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Ungefähr das, was ich in der Doku sah, in einem Artikel (Frauen)

Mus Lim ⌂ @, Friday, 16.12.2016, 03:32 (vor 2892 Tagen) @ Mus Lim
bearbeitet von Mus Lim, Friday, 16.12.2016, 04:23

Über islamisch-fundamentalistische Selbstmordattentäter in Israel

Von Edda Heiligsetzer

HAMAS (Harakat al-muqawama al-islamiya), wörtlich: "Islamische Widerstandsbewegung", ist eine streng hierarchische, regelrecht militärisch durchstrukturierte Organisation mit drei (halbwegs) unabhängigen Sektionen: Wohlfahrtspflege, Geheimdienst und (inklusive der sogenannten "Schock-Truppen") die militärische Kampftruppe. In letzterer, die in bezug auf unser Thema von besonderem Interesse ist, sind alle Rangebenen jeweils nach unten hin abgeschottet, so daß das Gros der nächstunteren Abteilung ihre direkten Vorgesetzten nicht kennt. Nur einige wenige Personen sind der Verbindungskanal für die Nachrichten- bzw. Befehlsübermittlung. Auch jeweils innerhalb einer Stufe der Hierarchie gibt es solche "Schotten", so daß sich letztlich immer nur kleine Trupps von 3-10 Aktivisten persönlich kennen. Diese unqud-Struktur (wörtlich: "Weintraube") dient der absoluten Geheimhaltung und macht es Agenten äußerst schwer, in die HAMAS-Kampfmaschine einzudringen und, falls doch, größere Zusammenhänge zu erkennen. Denn, auch wenn keine Durchlässigkeit von unten nach oben existiert: die Überwachung von oben nach unten funktioniert perfekt. Eindringlinge können schnell entdeckt und eliminiert werden.

Soviel zu den Hintermännern. Vor dem Hintergrund dieser Organisationsstrukturen ist es extrem unwahrscheinlich, dass Eltern wissen, dass ihr Kind zum Selbstmordattentäter ausgebildet wird, geschweige denn, von wem.

Ein überaus langes Training und die überraschende Tatsache, daß keine Freiwilligen als Täter angenommen werden, zeigt, daß es offenbar doch gar nicht so einfach ist, diese jungen Leute - auch wenn sie zum Teil unter erniedrigenden Bedingungen zu leben gezwungen sind - zu einem derartigen Schritt zu bewegen. Es handelt sich mit Sicherheit keineswegs um spontane Kurzschlußhandlungen, sondern um eine jeweils bis ins kleinste Detail geplante Aktion, die langer und intensivster Vorbereitungen bedarf.

Es werden also keine Freiwilligen als Täter angenommen. Das belegt meine Aussage, dass die Selbstmordattentäter nach sorgfältiger Beobachtung und Einschätzung der Persönlichkeitsstruktur von psychologischen Profis der Terrororganisation ausgewählt werden und nicht etwa anders herum.
Alle Enthüllungsberichte, etwa von verhinderten Selbstmordattentätern - die etwa vor dem Anschlag von der israelischen Armee festgenommen wurden - sind mit Vorsicht zu genießen. Die Terrororganisation geht bei der Auswahl ihrer Selbstmordattentäter so subtil vor, dass diese selbst davon überzeugt sind, selbst den Weg zu ihrer Rolle als Selbstmordattentäter gefunden zu haben. Wenn die wüssten, dass es anders herum ist und sie gefunden (und benutzt) wurden...

Eine Täuschung der Täter durch ihre Führungsoffiziere ist speziell im Falle der Hamas eindeutig nicht gegeben. Die bisherigen Selbstmordattentäter wiesen allesamt kahlgeschorene Köpfe auf - das Zeichen des islamischen Märtyrers. Sie wußten also sehr genau im voraus, was auf sie zukam. Anzeichen dafür, daß die Sprengkörper im Falle eines "Versagens" der "Märtyrer" von der HAMAS ferngezündet werden (derartige Hinweise liegen beispielsweise für den Fall libanesischer "Selbstmord"-Attentäter vor), gibt es nicht. Ein solcher Rückzieher in letzter Minute ist durch die minutiöse Vorbereitung der Tat so gut wie ausgeschlossen.

