Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Aus der Presseschau e-mail (letzte absatz)

Garfield, Wednesday, 14.12.2005, 15:28 (vor 6910 Tagen) @ Salvatore

Als Antwort auf: Re: Aus der Presseschau e-mail (letzte absatz) von Salvatore am 14. Dezember 2005 10:56:

Hallo Salvatore!

"In diesem Zusammenhang sei auch auf das Buch "Die Ewige Zweite" hingewiesen, in dem der Autor die These aufstellt, dass Bereiche, in denen der Frauenanteil einen bestimmten Prozentsatz übersteigt, meist insgesamt an Bedeutung verlieren."

Ich denke, es ist eher umgekehrt: Sobald ein Bereich an Bedeutung verliert, steigt der Frauenanteil in diesem Bereich.

Denn wenn irgendein Bereich der Wirtschaft an Bedeutung verliert, dann hat das nun einmal zwangsläufig auch den Effekt, daß Personal in diesem Bereich weniger gefragt ist und somit auch schlechter bezahlt wird. Auf Männern lastet aber nach wie vor die Hauptverantwortung für die Ernährung der Familien und auch alleinstehende Männer wissen sehr genau, daß ihre Chancen, eine möglichst attraktive Partnerin zu finden, de facto proportional zu ihrem Einkommen steigen. Deshalb werden sie solche Bereiche der Wirtschaft eher meiden und somit steigt der Frauenanteil dort automatisch an.

Dann kommt noch etwas dazu: Wenn Personal eher schlecht bezahlt wird, sinkt natürlich die Motivation. Man hängt sich dann entsprechend weniger in den Beruf rein, man macht nur das Allernötigste und arbeitet vielleicht auch nur auf Teilzeit.

Wenn man sich nun mal in großen Unternehmen umsieht, dann stellt man fest, daß die überwiegende Zahl der Leistungsträger Männer sind. Vereinzelt findet man dazwischen auch mal Frauen, aber das ist eher selten, obwohl oft auch genügend Frauen eingestellt wurden. Nur setzen die oft eben schon nach ein paar Jahren wieder für Kinder aus und arbeiten danach oft nur noch auf Teilzeit. Für wichtige Projekte können sie so eben nicht mehr den Hauptbeitrag liefern. In großen Unternehmen findet sich dann oft aber doch noch Verwendung für sie: Sie übernehmen dann häufig irgendwelche Routine-Jobs, wie z.B. Bestellung von Getränken für die Mitarbeiter, Organisation von Bereitschafts-Diensten, die Wartung irgendeiner Datenbank und ähnliches. Solche Jobs sind oft mit Frauen besetzt, die dann meist auf Teilzeit arbeiten. Das kommt ihnen entgegen, weil der Job für sie eh keine hohe Priorität hat.

Und so sammeln sie sich eben auch massenweise in solchen Bereichen, die als weniger wichtig gelten. Dort werden für den niedrigen Lohn meist keine Höchstleistungen erwartet, man braucht manchmal keine besondere Qualifikation, muß keine Freizeit für Fortbildung opfern, kann problemlos auch auf Teilzeit arbeiten...

Übrigens gibt es auch den umgekehrten Fall: Sobald ein Bereich an Bedeutung gewinnt, steigt der Männeranteil in diesem Bereich. So hat sich das ja auch mit der Landwirtschaft entwickelt. In manchen primitiven Völkern, die sich noch sehr stark durch die Jagd ernährten, waren bzw. sind Feldarbeiten Frauensache. Das war in Europa in früheren Zeiten sicher auch so. Damals sah Landwirtschaft so aus, daß man einige in der Natur vorkommende Pflanzen gezielt in der Nähe des Lagers aussähte und ihre Früchte dann später erntete. Das war natürlich wenig effektiv, so daß die Jagd lange Zeit wichtiger war als die Landwirtschaft, zumal man sich durch die Jagd ja nicht nur Nahrung, sondern auch diverse Rohstoffe beschaffte, die man zur Herstellung von Waffen, Kleidung, Unterkünften oder Werkzeugen benötigte. Als man dann aber immer ertragreichere Nutzpflanzen züchtete, als man herausfand, wie man den Boden lange fruchtbar erhalten kann und als man auch Nutztiere hielt, stieg die Bedeutung der Landwirtschaft an. Und dann wurde sie üblicherweise Männersache.

Freundliche Grüße
von Garfield



gesamter Thread:

 

powered by my little forum