Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: CDU'lerin zu der Situation von Väter!

susu, Wednesday, 31.08.2005, 21:38 (vor 7016 Tagen) @ Lucius I. Brutus

Als Antwort auf: CDU'lerin zu der Situation von Väter! von Lucius I. Brutus am 31. August 2005 11:02:

Zitat:
"Ich kann Ihnen zurzeit leider noch keine konkreten Aussagen darüber machen, wie wir das Problem in den Griff bekommen wollen. Dazu müsste ich natürlich erst noch Rücksprache mit den jeweiligen Fachpolitikern der CDU/CSU halten, was während des Wahlkampfes naturgemäß schwierig ist. Sie sehen jedoch, dass ich es jedenfalls als Problem erkannt habe und hoffe, dass es in der nächsten Wahlperiode – sofern die CDU/CSU die Regierung stellt – angepackt wird. Klar ist nämlich auch: Mit Rot-Grün wird das offensichtlich nichts."

Dem würde ich entgegenhalten, daß es unter Rot-Grün in NRW eine Abteilung für Väterarbeit im Familienministerium geschaffen wurde, die nach dem Wechsel nicht mehr im Organigram auftaucht, also vermutlich dichtgemacht wurde oder zumindest nicht mehr öffentlich kontaktierbar ist. Und vieleicht mal ein paar Sätze einer der leitenden Personen hierherstellen, nämlich Aussagen, die in diesem Rahmen von Hildegard Kaluza getätigt wurden:

"Warum ist das Thema so wichtig? Ich denke, zum einen ist durch viele Studien belegt, dass Väter für die Entwicklung von Kindern genauso wichtig sind wie Mütter. Lange Zeit gab es eine etwas andere Sichtweise, aber ich glaube, dass dies inzwischen doch Konsens ist, und insofern müssen wir Väter in ihrer Vaterrolle aktiv stärken und unterstützen. Gleichzeitig haben wir aber eine Entwicklung – wenn wir uns einmal die letzten 25-30 Jahre ansehen – dass Frauen die Familien ein Stück weit verlassen haben, um ins Erwerbsleben einzusteigen und damit auch sehr erfolgreich waren, denn wir haben heute sicher nicht alle, aber doch einige Aspekte der Gleichstellung erreicht. Heute gibt es keine Grabenkämpfe mehr darüber, ob eine Frau zu Hause bleiben oder berufstätig sein soll, und es ist schon ein Stück Mainstream geworden, dass Frauen beides machen können: Familie und Beruf. Ich denke, dass die großen Auseinandersetzungen darüber eigentlich hinter uns liegen, was man auch daran erkennen kann, dass alle großen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen dafür sind, öffentliche Betreuungsangebote für Kinder auszubauen und damit die Frauen zu unterstützen.
Ich habe das jetzt extra betont und immer „Frauen“ gesagt, weil ich den Eindruck habe, dass die Diskussion nicht vergleichbar bei den Männern verläuft und es im Grunde genommen eine Auseinanderentwicklung gibt: Frauen sind einen bestimmten Weg gegangen, der für Männer aber ungleich schwieriger und so auch nicht vergleichbar ist. Es gibt zwar viele Initiativen – deshalb bin ich froh, dass wir uns heute austauschen – die den umgekehrten Weg gehen, sich also mehr die Öffnung der Familie für Männer, Väter vorgenommen haben.Aber im gesellschaftlichen Kontext insgesamt ist es noch kein wesentliches Thema, sondern eher eines, das noch am Rande steht, was man ein Stück weiter entwickeln muss. Ich glaube, dass das zwei Seiten einer Medaille sind, wo es um das Geschlechterverhältnis insgesamt geht – um beide: Männer und Frauen – und dass man beide Seiten braucht.
Wieso habe ich den Eindruck, dass die Entwicklung noch nicht so weit ist? Meine Wahrnehmung ist, dass sehr viele Angebote im öffentlichen Raum an Mütter adressiert sind und nicht so sehr auch an Väter. Man kann Väter zwar mit dem Thema ansprechen, aber es gibt eine gewisse Automatik, diese Angebote auf Mütter zuzuschneiden."

Das sieht doch sehr nach einer tieferen Betrachtung der Probleme aus, als "mal nach der Wahl die anderen fragen".

Weiter:
"Dann der Bereich Wirtschaft: Wenn man sich den anguckt, ist es doch überwiegend noch so, dass Informationen für Väter fehlen oder zum Beispiel eine Anlaufstelle, wo sie fragen können: „Wie kann ich es denn nun – z.B. mit der Elternzeit – machen?“ Und die wenigen Väter, die tatsächlich die Möglichkeit der Elternzeit wahrnehmen, sind oft einer gewissen Stigmatisierung ausgesetzt. Es ist eben immer noch nicht „normal“, dass Väter so etwas machen, sondern man muss sich bewusst dafür entscheiden. Das aber ist eine Situation, die – wie ich finde – eigentlich nicht mehr in die Zeit passt. Dass es anders gehen kann, zeigen uns andere Länder, wo es vielleicht auch nicht optimal, aber doch deutlich anders ist als bei uns."

Und zum Thema Trennung:
"Ich denke, dass hier die Probleme mit den Geschlechterrollen noch einmal kumulieren, weil in der Phase von Trennung – leider – oft statt einer gütlichen Einigung ein Krieg einsetzt, dem sich Abrechnungen anschließen, die dann oft zu Lasten der Vater-Kind-Beziehungen gehen, weil die Strukturen so sind, dass viele Dinge mütterorientiert entschieden werden. Einige Studien geben erste Hinweise (vgl. AMENDT, 2004 oder PROKSCH, 2002). Ich denke also, dass auch in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht."

Rot-Grün hat in dieser Hinsicht gehandelt, Schwarz-Gelb hat´s wieder eingestampft. Und das ist meines erachtens auch stringent, wenn man sich das Familienbild der C_Parteien anschaut.

Die CDU hat eine Kommission "Frauen, Kinder und Beruf" eingesetzt. In der Aufgabenbeschreibung heißt es: "Gefragt ist heute die möglichst reibungslose Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allerdings ist es auch heute noch überwiegend ein Problem für Frauen, Familien- und Erwerbsarbeit zufrieden stellend miteinander zu verknüpfen."

Und noch besser brachte es Kompetenzteam-Kirchoff auf den Punkt:
"Seine eigene Vatertugend wird vor allem von der klassischen Erfahrung bestimmt, dass es die Aufgabe der Einflussreichen ist, die ihnen Anvertrauten zu schützen. Der Vater findet seine Identität, wenn er die ökonomischen Grundlagen der Familie beschafft und die Kinder in ihrer Zugehörigkeit zu Familie, Staat, marktwirtschaftlicher Ordnung, Kulturgemeinschaft und Kirche erzieht."

susu


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