Noch ein Wort zum Wahnsinn, den wir den Tätern so schnell zuzuschreiben bereit sind. Die Vermutung der Verrücktheit liegt insofern nicht ganz falsch, als es sich tatsächlich um einen sozusagen "verrückten" Standpunkt handelt: Die Attentäter haben im Verlauf ihrer zum Teil jahrelangen Ausbildung ein extrem selektives Wahrnehmungsraster ausgebildet, haben sich vom Wertekanon der übrigen Gesellschaft weit entfernt. Der Terminus "Gehirnwäsche" ist hier nicht so ganz fehl am Platze, obwohl die Indoktrination ja weitgehend freiwillig vor sich geht.

Na ja, das mit der Täuschung ist so eine Sache. Es gibt da ja mehrere Stufen. Sie werden vielleicht nicht in dem Sinne getäuscht, dass sie nicht wüssten, was auf sie zukommt. Trotzdem dürften sie in dem Sinne getäuscht werden, als sie die wahren Motive ihrer Führungsoffiziere nicht kennen, dass sie nicht wissen, dass sie nicht dem Ruf Allahs folgen, sondern das Ergebnis einer psychologischen Vorauswahl, Entfremdung vom "Wertekanon der übrigen Gesellschaft" und ihrer Eltern und Geschwister und einer jahrelang andauernden Gehirnwäsche sind.

Das Bedienen eines Sprengstoffgürtels bedarf sicherlich keiner "jahrelangen Ausbildung". Was jahrelang dauern dürfte ist die Entfremdung vom sozialen Umfeld (Familie), Gehirnwäsche und die Selektion. Nach jahrelanger Gehirnwäsche und Entfremdung vom sozialen Umfeld dürften die Führungsoffiziere die geeigneten und zuverlässigen Kandidaten herausgefiltert haben.

Wer etwa an seinem sozialen Umfeld festhält oder als allzu kritisch auffällt, dürfte in der Zeit aus dem Kreis der Selbstmordanwärter herausfallen. Das Finden von geeigneten Selbstmordattentätern ist also eine ziemlich aufwändige Sache. Das ist so, weil normale Menschen so etwas nicht machen. Deshalb muss aufwändig das Promille herausselektiert werden, das dazu gebracht werden kann.

Für den uninformierten Beobachter, der dann nur die Bilder eines Selbstmordanschlages im Fernsehen sieht, bleibt der hohe Aufwand verborgen, der nötig ist, um den Täter zu seiner Tat zu befähigen. Der denkt dann, das habe was mit allgemeiner Radikalität und Gewaltbereitschaft zu tun und nicht etwa mit jahrelanger psychologischen Einflussnahme.

Selbstverständlich fördert die jeweilige Terrorgruppe den aufkeimenden "Martyriums"-Wunsch ihres Kandidaten nach Kräften. Was von seiten der HAMAS getan werden kann, das wird getan. So versorgt die Organisation die Familie des "Selbstopfers", sowohl durch Einmalzahlungen als auch lebenslange Fürsorge in Form einer monatlichen Unterstützung in Höhe von 1000 $. Die Geschwister der Attentäter können mit Extra-Stipendien die höhere Schule und Universität besuchen, neue Häuser werden gebaut...

Geschwister bekommen Stipendien, Eltern werden Häuser gebaut. Auch das hatte ich in der Doku erfahren.

Es ist schwer, diese Zuwendungen auszuschlagen, wo man doch sein Kind oder Geschwister verloren hat und weiß, dass ein Ausschlagen der Unterstützung ihn auch nicht wieder lebendig macht...

