Re: Interessanter Artikel
Als Antwort auf: Re: Interessanter Artikel von Nikos am 29. März 2005 17:04:
Hallo Nikos!
Ja, ich sehe es auch so, daß es Politik und Wirtschaft sehr recht ist, wenn sich viele Menschen auf den "Geschlechterkrieg" konzentrieren und dabei wichtigere Probleme außer acht lassen.
Ich glaube aber nicht, daß es ein Bündnis zwischen Wirtschaft, Politik und Feministinnen gibt, und ich glaube auch nicht, daß das alles von vorneherein ganz bewußt so geplant wurde.
Die DDR-Propaganda wollte es immer so darstellen, als gäbe es in westlichen Ländern eine Clique aus mächtigen Wirtschafts-Bossen, Bank-Chefs und Spitzenpolitikern, die nichts weiter tun, als ständig darüber nachzudenken, wie sie das Volk noch mehr auspressen können.
Grob gesehen mag es etwa so sein, aber wenn es in der Realität so wäre, dann wäre die Sache sehr einfach. Man hätte dann einen konkreten Feind, gegen den man vorgehen könnte.
Tatsächlich ist das aber viel komplizierter. Es gibt keine solche Ausbeuter-Gruppe, sondern es gibt eine unübersehbare Vielzahl von kleinen Gruppen, die teilweise völlig entgegengesetzte Ziele verfolgen und sich jeweils Politiker und Medien kaufen, um diese Ziele mit deren Hilfe zu erreichen. Lobbyismus nennt man das ja auch oft.
Manche dieser Gruppen spannen eben auch Feministinnen für ihre Zwecke ein, wenn ihnen das gerade ins Konzept paßt.
Der Zerfall der Familien ist aber nicht nur darauf zurückzuführen. Ich denke, ein viel wichtigerer Faktor dabei ist der seit den 1950er Jahren stark angestiegene Lebensstandard. Früher blieben viele Familien ja nur so lange zusammen, weil viele Menschen arm waren. Sie konnten sich oft keine eigenen Wohnungen leisten, und so lebten häufig mehrere Generationen beengt in einer Wohnung. Man war also quasi gezwungen, zusammen zu halten.
Als der Lebensstandard stieg, konnten sich immer mehr Menschen eigene Wohnungen leisten, und so kam es dann, daß Familien nun nicht mehr so eng zusammen lebten. Als dann die Arbeitslosigkeit stieg, mußten auch noch viele Menschen weit von zu Hause weg ziehen, um einen Job zu bekommen, und sahen ihre Eltern, Geschwister und Großeltern dann kaum noch.
Mittlerweile sehe ich schon wieder einen Gegentrend. Die Einkommen steigen jetzt wieder langsamer als die Lebenshaltungskosten, und so wird es immer schwieriger, ein Haus zu bauen oder zu kaufen. In den 1950er Jahren konnten sich noch viele Familien, in denen nur der Mann arbeitete, ein Haus leisten. Meine Frau und ich haben im letzten Jahr auch überlegt, ob wir bauen, haben dann aber festgestellt, daß wir uns das nicht leisten können. Obwohl wir beide auf Vollzeit arbeiten und auch eigentlich nicht schlecht verdienen. Aber die Preise sind dermaßen gestiegen, daß ein Hausbau immer schwerer finanzierbar ist. Immer mehr Menschen nehmen deshalb schon die Großeltern mit ins Haus und zahlen dann von deren Renten die Kredite ab.
Auch viele Jugendliche können sich heute nur durch Unterstützung der Eltern und des Sozialamtes eigene Wohnungen leisten, wenn sie keine Jobs finden. Die Sozialleistungen werden aber in Zukunft weiter gekürzt werden, und die Eltern werden auch immer weniger Geld übrig haben. So werden Kinder immer länger bei den Eltern wohnen müssen.
Und auch der Feminismus konnte nur so aufblühen, weil es den Menschen in Deutschland jahrzehntelang so gut ging, daß sie sich solchen Unsinn leisten konnten. Das wird sich nun auch langsam aber sicher wieder ändern.
Freundliche Grüße
von Garfield
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Nikos,
26.03.2005, 15:30
- Re: Interessanter Artikel - Sven, 26.03.2005, 16:23
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stiller Mitleser ;-),
28.03.2005, 19:21
- Re: Interessanter Artikel - susu, 28.03.2005, 21:23
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Garfield,
29.03.2005, 14:43
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Nikos,
29.03.2005, 15:51
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Garfield,
29.03.2005, 19:02
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Nikos,
29.03.2005, 20:04
- Re: Interessanter Artikel - Garfield, 30.03.2005, 14:59
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Rüdiger,
30.03.2005, 03:12
- Re: Interessanter Artikel - Garfield, 30.03.2005, 14:27
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Nikos,
29.03.2005, 20:04
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Garfield,
29.03.2005, 19:02
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Nikos,
29.03.2005, 15:51