Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Karl Marx war streng gläubig

Garfield, Monday, 04.06.2007, 19:04 (vor 6326 Tagen) @ DervordemRechnerlebt

Hallo vor dem Rechner Lebender!

Das ist doch nicht dein Ernst? :)

Nur mal kurz zur Behauptung, Marx hätte den Antisemitismus der Nazis vorweggenommen:

Sein Vater Heinrich Marx war nicht nur Jude, sondern stammte sogar aus einer Rabbinerfamilie. Ursprünglich hieß die Familie Marx Levi. Während der napoleonischen Besatzung wurde Heinrich Marx Justizrat. Nach Abzug der Franzosen bekam er als Jude Probleme mit der preußischen Regierung. Um seinen guten Posten nicht zu verlieren, konvertierte er zum protestantischen Glauben. Sein Sohn Karl dagegen war in seinen ersten Lebensjahren noch offiziell Jude - seine Eltern konvertierten ihn erst mit etwa 6 Jahren zum Protestantismus.

Unter den Nazis wäre Karl Marx trotzdem als "Halbjude" behandelt worden, denn die Nazis betrachteten Juden als Menschen einer eigenen Rasse und nicht als Angehörige einer Religionsgemeinschaft. Hätte Marx dafür die ideologischen Grundlagen geschaffen und hätte er die Nazi-Zeit noch erlebt, dann hätte ihm das selbst also auch Nachteile gebracht.

Allerdings war es allgemein so, daß nicht wenige ehemalige Juden nach ihrer Konvertierung zum Christentum einen gewissen Antisemitismus an den Tag legten. Auch kann man häufig beobachten, daß Menschen, die zu irgendeiner Religion konvertieren, sich dann besonders eifrig für diese Religion engagieren. Das resultiert wohl aus dem Wunsch, in der neuen Religionsgemeinschaft als vollwertiges Mitglied akzeptiert zu werden. Es kann natürlich sein, daß Marx sich in seiner Kindheit und Jugend ähnlich verhalten hat - aber das hatte er dann mit diversen Zeitgenossen in ähnlicher Situation gemeinsam. 1911 äußerte übrigens ein jüdischer Demograph die Befürchtung, daß es aufgrund der vielen Konvertierungen von Juden zum Christentum im Jahre 2000 so gut wie keine Juden mehr in Deutschland geben würde...

Später vertrat Marx jedenfalls die Überzeugung, daß Religion "Opium fürs Volk" ist, also vor allem dazu dient, die Menschen ruhig zu halten, indem man die bestehende Ordnung als gottgegeben darstellt und der Masse der Bevölkerung ein besseres und gerechtes Leben im Jenseits verspricht. Daß die Regierungen in den Ost-Block-Staaten ihren Bürgern später in ähnlicher Weise den Kommunismus als ideales Fernziel vor Augen hielten, war nicht Marx' Schuld. Das war das Resultat einer historischen Fehlentwicklung, die 1917 durch die Fehler der von Marx kritisierten mehr oder weniger bürgerlichen Regierungen ausgelöst wurde.

Freundliche Grüße
von Garfield


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