Konkrete Ergebnisse in bezug auf die individuellen Motive der Täter lauten übereinstimmend dahingehend, daß, obschon in der Tat individueller Natur, sich doch typische Muster ergeben, die sich offenbar bei den meisten Selbstmordattentätern wiederfinden lassen. Häufig auftretende Motivationsbündel bei Tätern sind demnach:
* Religiöse Opfer-Motive und Heilserwartungen, vermischt mit nationalem Extremismus und mythischen Allmachtsphantasien, das Blatt werde sich nun zugunsten der Palästinenser wenden.
* Rache für persönlich oder als Kollektiv erlittenes Unrecht und Demütigungen seitens der israelischen Sicherheitskräfte oder fanatischer israelischer Siedler. Der Suizid dient einmal der "gerechten" Bestrafung, zum anderen der Wiederherstellung der eigenen Würde.
* Imitation bewunderter Vorgänger, die bereits erfolgreiche Selbstmordattentate ausführten.
Die emotionale Bindung an HAMAS ist offensichtlich sehr stark, so daß die Selbstmordattentäter über die reine Nachahmung hinaus auch so etwas wie eine Verpflichtung verspüren, HAMAS nicht zu enttäuschen.
* Reinwaschen von einem eventuellen Vorwurf der Kollaboration oder der Feigheit gegenüber den israelischen Sicherheitskräften.

Diese "Motivationsbündel" werden natürlich nach Kräften befeuert. Und die jahrelange Vorbereitungszeit ermöglicht es auch festzustellen, wer dafür besonders empfänglich ist...

Märtyrer oder Marionetten? - Der Trainingsprozeß

So sehr die Terror-Organisation auch darauf aus ist, einem potentiellen Kandidaten den Opfertod soweit zu versüßen, daß er ihn als sein Schicksal und seine Berufung annimmt, sowenig Interesse besteht offensichtlich daran, jeden x-beliebigen Freiwilligen zu gewinnen, die paradoxerweise in der Regel nicht angenommen werden.

Wenn man die Mechanismen verstanden hat, die da zur Anwendung kommen, dann ist das eben gar nicht "paradox", dass man das nicht "x-beliebigen Freiwilligen" nimmt...

Dem Selbstmordattentat ist vielmehr ein langer und komplexer Selektions- und Trainingsprozeß vorgeschaltet, bei dem immer nur die geeignetsten Anwärter für die ehrenvolle Aufgabe erwählt werden. Und das ist auch der Unterschied zwischen dem fundamentalistisch-religiösen und dem herkömmlichen Attentat: einmal wird der Betreffende nicht selbst aktiv, er wird vielmehr ausgewählt, und dann wird er nicht ausgewählt, um es tun zu müssen, sondern zu dürfen.

Zum Teil bereits als Kinder - die Wohlfahrts-Sektion der HAMAS unterhält Bildungseinrichtungen von Kindergärten über Grundschulen bis zur Universität - werden im Religionsunterricht die unter Umständen geeigneten Anwärter anvisiert. Meist aber handelt es sich bereits um Schüler oder Studenten, die schon einer der mehr oder minder radikalen HAMAS- oder Djihad-Organisationen angehören. Potentielle Kandidaten sind 12 bis 17 Jahre alt. Ganz en passant wird in den HAMAS-eigenen Schulen und Moscheen die Rede auf die Selbtmordattentate gelenkt; Kinder und Jugendliche, die sich als besonders interessiert und begeistert zeigen, werden alsbald von den anderen segregiert und in eigenen Gruppen zusammengefaßt, wo eine weitere Selektionsrunde beginnt.

Bereits zu diesem Zeitpunkt läßt sich ein gewisses "Täter"-Profil erkennen. Diese Schüler und Studenten haben fast alle einen nahen Freund, der von den Israelis getötet, verwundet oder inhaftiert wurde. Sie haben zum Teil gewalttätige Übergriffe der israelischen Besatzungssoldaten auf die eigene Familie miterlebt, wurden selbst mißhandelt... Manche schämen sich vor ihren Freunden, sich während der Intifada nicht getraut zu haben, Steine zu werfen. Dies ist das "Rohmaterial", aus dem man Terroristen formt.
Potentielle Selbstmord-Kandidaten besuchen nun gesonderte Klassen der Koranschulen, in denen speziell geschulte Geistliche mit ihnen jene Stellen des Koran und anderer religiöser Schriften besprechen, die den Kampf und den freiwilligen Opfertod für den Glauben idealisieren. Daneben stellt massive anti-israelische Propaganda den zweiten Schwerpunkt der ideologischen Ausbildung dar.

