Gleichschaltung)

Narrowitsch @, Berlin, Tuesday, 05.03.2013, 13:14 (vor 4279 Tagen) @ Holger
bearbeitet von Narrowitsch, Tuesday, 05.03.2013, 13:21

Ich bin groß geworden, als mächtige Gewerkschaftsführer in einer Zeit der Prosperität wichtig waren für den schlichten Malocher und ihnen ist es zu verdanken, daß bis in die Siebziger ein fleißiger, abhängig Beschäftigter eine mehrköpfige Familie ernähren und die Kinder sogar studieren lassen konnte als Alleinverdiener wie mein Arbeitervater.

Eine historische Tatsache, die natürlich flugs daran denken lässt, woran es einem nicht unerheblicher Teil der arbeitenden Bevölkerung fehlen dürfte: an Gewerkschaften, die sich in erster Linie um ihr Kerngeschäft, der Interessenvertretung aller abhängig Beschäftigten innerhalb der Arbeitswelt, für die sie sich als zuständig bezeichnen, kümmern. Selbstverständlich zählen dazu die Interessen jener Arbeitnehmer und auch Arbeitnehmerinnen, die Familie und Ehe nach traditionellen Vorstellungen leben wünschen. Das klassische Alleinernährermodel bevorzugen.

Ich nenne Holgers Erfahrung, hochgerechnet auf das Gros der Arbeiterschaft, eine Tatsache von historischem Gewicht, weil diese Form gewerkschaftlichen Seins innerhalb des Sozialstaates vermutlich als schärfste Waffe im Kalten Krieg wirkte. Bereits 1953 begriff die klassische Gewerkschaftsklientel, die Arbeiterschaft, namentlich die vom Bau, was gut organisierte Gewerkschaften im sozial marktwirtschaftlich funktionierenden Kapitalismus für sie tun kann, und was Gewerkschaften mit gesellschaftskonstruierendem Ansatz nicht vermögen. Die Bauarbeiter holten 53 den Knüppel aus dem Sack, ua. weil sie für ihre Familien angemessen sorgen wollten. Als Arbeiter, nicht als weichgespülte, teilzeitbeschäftigte Hilfsdödel im Haushalt ihrer Weiber. An solche Luxusforderungen dachte damals niemand. Damals in Ostberlin.

Und genau daran fehlt es, an einer Arbeiterschaft, die die eigenen Interessen begreift und durchsetzt. Notfalls ohne Gewerkschaft und mit angemessener Gewalt. Eine Tracht Prügel für arrogante Funktionäre, besonders auf Armanibetuchten Weiberärsche, die sich anmaßen, Männerinteressen zu definieren, halte ich für durchaus angebracht.

Von solchen, phantastisch erscheinenden Zuständen sind wir heuer meilenweit entfernt.

So ist es.

Wir haben Ideologengewerkschaften, die seit 15 Jahren reale Lohnzuwächse so niedrig halten, daß eben keiner mehr Alleinverdiener sein kann, der entgültige Abschuß findet derzeit mit Aufhebung des Splittings statt: Niedriglohnsklaverei für alle ist, was hinter den illusionären, pluralistisch- vielfäligen Heilsversprechungen der in Wirklichkeit uniformen Gleichmacherei steht.

Auch das bräuchten Gewerkschaften. Dringend: kritische Selbstreflexion. Zum Beispiel in Richtung wirtschaftlichen Unverstand. Das Versagen in guten Zeiten, in denen Gewerkschaften ungelernten Hinz und Kunzin im Verhätnis zur Facharbeiterschaft traumhafte Lohnzuwächse ertrotzten, bedingt ja die Zustände, die Gewerkschaften nun zum Stillhalten zwingt.

Wobei ich bezweifele, dass es sich bei Ver.di noch um eine Gewerkschaft im klassischen Sinne handelt.

Illusionistenfotzen wie die Sehrbrock gab es im Politbüro der UdSSR zuhauf.

Illusionsfotzen? Ich behaupte Machtbessene ohne Illusionen, deren Gier nach uneingeschränkter Macht nicht einmal vor dem kleinste Grundprinzip ihrer eigenen Ideologie Halt machte.

Was für eine Macht, ein ganzes Volk bis ins Privateste hinein nach der eigenen Pfeife tanzen zu lassen!!!! Und zwar unter dem Vorwand alles gute dieser Welt erkämpfen zu wollen. Wer will schon gegen das Gute stehen?


Man lese die Satzung von Ver.di :


Unter Ziffer 3." Zur Erreichung dieser Ziele dienen insbesondere"...
taucht bereits unter Buchstabe e) - nicht etwa unter a) oder b) - folgender Grundsatz auf:

Abschluss und Durchsetzung von Tarifverträgen und anderen Vereinbarungen; Verteidi-gung des Streikrechts,...

Unter Position 5!!!! Gefolgt von Buchstabe f):

"Verwirklichung der Geschlechterdemokratie und der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Betrieb, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, auch unter Anwendung des Gender Mainstreaming"

Abgesehen davon, dass mich die Reihenfolge e) und f) wundert, ist mir klar, f) können nur Gender-Funktionäre erdacht haben.

Dazu fällt mir ein Gedicht von Tucholsky ein, einem Dichter, den ich nicht mehr ungeteilt schätze, dem aber niemand gegen links gerichtete Tendenzen unterstellen wird:

An einen Bonzen

Einmal waren wir beide gleich.
Beide: Proleten im deutschen Kaiserreich.
Beide in derselben Luft,
beide in gleicher verschwitzter Kluft;
dieselbe Werkstatt – derselbe Lohn –
derselbe Meister – dieselbe Fron –
beide dasselbe elende Küchenloch . . .
Genosse, erinnerst du dich noch?

Aber du, Genosse, warst flinker als ich.
Dich drehen – das konntest du meisterlich.
Wir mußten leiden, ohne zu klagen,
aber du – du konntest es sagen.
Kanntest die Bücher und die Broschüren,
wußtest besser die Feder zu führen
.
Treue um Treue – wir glaubten dir doch!
Genosse, erinnerst du dich noch?

Heute ist das alles vergangen.
Man kann nur durchs Vorzimmer zu dir
gelangen.
Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren,
du lachst über Straßenhetzer und Narren.
Weißt nichts mehr von alten Kameraden,
wirst aber überall eingeladen.
Du zuckst die Achseln beim Hennessy
und vertrittst die deutsche Sozialdemokratie.
Du hast mit der Welt deinen frieden gemacht.

Hörst du nicht manchmal in dunkler Nacht
eine leise Stimme, die mahnend spricht:
»Genosse, schämst du dich nicht –?«

Erstaunlich, nicht wahr?
Damals begann das Funktionärspack, noch in Werkhallen - und heute?

Noch erstaunlicher: Ein linker Dichter lässt eine leise Stimme fragen, ob sich der Genosse Bonze nicht schäme. Schääääääämen! Watt datt, denn?

Zugegeben, bei den von mir gefetteten Zeilen, sehe ich vor meinem geistigen Auge eine lange Reihe Bonzinnen. Mönig-Raane zum Beispiel.

So haben sich die Zeiten fort entwickelt. Ich behaupte: Fortschritt heute - bedeutet vermutlich Mut zum Rückschritt.

Zurück ins Jahr 53, zurück auf die Stalinallee.
Zurück zum Knüppel. Ganz ungalant auch für den Arsch Genderbonzinnen.

© [image]

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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