Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zum hinter die Ohren schreiben !!!

Ekki, Wednesday, 14.06.2006, 22:17 (vor 6913 Tagen) @ DschinDschin

Hallo, DschinDschin!

Es freut mich sehr, daß wir konstruktiv miteinander diskutieren können.

Nicht, um mit aller Gewalt Gegensätze zu konstruieren, sondern ganz einfach, um meine Position zu präzisieren, möchte ich auf eine Äußerung von Dir noch näher eingehen:

Ich kann das, was Du da schreibst ohne wenn und aber bejahen. Ich bin
Europäer, wurzele aber in meiner Nation und erwarte, dass diese ihre
Besonderheiten im Rahmen Europas auch leben kann. Ich will keinen
europäischen Einheitsbrei. Deutschnational heißt für mich, dass ich
Deutscher bin und national denke. Ich möchte als Deutscher unter Deutschen leben und nicht in einem europäischen Eintopf.

Vielleicht ganz einfach mal zu meiner Lebensrealität:

Ich lebe und arbeite in Polen in der Niederlassung einer deutschen Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsberatungsfirma, wo aber außer dem Chef, mir und einem anderen Übersetzer aus Österreich alle Polen sind.

Zweisprachigkeit ist bei uns Pflicht - für alle, nicht nur für die von mir geleitete Übersetzungsabteilung von inzwischen 9 Personen, die ich von Anfang an im Alleingang aufbauen konnte - auch bei der Personalauswahl.

Polen gilt ja in Deutschland gemeinhin als "schwieriges Pflaster".

Und meine tägliche Lebenserfahrung:

Niemand verlangt von mir, mein Deutschsein in irgendeiner Weise zu verleugnen - weder innerhalb noch außerhalb der Arbeit.

Ich selber spreche fließend Polnisch und liebe diese Sprache leidenschaftlich. Und ich sehe und freue mich täglich darüber, daß unsere polnischen Mitarbeiter diese meine Haltung spiegebildlich erwidern, indem sie sich freuen, mit mir Deutsch sprechen zu können, sich von mir korrigieren lassen und auch mein Polnisch korrigieren.

In dem Oratorienchor, in dem ich mitsinge, wurde ich mit offenen Armen aufgenommen und in den Vorstand kooptiert, wo ich für die vielfältigen Partnerschaften mit deutschen Chören zuständig bin. Auf einer Konzertreise nach Hannover im Dezember 2004 trafen wir auch im deutschen Chor auf Sangesbrüder und -schwestern, die aus Polen stammen.

Das ist für mich gelebtes Europa.[/u]

Und nun zu dem von mir fett formatierten letzten Satz des obigen Zitats.

Zunächst einmal ist es weder ungewöhnlich noch verwerflich, daß ein Mensch am liebsten in seiner Heimat leben möchte. Viele meiner polnischen Mitarbeiter haben mir gesagt, daß sie mich dafür bewunderten, wie bereit ich bin, in einem anderern Land zu leben, und daß sie sich dasselbe in umgekehrter Richtung für sich nicht vorstellen könnten.

Nie[/u] käme ich auf den Gedanken, aus solchen Äußerungen Nationalismus, gar Fremdenhaß herauszulesen.

An dieser Stelle ist aber die Frage aufzuwerfen, wie der Einzelne sich dazu stellt, daß es eben auch eine zumindest starke Minderheit von Menschen gibt, die aus den verschiedensten Gründen für längere Zeit oder auch für immer außerhalb ihrer Heimat leben.

Und da ist meine Geduld und auch meine Kultiviertheit regelmäßig am Ende, wenn ich auf Menschen treffe, die folgende Äußerungen tun:

"Wer woanders leben geht als in seiner Heimat, ist ein Vaterlandsverräter."
"X-land den X-Eingeborenen, Ausländer raus!"
"Ich mag Ausländer - solange sie nicht in unser Land kommen."
"Unser Volk ist berufen, andere Völker unter sich zu haben."

Wichtig ist mir dabei auch noch folgende Feststellung:

Die Umkehrung der obigen Sätze, also:

"Unser Land ist Scheiße, man muß daraus verschwinden oder es am besten gleich zerstören."
"Ausländer unbegrenzt reinlassen!"
"Unser Volk sollte von anderen beherrscht werden, weil es sonst wieder über die Stränge schlägt!"

führen bei mir ebenfalls regelmäßig dazu, daß meine Geduld und meine Kultiviertheit zu Ende sind.

Ganz große Pointe:

Eines "meiner Mädels" in der Übersetzungsabteilung, die selbst aus ihrem polnischen Patriotismus keinen Hehl macht, nahm zu dem Streit um die Einbürgerungstests in Deutschland wie folgt Stellung:

"Ja natürlich müssen die Deutschen sich auswählen, wen sie haben wollen, wir würden ja auch nicht blindlings jedem die Staatsbürgerschaft geben. Und das gilt für jedes Volk, daß einigermaßen alle Tassen im Schrank hat."

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.


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