Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Genau das habe ich befürchtet

Arne Hoffmann, Saturday, 18.08.2001, 21:39 (vor 8501 Tagen) @ xena

Als Antwort auf: Sodele, es ist geschafft, Jungs... von xena am 18. August 2001 17:09:23:

Jeder dritte Mann Opfer von Frauengewalt.
Was noch bei der Bergmann als skandalöse Lüge und Verleumdung gegen die >Männer bezeichnet wurde, ist in umgekehrter Form des Jubels wert.

Meine spontane Reaktion ist zunächst einmal, dass ich genauso "begeistert" bin wie du.

Die RTL-Darstellung ist SO natürlich ähnlich inakzeptabel wie es die Darstellungen sind, die wir seit Jahr und Tag an Darstellungen von Männergewalt an Frauen gewöhnt sind.

Es gibt aus der Vielzahl von Statistiken über Frauengewalt an Männern nur ZWEI mir bekannte, die eine These wie "jeder dritte Mann ist ein Opfer von Frauengewalt" decken würden. Die eine stammt aus Neuseeland, und ich halte sie für sehr fundiert, aber sie spricht von "leichter Gewalt", die 36 Prozent der befragten Frauen gegen ihre männlichen Partner ausgeübt haben sollen. Das waren vermutlich Knüffe und Ohrfeigen - nicht lobenswert, aber auch kein Schwerverbrechen. Die andere stammt von dem dänischen Männerforscher Hans Bonde von der Universität Odense, der herausgefunden haben will, dass 30 Prozent aller dänischen Ehemänner von ihren Frauen geprügelt wurden und diese Zahl auf die Situation in Deutschland für übertragbar hält. Über die Methode, mit der diese Statistik erstellt wurde, ist mir nichts bekannt. Wenn Bonde den Begriff häuslicher Gewalt nicht extrem weit fasst, dann kann ich sie nach all meinen anderen Forschungen zu diesem Thema jedenfalls nicht glauben. Hier hätten wir dann tatsächlich die von dir postulierte "Entgrenzung des Gewaltbegriffes" vorliegen.

Die anderen mir vorliegenden Statistiken gehen jedenfalls von deutlich niedrigeren Prozentsätzen männlicher Opfer aus. Natürlich ist es typisch für unsere Medienwelt, dass sich RTL die extremsten Ergebnisse herausgreift und so tut, als seien das feststehende Fakten.

Diese Darstellung mit dem Bild Wolfgang Futters zu würzen erzeugt beim flüchtigen Lesen zudem leicht den Eindruck, als ob diese schwere Form von Gewalt der Regelfall wäre. Das ist natürlich genauso zum Reihern wie z. B. neulich ein Psychologie-heute-Artikel "Jede vierte Frau zum Sex gedrängt", neben dem ein Riesenfoto abgedruckt war, auf dem ein whiskytrinkender Kerl eine Frau durch die Luft schleuderte. Erst wenn man den Artikel sehr gründlich las, konnte man herausarbeiten, dass "zum Sex gedrängt" auch ganz normales Verführen und Überreden mit einschloss.

