Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Interessanter Artikel

Garfield, Tuesday, 29.03.2005, 14:43 (vor 7570 Tagen) @ Nikos

Als Antwort auf: Interessanter Artikel von Nikos am 26. März 2005 13:30:

Hallo Nikos!

Ich kann in dem Artikel keine wirkliche Aussage ausmachen, außer der, daß es immer weniger Kinder geben wird.

Dieses Problem besteht ohne Zweifel, aber die Diskussionen darüber laufen üblicherweise in die völlig falsche Richtung. Da wird darüber lamentiert, daß es Eltern in Deutschland sooooo schlecht gehen würde. Man zeigt in Fernsehreportagen kinderreiche Familien, die angeblich fast am Verhungern sind, sich merkwürdigerweise aber häufig eine große Wohnung oder ein großes Haus, ein teures Auto, mehrere PCs mit Internetzugang usw. leisten können.

Fakt ist: Eltern haben in Deutschland noch niemals soviel Unterstützung bekommen wie heutzutage. Und diese Unterstützung ist nur solange finanzierbar, wie es eine ausreichende Anzahl kinderloser Menschen gibt, die diese Unterstützung nicht bekommen, dafür aber mangels Freibeträgen die volle Steuerlast tragen.

Wenn sich die Zahl der Kinderlosen also wirklich reduzieren würde, dann müßte zwangsläufig auch die Unterstützung für Eltern reduziert werden, mit dem Ergebnis, daß dann bald bedingt durch die hohen deutschen Lebenshaltungskosten Kinder tatsächlich für die allermeisten Menschen eine Garantie für Armut wären.

Außerdem macht es überhaupt keinen Sinn, eine Erhöhung der Geburtenrate anzustreben, solange das Problem der steigenden Arbeitslosenzahlen nicht gelöst ist. Und ich sehe nach wie vor kaum sinnvolle Ansätze zur Lösung dieses Problems. Auch die Maßnahmen, die Schröder nun durchziehen will, werden wieder einmal absolut kontraproduktiv wirken: Die geplanten Steuersenkungen für die Wirtschaft (die ohnehin wieder vor allem Großunternehmen zugute kommen werden) werden natürlich ein weiteres Loch in die Staatskasse reißen, und das wird man wieder einmal zu stopfen versuchen, indem man die Allgemeinheit noch stärker steuerlich belastet. Vielleicht durch eine weitere Stufe der "Ökosteuer", oder durch Erhöhung der Mehrwertsteuer... Treffen wird das letztendlich die abhängig Beschäftigten, weil die zum einen die Steuerlast nicht mehr über Preise weiter geben können, zum anderen aber auch durch die miese Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum noch Möglichkeiten haben, ihre Einkommen den steigenden Kosten anzupassen. Es wird letztendlich also eine weitere Umverteilung von unten nach oben geben, die die allgemeine Kaufkraft weiter schwächen wird. Wenn aber die Kaufkraft auf dem deutschen Binnenmarkt noch weiter sinkt, werden die Unternehmen ihre durch diese Steuerreform erzielten Zusatz-Gewinne natürlich lieber auf ausländischen Märkten investieren, die noch Wachstumspotenzial haben, als auf dem schrumpfenden und damit immer uninteressanter werdenden deutschen Markt. Und die Unternehmen, die das nicht können, werden in noch größerer Anzahl als bisher durch die sinkende Kaufkraft ruiniert werden.

So wird es nicht mehr lange dauern, bis die offiziellen Arbeitslosenzahlen selbst die Zahlen von Anfang der 1930er Jahre übertreffen (was die realen Arbeitslosenzahlen mit Sicherheit schon längst getan haben).

Und je weniger Erwerbsmöglichkeiten es gibt, umso weniger Platz bleibt für die nächste Generation. DAS ist das große Problem. Die Diskussionen um die Geburtenrate haben nur den Zweck, davon abzulenken und Politikern ihre einträgliche und bequeme "nach uns die Sintflut"-Einstellung ungestört durch lästige Massenproteste weiterhin zu ermöglichen.

Wenn man die Mehrheit der Bevölkerung endlich einmal wirklich steuerlich entlasten würde, dann wäre schon viel erreicht.

Dazu müßte man dann aber an anderer Stelle sparen, beispielsweise an Steuererabschreibungsmöglichkeiten und Subventionen für Großunternehmen und auch an diversen Politiker-Privilegien. Das werden unsere "Volksvertreter" aber freiwillig niemals tun.

Freundliche Grüße
von Garfield


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