Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Sexismus pur!

Maesi, Friday, 31.08.2001, 23:13 (vor 8485 Tagen) @ Hemmaneddo

Als Antwort auf: Re: Sexismus pur! von Hemmaneddo am 30. August 2001 08:11:27:

Hallo Hemmaneddo

(Gedanken zu Rassismus)
Also noch einmal die Fragen: ist Sexismus eine Form von Rassismus oder nicht? Und wenn ja: ab wann gilt eine Ungleichbehandlung von Angehoerigen verschiedener Geschlechter als Sexismus? Gegen Frauen gerichteter Sexismus wird seit Jahren diskutiert, gegen Maenner gerichteter Sexismus wird verniedlicht oder ignoriert.

IMHO ist es nicht rassistisch, wobei ich den Hintergrund mit in Betracht ziehe. Gäbe es ein Männercafé, dass dazu da ist, Männern einen Raum zu schaffen, in dem Sie abseits von Frauen versuchen, eine originäre, männliche Geschlchterpolitik zu machen, sich ungestört unterhalten etc., dabei, und das war ja mit ein Grund für Frauencafés, der ständigen "Anmache" und "mitBlickenausziehen" zu entkommen, hätte ich insoweit auch kein Prob damit.

Der Ansatz ist IMHO rassistisch. Mit der gleichen Rechtfertigung koennen auch Behinderte, Arbeitslose, Deutsche (oder Schweizer), Weisse, etc. solche Freiraeume verlangen. Hier wird die Tuer einen Spalt weit geoeffnet; wie weit sie tatsaechlich aufgestossen wird, ist hernach sehr schwer zu kontrollieren. Und wo liegt letztendlich die Grenze zum Rassismus bei der Schaffung der Freiraeume?
Das Problem ist, wie oeffentlich sind solche Einrichtungen. Sobald sie eine gewisse Groesse erreichen, werden sie wohl allein dadurch von oeffentlichem Interesse. Wenn aber eine Institution erst von oeffentlichem Interesse ist, dann muessen auch gesetzliche Bestimmungen durchgesetzt werden. Im GG steht IMHO deutlich, dass niemand aufgrund des Geschlechts (Rasse, Religion, etc.) benachteiligt werden darf. Beispiel: In einem oeffentlich zugaenglichen Restaurant ist eine Diskriminierung aufgrund Hautfarbe, Religion, Geschlecht etc. nicht gestattet; in einem Privatclub wohl eher. Diese Frauencafes haben aber laengst den Charakter eines Privatclubs verloren. Sofern eine Mitfinanzierung durch die oeffentliche Hand erfolgt, besteht immer ein oeffentliches Interesse (sonst wuerde die Institution ja nicht gesponsert).
Das Argument mit der 'Anmache' wird oft vorgebracht; wohl meist von Leuten, die sich durch die blosse Existenz missliebiger Personen oder Personengruppen schon belaestigt fuehlen. Der Rassismus tarnt sich mit vielerlei Masken. Dass die Intoleranz auch noch von der oeffentlichen Hand subventioniert werden soll, finde ich den absoluten Hammer.

Wie gesagt, ich glaube mich zu erinnern, dass es eher eine Sache der elitären "Kaste" war, in die andere Frauen ebendieser "Kaste" sich ihren zugang erkämpft haben. Müsste ich nachlesen.

Den elitaeren Charakter dieser Clubs bestreite ich nicht, dies unterstreicht aber wieder eher deren privaten Charakter. Den Frauen wurde die errungene Mitgliedschaft jedenfalls als grosser Sieg ueber das Patriarchat verkauft. Wie bereits in einem anderen Posting erwaehnt, versuchen ihre Schwestern heute dasselbe Prinzip durchzusetzen, das damals bekaempft wurde; nur eben gegen Maenner gerichtet. Dadurch machen sich die Befuerworterinnen solcher Cafes ganz einfach unglaubwuerdig. Je nachdem wie es gerade in den Kram passt, wird mal so, mal anders argumentiert.

[..] im Feminismus war gerade 'der Mann als sexueller Ausbeuter von Kindern' in Mode.

auch hier eine unterschiedliche Wahrnehmung: Ich glaube eher, dass, so wie heute, noch immer "der Mann" als überweiegend pädophiler Straftäter in Erscheinung tritt. Pädophilie bei Frauen ist immer noch nicht ausreichend erforscht bzw. dokumentiert, was aber imho weniger an einer feminsistischen Propaganda liegt, sondern eher am gesellschaftlichen Bold der Frau als Mutter und damit "Gutmensch". Ich habe in mehreren Diskussionen mit Frauen aus Missbrauchsvereinen wie Wildwasser durchaus erfahren, dass diese sich dieser Problematik bewusst sind, dazu, diese vn sich aus thematisieren, da in erster Linie der missbrauchte Mensch im Vordergrund steht.

Naja, vielleicht haette ich mir den sarkastischen Nachsatz verkneifen sollen ;-). IMHO sollten wir dieses Thema eher in einem neuen Fred diskutieren.

ACK. Noch einmal zur Klarstellung: Ich bin gegen eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.

Und mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. DAS ist der Punkt.