Das Problem bei der Sache ist nur: Drei Jahre lang habe ich selbst zum Beispiel ein gründlich recherchiertes und differenziert aufbereitetes Buch 80 Verlagen angeboten. Überall hieße es "Huch, das ist uns aber zu brisant!", "Hilfe, das ist ja viel zu polarisierend", "Nein, wenn Sie als Mann den Feminismus kritisieren, sieht das sofort nach einem chauvinistischen Backlash aus" usw. Ein Durchkommen war unmöglich. Selbst als es endlich einen Verlag gefunden hatte, wurde sein Erscheinen noch einmal um Monate verzögert, weil die zuständige Lektorin meinte, "damit" wolle sie sich wirklich nicht auseinandersetzen. Bisher haben solche Strategien, die Anliegen von Männern unter den Teppich zu kehren, ja auch ganz hervorragend funktioniert. So wie mir ging und geht es etlichen anderen Männerrechtlern seit langem. Das Thema männliche Opfer von Gewalt und anderen Übergriffen soll auf keinen Fall auf die politische Tagesordnung, und es ist überdeutlich zu spüren, dass es bestimmten Gruppen und Personen sehr recht wäre, wenn diese dreimal verfluchten Männerrechtler endlich ihre Klappe halten würden. Dumm nur, dass diese Männer verdammt stur sind und sich einfach weigern, still zu sein, sich in die Ecke zu setzen und weiter nur die Frauen zu bedauern, während jede Woche neue Erkenntnisse über männliche Opfer auf dem Tisch liegen. Je länger mit Wucht der Deckel auf dem Topf gehalten wird, desto höher steigt der Druck. Irgendwann fliegt einem das Ganze natürlich um die Ohren. Wenn die Verantwortlichen sich schon mit dem Thema häusliche Gewalt gegen Männer ernsthaft auseinandergesetzt hätte, als die ersten Studien dazu auf dem Tisch lagen - VOR GOTTVERDAMMTEN ZWANZIG JAHREN! - statt den Forschern klarzumachen, dass solche Untersuchungen ihrer Karriere nicht gerade förderlich seien oder aber sie und ihre Familien mit Morddrohungen zu überziehen, dann hätte man/frau es sich erspart, dass urplötzlich alle Fakten gleichzeitig auf den Tisch kommen und von bestimmten Medien noch einmal hysterisiert und aufgeladen werden.

Dies, um zum Beginn dieses Postings zurückzukommen, war so etwa meine spontane Reaktion. Mit etwas mehr Contenance möchte ich aber einwenden, dass wir bislang EINE EINZIGE Website vorliegen haben, die dieses Thema dermaßen dramatisiert. Über die Thematisierung innerhalb der Sendung ist mir nichts bekannt. Die Mehrheit der Medien folgt immer noch der Dramatisierung von der anderen Ecke.

Ich habe den Eindruck, es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, wenn der Kessel wirklich mal eben explodieren würde und ein paar Wochen lang die männlichen Gewaltopfer in jeder Hinsicht die Nachrichten bestimmten. Vielleicht ist nur ein solches reinigendes Gewitter in der Lage, endlich einmal die über unserer Kultur lastenden Nur-Frauen-sind-Opfer-Gespinste hinwegzufegen. Danach kann man sich vielleicht ernsthaft über die komplexen Ursachen von Gewalt insbesondere innerhalb von Beziehungen unterhalten. Die Gefahr, dass das Pendel in die andere Richtung ausschlägt und in Zukunft nur noch die Männer bedauert werden, sehe ich ehrlich gesagt nicht. Hoffentlich haben wir alle etwas von den letzten Jahrzehnten gelernt.

Nun müßt ihr nur noch die notwendige Angst davor entwickeln, jederzeit zum Opfer von Frauengewalt werden zu können, also nix mehr abends im Park rumstreifen, nix mehr Widerspruch bei Frau, dann könnt ihr auch bald Männerbibliotheken einrichten und Jungenspielplätze. Männerhäuser? Männerparkplätze?

Geht´s auch mal, ohne sich in rhetorische Überspitzungen reinzusteigern? Man kann natürlich jedes ernsthafte Anliegen in den Schmutz ziehen, indem man es so lange auswalzt, bis es völlig absurd wird. "Wie, du bist gegen Atomkraftwerke? Du willst wohl zurück in die Steinzeit? Wie, du kritisierst die Globalisierung? Willst wohl lieber den Sozialismus, hä?"
Die Bekämpfung von häuslicher Gewalt gegen Männer ist und bleibt notwendig und sinnvoll. Daraus Unterstellungen zu zimmern, wir würden öffentlichen Separatismus der Geschlechter fordern, ist einfach Nonsens.

Wenn das nicht so traurig wäre, dann könnt ich lachen.
Ihr laßt euch so instrumentalisieren, daß es echt zum Heulen ist...

Finde ich gut, Maya, dass dich eine einzige Sendung/Website so aufregt. Vielleicht verstehst du jetzt wenigstens im Ansatz, warum wir Männer so wütend sind, wenn wir 365 Tage im Jahr Tag und Nacht mit diesem Scheißdreck bombardiert werden. Bislang machst du dich ja vor allem über unseren Ärger lustig.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum