Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Grüne und Demokratie, Frauenstatut u.ä.

Maesi, Friday, 30.11.2001, 21:54 (vor 8398 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Re: Grüne und Demokratie, Frauenstatut u.ä. von Beatrix am 28. November 2001 00:44:48:

Hallo Beatrix

Im Frauenstatut und im Grundkonsens, Punkt 1,5 (39)
http://www.gruene.de/sache/index.htm(39)
steht " Ein Ziel der Politik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist es, Gleichberechtigung und paritätische Beteiligung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen zu verwirklichen. Deshalb sollen zur Erfüllung echter Parität Frauen bevorzugt werden, z.B. durch
Mindestquotierung und besondere Fördermaßnahmen."

Das Ziel mag OK sein; der Weg zum Ziel ist es IMHO nicht. In feministischen Kreisen werden solche Methoden als 'Positive Diskriminierung' betitelt. Ich kann nur sagen, dass ich Diskriminierung in keiner Form als positiv empfinden kann; egal wer diskriminiert wird und wer davon profitiert. Zu oft in der Geschichte der Menschheit wurden Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen, ja sogar diktatorische Massnahmen und auch Folterungen mit hoeheren idealistischen Zielen gerechtfertigt.

Natürlich enthält der Text einen Denkfehler, da echte Parität erst erreicht werden kann, wenn Männer auch in _allen_ Bereichen gleichberechtigt beteiligt sind. Aber immerhin haben doch die ergriffenen Maßnahmen zur Frauenförderung in wenigen Jahren den Frauenanteil im gewünschten Maße erhöht, während die anderen Parteien oft noch fast reine Männerwirtschaft betreiben und nur ein paar Vorzeigefrauen haben.

Vielleicht koennen sich Frauen auch einfach besser mit Anliegen einer 'Gruenen Partei' identifizieren. In der Schweiz habe ich festgestellt, dass weibliche Politiker sich stark profilieren in Sozialpolitik (v.a. Familienpolitik), Umweltpolitik, Geschlechterpolitik, Auslaender- und Asylpolitik, Drogenpolitik, also eher in linken und gruenen Domaenen. Schwach vertreten sind sie in Sicherheitspolitik, Volkswirtschaftspolitik, Energiepolitik (ausser in oekologischen Belangen), Verkehrspolitik (ausser in oekologischen Belangen), Aussenpolitik, Aussenwirtschaftspolitik; da muss man sie mit der Lupe suchen. Offenbar handelt es sich hier um bestimmte Neigungen, welche die beiden Geschlechter haben. Muessen persoenliche Neigungen tatsaechlich durch Quoten korrigiert werden?

Was ist denn so schlimm daran, wenn politische und sonstige Gremien je zur Hälfte mit Frauen und mit Männern besetzt sind? Ich finde das nur wünschenswert. Denn dann ist Geschlechterdemokratie erreicht.
Ich gebe zu, daß die Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, recht radikal waren, aber wäre es anders gegangen? Seid doch froh, ihr Männer, wenn Frauen endlich ihren Teil an der Verantwortung übernehmen!
Oder wollt Ihr einfach keine Macht abgeben?

Naja, angesichts der dauernden Beschwoerungen der 'machtlosen Frau, maechtiger Mann'-Dogmen, habe ich meine Zweifel daran, dass sie die Verantwortung wirklich uebernehmen, selbst wenn sie mitverantwortlich sind.
Wie ich schon oben vermerkt habe, spricht nichts gegen Geschlechterparitaet in Gremien; gegen den teilweise maennerdiskriminierenden Weg dorthin spricht jedoch vieles.

Das nächste Ziel sollte jetzt sein, auch die Bereiche, die bisher Frauen allein vorbehalten waren, mit bis zu 50% mit Männern zu besetzen. Auch Männer haben ein Recht auf Selbstverwirklichung, auf Privat- und Familienleben, auf ein stützendes System sozialer Kontakte, auf Mitbestimmung im Haushalt und bei der Kindererziehung!
Die neue Elternzeit ist ein erster Schritt dahin:

Elternzeit

Was ist eigentlich Selbstverwirklichung? Hier handelt es sich wohl hoechstens um das Recht, im Rahmen gesetzlicher Bestimmungen, zu tun und zu lassen, was man will. Das Recht dazu hat jeder, jedoch laengst nicht alle die Mittel, es auch zu tun.
Da ich Dich aus dsfv kenne, vermute ich beim Recht auf Familienleben, das Recht mit seinen Kindern Zeit verbringen zu duerfen (gilt natuerlich auch umgekehrt als Recht des Kindes); ein Recht auf Familienleben, wenn man keine Familie (mehr) hat, kann ein Staat sicherlich nicht garantieren *eg*. Ein Recht auf Mitbestimmung im Haushalt und bei der Kindererziehung? Ich wuesste nicht, wie ein Staat sowas durchsetzen koennte, ohne tief in familiale Strukturen einzugreifen; ich bin grundsaetzlich gegen allzu grosse Bevormundungen durch staatliche Organe. Ausserdem: ein Recht ohne Durchsetzungsmoeglichkeit ist einfach ein Papiertiger.

Noch sehe ich keine ausdrückliche Männerfeindschaft bei den Grünen, sondern lediglich ein sich Beschränkungen auf Angelegenheiten der Frauen. Eine einseitige Fokussierung eben, aber nicht bösartig, sodnern halt oberflächlich. Sowie Frauenfragen zufriedenstellend gelöst sind, spricht doch wohl nichts dagegen, sich auch den Männerfragen zuzuwenden. Und wenn die Männer es schaffen sollten, sich entsprechend zu organisieren, auch schon früher.

Wann sind diskriminierende Bestimmungen (und das sind sie eben in diesem Frauenstatut) maennerfeindlich? Ich bin nicht Mitglied der Gruenen (schon gar nicht in Deutschland), aber solche Sonderbestimmungen waeren fuer mich Grund genug, aus einem Verein (oder Partei) auszutreten.
Ich persoenlich halte die Gruenen und PDS sowie Teile der SPD fuer ungeeignet, sich Maennerfragen zuzuwenden. Dazu sind die unsensiblen Aeusserungen ueber Maenner von Exponenten (insbesondere Exponentinnen) dieser Parteien einfach zu zahlreich (bezueglich Maennermacht, Maennergewalt, Unterhaltsfluechtlinge, Kindesmisshandler, etc.). Naja, die buergerlichen Parteien sind auch nicht viel besser, obwohl dort weniger Maennerfeindlichkeit als vielmehr Gleichgueltigkeit vorherrscht. Vielleicht sollte man(n) einmal eine Maennerpartei gruenden.

Aber wie schwer es ist, die Männer von dem vorhandenen Bedarf an männerpolitischen Diskussionen zu überzeugen, habe ich ja noch kürzlich bei der Podiumsdiskussion des männerpolitischen Kongresses erlebt.
Da muß noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Da muss ich Dir zustimmen. Leider!

Viele Gruesse

Maesi


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