Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: freeman :-)

Maesi, Saturday, 11.08.2001, 04:07 (vor 8505 Tagen) @ *****Frau

Als Antwort auf: freeman :-) von *****Frau am 08. August 2001 17:57:08:

Hallo ****Frau

lieber freeman,
hier will niemand euere *spielwiese zerschiessen*. es geht um differenzierung; um ein aufbrechen dieser schwarz-weiss mentalität.
auch wenn meine positionen jetzt gleich wieder als *feministisches gebräu* abgetan werden, will ich sie dir doch erklären.

Ich bitte darum, auch wenn ich nicht freeman bin.

ich schreibe als frau aus dem westen und ich denke, es gibt zwischen ost und west unterschiedliche erfahrungen.
der 68iger generation sei es gedankt, dass sie alte, verkrustete strukturen in frage stellten; in die gesellschaftstheoretische diskussion autoren wie marx, wilhem reich, erich fromm und die gesamte kritische theorie wieder ins bewusstsein hieften.
es war eine zeit des notwendigen aufbruchs, vor allem für uns frauen. nicht nur in der literatur wurden autoren wie ibsen, f.ontane für uns *neu, und anders* entdeckt, sondern auch in der soziologie, psychologie und pädagogik.
wir gingen den weg zu uns selbst; studien von freud über die psychologie der frau, wurden kritisch gelesen; wissenschaftliche forschungen über die sozialisationstheorie und rollentheorie traten in den vordergrund.

Alles sehr interessant aber auch sehr vage.

natürlich veränderte dies uns und unsere sicht auf die gesellschaftlichen verhältnisse. auch männer, wenn sie wollen,können davon profitieren. denn letztlich sind wir alle in diesen *sozialistationszwängen* und *rollenverständnis* gefangen; gefangen, weil ein teil nicht gelebt werden kann.

Jegliche Sozialisation bringt Zwaenge mit sich. Jeder Mensch spielt eine Rolle, auch Du gerade jetzt. Es ist aber unmoeglich alle Rollen zu spielen, die existieren; deshalb kann in jedem Fall ein 'Teil nicht gelebt werden'.

warum plädiere ich für die aufgabe dieses *schwarz-weiss* denkens in diesem forum? weil vieles einfach eine engführung in der argumentation ist und zur erhellung und erklärung nichts taugt.

Schoen, dass du fuer die Aufgabe des Schwarz-Weiss-Denkens plaedierst; aber nur in diesem Forum? Hier herrscht auch nicht mehr Schwarz-Weiss-Denken als in der gesamten Gesellschaft, eher weniger. Was Du unter 'Engfuehrung in der Argumentation' verstehst, ist mir nicht ganz klar (= Verengung des Blickwinkels?). Sorry, alles was Du bisher geschrieben hast, ist mir einfach zu vage.

nehmen wir einfach diese unsägliche *gewaltdiskussion*, in der ich ständig darüber lesen muss *das eine frau einen mord begangen hat, das sie geschlagen hat und und und.* es gilt hier etwas zu trennen; nämlich, dass gewalt beiden geschlechtern innewohnt und wir darauf eingehen müssen, wo speziell gewalt in den *geschlechterbeziehungen* herrscht.

Ahh! Endlich wirst Du einmal etwas konkreter. Dass Gewalt(bereitschaft) in beiden Geschlechtern innewohnt, wurde in etlichen Postings erwaehnt; Du musst sie nur endlich zur Kenntnis nehmen. Wo die Gewalt in den Geschlechterbeziehungen innewohnt, muss erst analysiert werden, und dazu dienen eben auch Faelle in denen Frauen zuschlagen, auch wenn Du das nicht wahrhaben willst. Wenn nur immer Faelle untersucht werden, in denen die Frau das Opfer und der Mann der Taeter sind, dann kann eine Analyse niemals vollstaendig sein. Es sei denn, man postuliert, dass es nur maennliche Gewalt gibt, und Frauen nur Opfer sein koennen. Damit wird aber die These, dass Gewalt von beiden Geschlechtern ausgeht, vom Tisch gefegt, bevor sie naeher geprueft wurde.

der nebel kann nur dann abziehen, wenn ich die komplexe lebensituation des *gewalttäters mann/frau* einbeziehe. die definition *männliche gewalt* kann ich nicht bei jedem *verbrechen* anführen, ich kann sie aber dann gebrauchen, wenn es sich um ein delikt, was unmittelbar mit dem *geschlecht* zu tun hat, z.b.*sexuelle gewalt* handelt.

Dem ersten Teil dieses Absatzes kann ich zustimmen. Im zweiten Teil bist Du wieder einmal sehr vage. Was ist das? 'ein Delikt, was mit dem Geschlecht zu tun hat'.
Sexuelle Gewalt kann nicht nur von Maennern ausgehen sondern auch von Frauen, Opfer sexueller Gewalt sind nicht nur Frauen sondern auch Maenner. Somit kann bei sexueller Gewalt maennliche Gewalt vorliegen, aber eben auch weibliche Gewalt oder sogar wechselseitige Gewalt in allen moeglichen Variationen. Der Einzelfall muss hier untersucht werden. Allgemeingueltige Aussagen sind nicht moeglich.

ich tue einem mann unrecht, wenn ich alles was er gewalttätiges tut, unter dem aspekt *männliche gewalt* subsummiere. ebenso ist euere aufzählung über gewalttaten von frauen unsinnig, wenn ihr sie unter dem begriff *frauengewalt* abhandelt.
wir sind menschen, die unter bestimmten umständen auch gewalt anwenden können. dies aber dem *geschlecht* jeweils zuzuordenen verbirgt die umstände einer gewalttat.

Das ist schon richtig. Aber du widersprichst Dir selber gegenueber dem vorigen Absatz. Dort hast Du behauptet, dass Du die Definition maennliche Gewalt gebrauchen kannst, 'wenn es sich um ein Delikt, was unmittelbar mit dem Geschlecht zu tun hat, z.B. sexuelle Gewalt, handelt'. Aber laut diesem Absatz hier, ist eben auch Frauengewalt moeglich; die erwaehnst Du im vorherigen Absatz jedoch nicht.

ihr könnt in diesem forum ruhig eueren frust rauslassen; aber als *wissenschaftlich* will ich es doch nicht gelten lassen.
:-)

Naja, wissenschaftlich waren Deine Praezisierungen auch nicht gerade. Ich bezweifle sogar, dass es sich um Praezisierungen handelt, denn einiges ist noch unklar in Deinem Text. Dass hier einige ihren Frust rauslassen, sollte Dir vielleicht zu denken geben. Moeglicherweise liegt das daran, dass in diesem Forum eine Moeglichkeit besteht, Meinungen zu aeussern, die im offiziellen Diskurs der Geschlechter nicht gerne gehoert werden (Gewalt von Frauen, Nutzen und Schaden von feministisch gefuehrten Institutionen etc.).

Gruss
Maesi


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