Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Anzeige von Sexualstraftätern soll Pflicht werden (Artikel in der SZ)

Odin, Thursday, 30.01.2003, 18:53 (vor 7759 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Anzeige von Sexualstraftätern soll Pflicht werden (Artikel in der SZ) von Jörg am 29. Januar 2003 21:52:31:

So wie ich das verstehe, liegt der Fokus nicht auf der Gewalt gegenüber
Kindern an sich, sondern primär auf der sexuellen (!) Gewalt gegenüber
Kindern. Und die wird traditionell den Männern zugeschrieben, nicht den
Frauen. Damit reiht sich das aktuelle Gesetzesvorhaben nahtlos ein in die
Kategorie der mittelbar männerfeindlichen Gesetze, die in der Vergangen-
heit bereits erlassen worden sind (Gewaltschutzgesetz, Gesetz gegen
Vergewaltigung in der Ehe, usw.)
Gruß, Jörg

Deine Argumentationsweise kann ich schon verstehen, nur - zuende gedacht sagst Du damit sogar aus, daß das neue Gesetz FRAUENFEINDLICH ist.
Warum?
Gehst Du von der "traditionellen" Schiene aus, daß der Mann immer der Täter ist, dann zielt das neue Gesetzesvorhaben eindeutig GEGEN die Frau, die sich bisher immer rausreden konnte, sie habe doch nicht mitgemacht und hätte doch gegen ihren Mann/Lebenspartner nichts unternehmen wollen.
Doch selbst, wenn Du von der Ansicht ausgehst, daß Frauen ebenso oft, oder zumindest häufig, Täter sind, könntest Du jetzt sagen, daß der Lebenspartner/Mann nun dazu gezwungen ist, sie anzuzeigen, weil er sich sonst selber strafbar macht. Dies würde dann dazu führen, daß die Täterinnenzahlen steigen würden. Wobei natürlich leider auch hier immer das Manko ist, daß Täterinnen seltener gewalttätig sind und ihren Mißbrauch leider meist als "Mutterliebe" umdeuten können (oder wollen). So habe ich kürzlich von einem Fall gelesen, in dem eine Mutter (auch noch Sozialpädagogin!) ihrem 13jährigen Sohn regelmäßig abends onaniert hat. Sie begründete das damit, sie wollte nicht, daß aus ihrem Sohn einmal ein Vergewaltiger ist! Aufgefallen ist das aber erst - und das ist symptomatisch! - weil ihr Sohn in der Schule sexuell auffällig wurde und Mädchen grob anbaggerte. Mußte er wohl auch, um sich gegen den Mißbrauch zu imunisieren.

Jedenfalls geht das Gesetzesvorhaben ja zunächst nicht gegen die TäterInnen in erster Linie, sondern gegen die MitwisserInnen.

Leider mußte ich gestern im Radio aber hören, daß auch die Strafen erhöht werden sollen. Im Gegensatz zu Garfield sehe ich das aber äußerst negativ. So soll die Höchststrafe auf 15 Jahre erhöht werden - das ist dasselbe wie Mord. Sexuelle Gewalt gleichzusetzen mit Mord ist aber ganz schön daneben!
TäterInnen, die ihr Opfer nicht töten gehen ein hohes Risiko ein, erwischt zu werden, weil ja ein Zeuge existiert. Wenn sich das Strafmaß aber nicht mal erhöht, wenn sie diesen Zeugen beseitigen gibt es auch keinen logischen Grund mehr, dieses Risiko einzugehen. Zwar denken TäterInnen eh nicht logisch, aber eigentlich ist das Rechtssystem so aufgebaut, daß es klare Signale setzt, das Strafmaß an der Höhe der Schuld zu messen.

Odin


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