Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: @Garfield - Re: Danke, Feminismus!

Garfield, Wednesday, 30.03.2005, 15:28 (vor 7569 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Garfield - Re: Danke, Feminismus! von Ekki am 29. März 2005 17:02:

Hallo Ekki!

Ja, es gibt Leute, die es sich in unserem sozialen Netz sehr bequem gemacht haben.

Aber das wirklich Schlimme daran ist doch folgendes: Jeder, der wirklich ernsthaft nach einer Erwerbsmöglichkeit sucht, hat heute allen Grund, solchen Gammlern dankbar zu sein, weil die ihm nämlich wenigstens schon keine Konkurrenz mehr machen!

Wie man es dreht und wendet: Es gibt weniger offene Stellen als Arbeitslose. Das ist eine statistische Tatsache. Selbst wenn es keine Gammler gäbe: Wie erfolgreich kann die Suche nach nichtvorhandenen Stellen sein?

Selbstverständlich wird dann heute auch oft eine 1A-Bewerbung erwartet. Das kostet einiges, und diese Kosten bekommt man keineswegs immer vom Arbeitsamt zurück erstattet. Und vom Finanzamt gibt's auch nichts zurück, wenn man in dem Jahr keinen Job findet und somit folglich auch keine Lohnsteuer zahlt, von der man Bewerbungskosten absetzen könnte. Dazu kommt, daß immer weniger Unternehmen es für nötig halten, Bewerbungsunterlagen wieder zurück zu schicken. Bei der Flut an Bewerbungen ist denen das mittlerweile zu teuer geworden. Man kann dann also kaum etwas wieder verwenden und muß oft alles wieder für viel Geld neu kaufen. So ist die Anzahl der möglichen Bewerbungen zwangsläufig begrenzt.

In Jobs mit niedriger Qualifikation wird zwar oft noch keine schriftliche Bewerbung erwartet, aber da läuft das dann heute immer öfter so ab: Man fragt nach, ob sie eine Stelle frei haben und man erhält eine positive Antwort. Dann wird man aber nicht etwa eingestellt. Nein, man bekommt dann das Angebot, für zwei Wochen auf Probe zu arbeiten. Wenn man das legal tun möchte, muß man sich natürlich beim Arbeitsamt abmelden. Dann arbeitet man zwei Wochen auf Probe, kriegt aber natürlich keinen Arbeitsvertrag. Am Ende bekommt man gesagt, daß man leider nicht eingestellt werden könnte. Geld kriegt man für die zwei Wochen natürlich auch nicht. Nicht unbedingt, weil man schlecht gearbeitet hat - nein, einfach, weil das so am billigsten für das Unternehmen ist. Der nächste Bewerber wartet ja schon, und der darf dann auch zwei Wochen umsonst arbeiten. Und wenn er so dreist ist, dafür einen Arbeitsvertrag zu verlangen, kann er sofort wieder gehen.

Dann muß man wieder zum Arbeitsamt und sich neu anmelden. Die Bearbeitung dauert dann natürlich, und man sitzt mindestens einen Monat ohne Geld da. Dann kann man Verwandte und Bekannte anpumpen, um Miete und Essen bezahlen zu können.

Ich kann durchaus verstehen, daß so mancher Arbeitslose keinen Bock mehr auf diesen sinnlosen Zirkus hat und sich dann lieber in der sozialen Hängematte ausruht.

Und zu diesem Artikel: Wieviele der befragten Erwerbslosen hatten ein eigenes Haus oder lebten billig bei ihren Eltern? Das sind nämlich beides triftige Gründe, um vor einem Umzug zurück zu scheuen.

Und ist es ein Wunder, daß viele Menschen nicht weit zur Arbeit fahren möchten, wenn die Treibstoffpreise fröhlich immer weiter steigen und auch die öffentlichen Verkehrsmittel immer teurer werden? Und die Löhne und Gehälter aber leider stagnieren oder sogar sinken? Manche Unternehmen bieten heute Hungerlöhne, bei denen man sich so hohe Fahrtkosten einfach nicht mehr leisten kann. Vom Finanzamt gibt's ja auch immer weniger zurück.

Gib den Menschen vernünftige Bedingungen, und alles läuft wie geschmiert. Gib ihnen schlechte Bedingungen, und alles geht den Bach herunter. Oder um es anders auszudrücken: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Freundliche Grüße
von Garfield


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