Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

bt-hib: 30.000 Fälle von Genitalverstümmelung in Deutschland

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 27.05.2006, 03:02 (vor 6554 Tagen) @ Andi

Dass darüber weniger geredet wird, hängt sicher auch mit dem von dir
genannten Punkt zusammen. Vielleicht aber auch damit, dass es Männer gibt,
die ihre Beschneidung selbst als Bereicherung im Sexualleben darstellen,
oder zumindest nicht als dramatisch. Es gibt zB Männer, die unter einer zu
frühen Ejakulation leiden. Durch eine Beschneidung kann die Penisspitze
eine ständige Reizung erfahren, was auf Dauer zu einer "Abstumpfung"
führt. Das kann dann den Geschlechtsakt verlängern. Ich will das damit
nicht verherrlichen, denn im Normalfall ist eine Abstumpfung natürlich
lusttötend. Ich will nur verdeutlichen, dass es nicht immer nur negative
Folgen hat.
Würde die männliche Beschneidung allerdings ausnahmslos und von allen
Betroffenen als brutale Verstümmelung angeprangert, so wie es bei der
weiblichen Beschneidung passiert, würde das Thema öffentlich auch anders
behandelt.

Das geht doch völlig am Kern der Sache vorbei, Andi. Wenn sich ein Erwachsener zu einem solchen Eingriff entschließt und dann etwas schiefgeht - Pech gehabt. Eigene Verantwortung. Aber das ist ja nicht die Regel.

Im Normalfall wird die Beschneidung an einwilligungsunfähigen Kindern durchgeführt. Sie ist - falls keine medizinische Notwendigkeit vorliegt - eine Körperverletzung und somit strafbar. Allerdings wird sie bei uns und in den meisten anderen Ländern geduldet; und solange dieser Eingriff so verharmlost wird, wie u.a. auch Du das tust, dürfte sich daran auch wenig ändern.

Es gibt nicht den geringsten Grund, solche Eingriffe an Kindern unterschiedlich zu behandeln. Menschenrechte (körperliche Unversehrtheit!) stehen schließlich, glaube ich, auch männlichen Kindern zu. Schändlich, wie z.B. ein BMFSFJ dieses Thema behandelt: Broschüre. Nicht mal ansatzweise eine Erwähnung. Selbstredend gibt es keine entsprechende Broschüre zu männlicher Genitalverstümmelung. Wozu auch, ist ja nicht so schlimm bei Jungs.

Hier mal eine Sammlung von möglichen Folgen dieses "harmlosen" Eingriffs:
- Beim Mann gehört die Vorhaut zu den empfindlichsten Stellen des Körpers, zudem ist das Frenulum besonders dicht mit Nervenenden besetzt und wird bei den üblichen Formen der Beschneidung meist beschädigt oder komplett entfernt.
- Durch den ständigen Kontakt mit der Luft und dem Reiben an der Kleidung kann die ungeschützte Eichel an Empfindlichkeit verlieren. Auf der empfindlichen Haut bildet sich eine Keratinschicht, die mit der Zeit zu einer weiteren Desensibilisierung beitragen kann.
- UV-Einstrahlung kann für das ungeschützte Organ gefährlich sein, wenn sie nicht durch Kleidung oder Sonnenschutzmittel abgeschwächt wird.
- Eine vermutlich verlängerte Erektionsdauer durch die Herabsetzung der Empfindlichkeit der Eichel wird von vielen Männern als Grund für eine Zirkumzision genannt. Dies ist durchaus kritisch zu sehen, da es in ebenso vielen Fällen zu dauerhaften Reizungszuständen durch die freiliegende Eichel kommt. Der gewünschte Effekt tritt also nicht regelhaft ein.
- Die dorsale Vene (Vena dorsalis penis superficialis), die beim Mann an der Spitze der Vorhaut beginnt, wird bei der Beschneidung in der Regel, jedoch nicht notwendigerweise, durchtrennt und verästelt sich mit der Zeit neu. Dies ist nicht immer problemlos und kann Knoten entstehen lassen.
- Besonders bei den radikaleren Beschneidungsvarianten kann die direkte Stimulation der trockenen Eichel mit der Hand als unangenehm bis schmerzhaft empfunden werden. In diesem Fall helfen Gleitmittel. Diese Notwendigkeit kann spontaner sexueller Entfaltung entgegen stehen.
- Beim Geschlechtsverkehr fehlt das natürliche Gleiten des Penis in seiner Schafthaut, was das Eindringen erschweren kann. Durch das direkte Reiben an der Scheidenwand kann es Probleme bei einer Trockenheit der Scheide geben.
- Im Alltag können sich störendes Reiben an der Kleidung (vor allem beim Tragen von Boxershorts) und die Ungeschütztheit des Harnröhrenendes bemerkbar machen.
- Beschneidungsgegner weisen darauf hin, dass das Baby .. möglicherweise einen Schock erleiden könne, durch den es vorübergehend in einen komatösen Zustand falle und der zu neurologischen Spätfolgen führen könne.

All diese Risiken, dazu der mögliche Komplettverlust des Geschlechtsorgans oder seiner Funktionsfähigkeit bis hin zur Todesfolge für einen völlig nutzlosen und vor allem zwangsweisen Eingriff mit allenfalls fragwürdigem Nutzwert? Ich bin der Meinung, Babies gehören vor verantwortungslosen Eltern geschützt, die dies an ihrem Kind vornehmen lassen wollen.

Hanny Lightfoot-Klein, ursprünglich eine der Vorkämpferinnen gegen die weibliche Beschneidung, ruft inzwischen dazu auf, das Thema als Ganzes zu sehen und die Verstümmelung beider Geschlechter als eng verwandt zu betrachten.
(Quelle der Zitate: Wikipedia)

Dem kann ich mich nur anschließen. Den angeblich oder tatsächlich milderen Folgen bei der männlichen Beschneidung steht die weit größere Zahl der Betroffenen gegenüber (25% der Erdbevölkerung gegenüber 4% bei Frauen). Wer einseitig nach Geschlecht nur bestimmte Kinder schützen will, muß sich ernsthaft fragen lassen, wie es um sein Verständnis von Menschenrechten bestellt ist.

Genitalverstümmelung gehört geschlechterübergreifend behandelt, es gibt keine Opfer erster und zweiter Klasse.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]


gesamter Thread:

 

powered by my little forum