Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Aus der Presseschau e-mail (letzte absatz)

Garfield, Thursday, 15.12.2005, 13:26 (vor 6909 Tagen) @ alan

Als Antwort auf: Re: Aus der Presseschau e-mail (letzte absatz) von alan am 14. Dezember 2005 17:34:

Hallo Alan!

"Mit Innovation war nicht unbedingt Forschung gemeint, man kann sich auch selbstständig machen und dadurch neue Arbeitsplätze schaffen."

Das würde ich nicht als Innovation bezeichen. Genaugenommen macht die heute sehr beliebte Trennung zwischen abhängig und selbstständig Beschäftigten auch nicht viel Sinn. Beispielsweise gilt jemand, der offizell sein eigenes Zeitarbeitsunternehmen betreibt, auch als selbstständig, ist tatsächlich aber abhängig beschäftigt. Und ein Unternehmen, das als Zulieferer für ein anderes Unternehmen tätig ist, ist ja de facto auch abhängig beschäftigt. Genaugenommen ist jeder, der erwerbstätig ist, ein Ein-Personen-Zeitarbeitsunternehmen, das nur oft nicht offziell als solches registriert ist. Im Handwerksbereich haben wir mittlerweile sogar zunehmend die Situation, daß man immer mehr bisher "abhängig" Beschäftigte in die "Selbstständigkeit" drängt. Sie sind dann eben nicht mehr wie bisher bei dem jeweiligen Unternehmen angestellt, sondern werden als Subunternehmer beschäftigt, wobei sie meist in vielfacher Hinsicht minus machen..

"Den Frauen, die bessere Berufschancen als in D haben, fällt dann eine andere Aufgabe zu, zwar nicht die des Ernährers, aber doch zumindest die, für die finanzielle Sicherheit zu sorgen."

Wir haben aber die Situation, daß immer weniger Menschen für Produktion und Dienstleistungen benötigt werden. Das läßt sich auch nicht dadurch ändern, daß sich mehr Menschen selbstständig machen. Das treibt nur die Zahl der Pleiten hoch. Das bedeutet nun konkret in diesem Zusammenhang, daß eine Erhöhung der Frauenarbeitsquote eine Senkung der Männerarbeitsquote zur Folge haben muß. Durch Selbstständigkeit können nur wenige Männer dieses Problem lösen. (Obendrein ist es in Deutschland auch noch so, daß die Agentur für Arbeit Frauen, die sich selbstständig machen möchten, besonders fördert, Männer also auch da im Nachteil sind.)

Es muß dann zwangsläufig immer häufiger die Situation geben, daß die Frau in der Familie allein erwerbstätig ist und dann eben doch die Ernährer-Rolle einnehmen muß. Das ist aber erfahrungsgemäß für viele Frauen ein Problem. Zum einen weil sie dann nicht mehr viel Zeit für Kinder und Familie haben, zum anderen aber auch, weil viele Frauen einen Mann mit geringem oder gar ohne Einkommen eben nicht dauerhaft als vollwertigen Partner akzeptieren.

Schon jetzt haben wir ja die Situation, daß es viele hochqualifizierte Frauen gibt, die ihre berufliche Qualifikation nur kurz oder überhaupt nicht nutzen, während es Männern durch unser Schulsystem und auch durch die Wehrpflicht zunehmend erschwert wird, sich beruflich hoch zu qualifizieren, obwohl ihnen wie eh und je meist die Hauptverantwortung für das Familieneinkommen zugeschoben wird. Durch zunehmende "Frauenförderung" muß sich dieses Problem verschärfen.

"Desweiteren dürfte eine "Versorgerehe" schon allein deswegen unwahrscheinlich sein, weil man aufgrund der einseitigen Scheidung auf Verlangen jederzeit aus der "Versorgung" fliegen kann."

In Schweden gibt es zwar keinen Ex-Ehegatten-Unterhalt. Aber das trifft doch nur ehemalige Hausfrauen ohne Kinder. Für Kinder muß sicher auch der schwedische Mann zahlen - und die Mutter so mit alimentieren. Außerdem sollen die Sozialsysteme in den skandinavischen Ländern noch recht gut sein. Ich weiß zwar nicht genau, wie das nun in Schweden aussieht, gehe aber davon aus, daß man dort wie zu allen Zeiten und überall in der Welt die Frauen bestimmt nicht zuerst verhungern lassen wird. Und vor allem heiratet ja kaum jemand mit dem Gedanken, sich ja ohnehin bald wieder scheiden zu lassen. Man geht ja dann üblicherweise davon aus, daß die Ehe ewig hält. Dann kann es z.B. sein, daß die Frau zwar zunächst noch arbeitet, dann aber vielleicht arbeitslos wird, und dann feststellt, daß die "Versorgerehe" doch recht bequem ist. Das kann ihr dann später nach einer Scheidung zwar Nachteile bringen, wenn sie dann nicht wie in Deutschland Ex-Ehegatten-Unterhalt bekommt, aber daran wird sie kaum denken, solange die Ehe gut läuft.

Freundliche Grüße
von Garfield


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