Eine Kunst, welche gerade bestimmte Feministinnen aus dem ff beherrschen (Alice Schwarzer & Co., Stichwort: jede 3. Frau ist Opfer von Maennergewalt, PorNo usw.).

diese "jede 3. Frau"-Geschichte fnde ich auhc nicht so geglückt, beruht sie doch nicht auf Studien und wie man hört, gibt es kein seriöses Forschungsinstitut, dass eine Stützungsstudie machen will, weil sie wissen, ahnen, dass dem nicht so ist. Fakt ist und bleibt: den Menschen, denen so etwas passiert, muss geholfen werden. Ich denke, die Qualität der Gewalt und die Hintergründe, die dazu führten, spielen aber genauso eine Rolle. Wobei in meinem persönlichen Erleben mir durchaus Fälle begegnet sind, in denen die Frau mittels psychischer Gewalt einen Ausbruch provozierten (der GottseiDank NICHT zu einer Ohrfeige oder Schlimmerem führte, aber dazu nicht mehr viel fehlte), andereseits ich aber auch Frauen erlebt haben, mehr als Männer, die mal "eine abgekriegt" hatten. Oftmals blieben diese Frauen aber trotzdem bei ihren Männern, haben verziehen, das hingenommen, bis zur Selbstaufgabe. Naja, das führt zu weit...

Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es bisher lediglich eine Studie, die sich mit dem Phaenomen 'Haeusliche Gewalt' befasst: die Studie zur 'Kriminalitaet im Leben alter Menschen', basierend auf den vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) erhobenen Zahlen. Allerdings wird das Thema, wie aus dem Studientitel zu ersehen, nur nebenher behandelt. Ausserdem weist diese Untersuchung anscheinend auch einige wissenschaftliche Maengel auf. Dass ein Drittel der Frauen Opfer von Gewalt ist, kann jedenfalls nicht bestaetigt werden. IMHO ist jetzt eine neue Studie zur haeuslichen Gewalt geplant.
Dass Menschen, denen Gewalt widerfahren ist, geholfen werden soll, ist richtig. Mit den jetzigen Kampagnen werden jedoch Maenner als Opfer systematisch ignoriert. Solange diese Einaeugigkeit vorherrscht, wird man das Gewaltproblem kaum wirksam bekaempfen koennen; v.a. wenn man bedenkt, dass laut US-Studien in der Haelfte aller gewalttaetigen Partnerschaften, die Gewalt von beiden Partnern ausgeht. Somit kann davon ausgegangen werden, dass in Partnerschaften, in denen die Frau Opfer von Gewalt ist, sie selber auch Taeterin sein kann (und natuerlich auch umgekehrt). Gerade hier hilft dann eine frauenzentrierte Sicht wenig, um die Gewalt in den Griff zu bekommen; eine systemische Sicht ist notwendig.

Die Österreicherischen Erfahrungen mit dem Wegweisungsgesetz zeigen wohl auch genau diesen Trend.

Das wuerde mich interessieren: sind die beiden Gesetze (das bestehende in Oesterreich und das geplante in Deutschland) miteinander vergleichbar, ich meine jetzt in Bezug auf Entscheidungskompetenz der Behoerden und Einspruchsmittel der Weggewiesenen. In Oesterreich ist das Gesetz schon einige Zeit in Kraft. Wie sieht es da mit der Ahndung von Gesetzesmissbrauch aus? Wird in dieser Richtung ermittelt? Wie sehen die Sanktionen gegen den Missbrauch aus, und werden sie ueberhaupt verhaengt? Gibt es hierzu veroeffentlichte Zahlen?

Dass zunehmend auch Maenner ihre Anliegen auf diese Weise einer weiteren Oeffentlichkeit bekanntmachen, ist legitim;

Dem widerspricht auch niemand.

Einige widersprechen schon, die Probleme ueberhaupt oeffentlich zu diskutieren (z.B. hier im Forum: Hannibal, Explorer). In der Oeffentlichkeit bekommt man(n) recht schnell das Etikett 'frauenfeindlich' aufgedrueckt. Oder es wird gekontert: 'Natuerlich ist Maennerdiskriminierung ein Problem, aber die Frauendiskriminierung ist noch viel schlimmer...'. Auf diese Weise wird recht effizient eine Diskussion abgewuergt, oder das Problem als unbedeutend abgetan. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet haeufig gar nicht erst statt, frei nach dem Motto: 'was ich nicht sehen will, brauche ich auch nicht zu diskutieren'.

Nunja, mir geht es um eine "ruhige" Debatte, nicht diese Kinderspielchen wie "die sind doch auch schlimm"...Weil, auf diese Art und Weise bewegt sich nix.

Teilweise ACK. Wobei die Aussage 'die sind doch auch schlimm...' eben dann eine Berechtigung hat, wenn sie zutrifft, dies in der Oeffentlichkeit aber nicht wahrgenommen wird. Wenn das ganze jedoch in Erbsenzaehlerei ausartet, ist es abzulehnen. Spektakulaere Einzelfaelle sind hoechstens dann sinnvoll, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu erregen, danach sollte die (hoffentlich) aufkeimende Diskussion mit sachlichen Argumenten gefuehrt werden.
Angesichts der allenthalben aufkeimenden Hysterie, wenn vor allem Frauen als Opfer skizziert werden, gebe ich mich schon lange keinen Illusionen bezueglich einer 'ruhigen Debatte' mehr hin; wobei ich annehme, mit 'ruhiger Debatte' meinst Du eine zwar engagierte, aber ohne Gehaessigkeit gefuehrte Diskussion. Ich habe jedoch den Eindruck, dass feminismuskritische Positionen schnell als frauenfeindlich abgewertet werden: ein Totschlag-Argument. Interessanterweise geschieht dies viel eher in oeffentlichen Debatten in den Medien; in den meisten privaten Gespraechen mit Frauen, konnte ich die anfaengliche Skepsis der 'Gegnerinnen' ueberwinden, und die darauffolgenden Diskussionen waren meist sehr fruchtbar.

Gruss

Maesi


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