Im praktischen Teil des Rekrutierungsprozesses werden den Selbstmord-Schülern verschiedene Aufgaben gestellt, in denen sie ihre Zuverlässigkeit, ihren Mut oder ihre Verschwiegenheit unter Beweis stellen müssen. Dazu gehören so makabre Tests wie die Beerdigung bei lebendigem Leib, um zu sehen, ob dieser Schock die Festigkeit ihres Vorhabens beeinflussen kann. Waffenschmuggel, Autodiebstahl, Fälschen von Ausweisen und Ähnliches sind da nur die "harmloseren" Varianten. Wer bei diesen Prüfungen, in denen Lebensgefahr sozusagen zum Prüfungsstoff gehört, versagt - sprich: Angst zeigt, irgendwelche ablenkenden Nebengedanken hat, in Mimik oder Körpersprache seine Gedanken verrät -, kommt für den Ernstfall nicht in Frage und wird ausgesondert. Interessant ist, daß die so Ausgebildeten durchaus nicht von Anfang an erfahren, um was es geht. Sie werden ausgesucht und haben bis zu einem späteren Zeitpunkt der sogenannten "Kristallisation", den der Ausbilder bestimmt - zu dem sie aber schon derart infiltriert sind, daß ein Aussteigen unwahrscheinlich ist -, nicht die Möglichkeit, "nein" zu sagen. Das heißt, darüber, ob jemand aussteigt oder nicht, bestimmt allein der Ausbilder, und zwar je nach den Eigenschaften des Probanden, also allein entsprechend den Interessen der Organisation und nicht des "Opfers". In dieser Hinsicht ist der religiöse Terminus "Opfer" durchaus angebracht, wenn auch in einem anderen, perversen Sinn.

In der letzten Phase findet eine physische und mentale Isolierung von der Familie und den Freunden statt: die Selbstmord-Anwärter werden in kleinen Trupps von 3 bis 5 Schülern oder Studenten zusammengefaßt. Eine solche Isolation ist (abgesehen vom Geheimhaltungsaspekt) deshalb im Sinne der Ausbilder, da so die eventuellen Hemmungen leichter abgebaut werden. Ein Blutbad unter Zivilisten richtet nur jemand an, der bereits jeden Bezug zum Alltag, zu den Normen und Werten der Normalgesellschaft verloren hat. Die Isolierung findet plötzlich und ohne irgendwelche Erklärungen für irgendjemanden statt. Erst etwa 10 Tage vor dem Anschlag lernt das Selbstopfer [...] ihr eigentliches Handwerkszeug: die Handhabung der tödlichen Fracht. Aus Sicherheitsgründen, aber auch, um einen eventuellen Rückzieher des angeblich so freiwilligen "Selbstopfers" zu vermeiden, findet diese Einweisung erst zu einem so späten Zeitpunkt statt.

Jetzt erfolgt noch einmal eine Intensivierung der Indoktrination, die Tat selbst wird unmittelbar vorbereitet durch tagelang laut gesungene Gebete. Die dadurch hervorgerufene tranceartige Hochstimmung in Erwartung des zum Greifen nahen Paradieses hält offenbar bis zum Augenblick des Todes an.

Der hier abgedruckte Artikel entstand im Rahmen einer Magisterarbeit, welche Teil eines größeren Forschungsprojektes zum Thema "Terrorismus" ist, das am Lehrstuhl für Soziologie von Prof. Dr. Peter Waldmann bearbeitet wird.

Ich denke, dass die Doku, die ich gesehen habe, diese Forschungsarbeit kannte und darauf aufbaute. Jedenfalls kommen alle Kerngedanken, deren ich mich erinnere, in diesem Text vor. Ich werde den Text mal in dem WikiMANNia-Webarchiv sichern, für alle Fälle! Das Datum des Textes (2006) stimmt auch, ich meine mich 2007 mal mit dem Thema beschäftigt zu haben.

Original: http://www.presse.uni-augsburg.de/publikationen/unipress/up199802/artikel_17/

Webarchiv: http://webarchiv.wikimannia.org/_sicherungskopie/_html/islamisch-fundamentalistische_selbstmordattentaeter_in_israel.html

Siehe auch: Methoden der mentalen Versklavung

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Suchmaschinen-Tags: Abtreibung, Beschneidung, Genitalverstümmelung, Familienzerstörung


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