Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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OT: Helvetia, Du hast es besser!

Maesi, Tuesday, 01.12.2009, 00:08 (vor 5475 Tagen) @ Gismatis

Hallo Gismatis

Ich sehe nirgends einen Vorteil, dafür haben wir eine Benachteiligung
mehr.

Worin liegt die Benachteiligung, wenn der Bau von Minaretten verboten ist? Die Religionsausuebung der Muslime in der Moschee ist davon ja nicht tangiert, weshalb IMHO auch keine Verletzung des Rechts auf Religions- und Kultusfreiheit vorliegt.

Der Zweck des Minaretts ist, dass der Muesin die Glaeubigen von dort aus zum Gebet zu ruft. Ob solche oeffentlichen Laermimmissionen in der Schweiz erwuenscht sind, darf man bezweifeln. Wenn aber der Muesin die Glaeubigen nicht lautschallend fuenf Mal pro Tag zum Gebet rufen duerfen soll, dann sind Minarette obsolet. Insofern ist das Minarettverbot nichts als konsequent.

Besonders hat mich geärgert, dass sich die interviewten Politiker
aller Richtungen wieder einmal um die "Rechte der muslimischen Frau"
sorgten, wo sie die Rechte des Schweizer Mannes noch nie gekümmert hat. Da
finden sich die wahren Probleme und weniger bei den Muslimen in der
Schweiz.

Da stimme ich Dir zu. Aber die 'Rechte der (muslimischen) Frauen' gehoeren nunmal zum politischen Standardargumentatorium. Die Initianten haben alle fuer ihren Abstimmungskampf taugenden Argumente benutzt, was man ihnen wohl kaum zum Vorwurf machen kann. Pikant ist, dass die 'Rechte der Frauen' sonst fast nur von linker Seite bemueht werden, und diese wurde hier nun ausgerechnet von der SVP mit ihren eigenen Argumenten geschlagen. Eine gewisse Schadenfreude kann ich mir da nicht verkneifen. Jaja, wenn zwei das gleiche tun, ist es nicht dasselbe...

Übrigens: Minarette selbst werden nicht verboten, sondern nur deren Bau.
Ich fordere also Muslime auf, jetzt erst recht Minarette zu
bauen. Sie müssen ja nicht sagen, dass es mal ein Minarett geben soll.
Natürlich müssen sie den Turm bauen, bevor es eine Moschee dazu gibt, denn
dann ist es automatisch ein Minarett. Ohne Moschee kein Minarett.

Ziemlich schlaumeierische Argumentation, die aber spaetestens vor einem Verwaltungsgericht zerpflueckt wuerde, wenn nicht zuvor schon bei der fuer die Erteilung der Baubewilligung zustaendigen Amtsstelle. Notfalls koennte dem muslimischen Bauherrn hinterher bluehen, dass die Moschee nur gebaut werden darf, wenn zuvor das bereits erstellte Minarett, das beim Bau nicht als solches bezeichnet wurde, wieder abgebrochen wird - auf dessen eigene Kosten, latuernich. Solche Verschleierungsmethoden zwecks Umgehung von demokratisch verabschiedeten Gesetzen wuerde darueberhinaus vom Stimmvolk kaum goutiert. Bei einer weiteren Abstimmung ueber irgendeine Vorlage mit islamischem Hintergrund koennte sich dann mancheiner daran erinnern. Die Stimmbuerger sind ja nicht komplett verbloedet.

Nicht verboten wird es aber sein, ein beliebiges Gebäude mit Turm als Moschee zu
nutzen.

Das ist korrekt, wobei es nicht gerade massenhaft Gebaeude mit minarettartigen Tuermen in der Schweiz gibt.

Weshalb es zu diesem Abstimmungsergebnis gekommen ist, darueber wurde gestern und heute wacker spekuliert. Ich glaube kaum, dass die Minarette der wirkliche Zankapfel sind, dass eine Mehrheit der Stimmbuerger dem Bauverbot zugestimmt hat. Die Politiker tun jedenfalls gut daran, die wahren Ursachen zu ergruenden.

Entscheidend ist jedenfalls, dass in der Schweiz ueber eine solche Frage ueberhaupt abgestimmt werden kann, waehrend in den meisten anderen Staaten der demos einfach das zu schlucken hat, was seine Volkszertreter, pardon, Volksvertreter ihm aufnoetigen.

Ich empfehle den Muslimen, das Abstimmungsergebnis einfach zu akzeptieren, anstatt jetzt ein unnoetiges Drama daraus zu machen, das sich hoechstens kontraproduktiv auf ihre Akzeptanz in der Bevoelkerung auswirken wuerde.


Gruss

Maesi


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