Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mit welcher Taktik die Abtreibung in den USA legalisiert wurde (Frauen)

Sven ⌂, Wolfsburg, Wednesday, 31.12.2008, 11:06 (vor 5816 Tagen) @ Flint

Hallo Flint,

Ich finde der Mensch (und seine geistige Grundnatur) hat es auch verdient
die radikalsten Grundannahmen für seine Genese zu erhalten. Die primitivste
Aussage wäre im übertragenen Sinn: "Im Zweifel für den
Angeklagten".

Das ist, mit Verlaub, der Sache nicht angemessen.

Zunächst ist dies ein Rechtsgrundsatz aus dem Strafrecht, der einen Angeklagten bedingt, der potenziell Schuld auf sich geladen hat. Dies ist bei ungeborenem Leben, wie du mir wohl zustimmen wirst, allerdings nicht der Fall.

Des weiteren handeln die Mediziner ja exakt nach diesem Vorsatz, wenn sie keinen konkreten Zeitpunkt der "Mensch-Werdung" benennen können, da sie ihn nicht beweisen können. Beweisbar ist jedoch ohne weiteres, dass eine befruchtete Eizelle nicht empfindungsfähig ist.

Allenfalls könnte man argumentieren: Weil die Mediziner keinen konkreten Zeitpunkt für die Erlangung der Empfindungsfähigkeit beweisen können, sei der geringstmögliche Zeitpunkt anzunehmen, um Fehler auszuschließen. Allerdings ist die Umkehrfrage, bis zu welchem Zeitpunkt aus medizinischer Sicht dies ausgeschlossen werden kann, noch nicht gestellt worden.

Ich gehe davon aus, daß der Mensch ein zusammengesetztes Wesen ist,
welches aus mehreren Teilen besteht: Körper, Verstand (Mind) und Geist
(Seele). Nach meinem Verständnis geht der Geist in die befruchtete Eizelle
usw. Da man heutzutage jedoch so etwas naturwissenschaftlich (noch) nicht
beweisen kann (ist klar, denn wie will man mit physikalischen Mitteln einen
nichtstofflichen Geist sichbar machen), kann also nur von der Funktion auf
dessen Existenz (rück)schließen. Etwa wie bei der Schwerkraft, die ja auch
nur indirekt durch ihre Funktion "sichtbar" gemacht werden kann.

In diesem Fall ist es wohl nicht ganz das Gleiche, da du die Existenz einer Schwerkraft (=Massenanziehung) sehr wohl beweisen kannst, die Existenz einer Seele jedoch nicht. Ich denke, dass dies auch die grundlegende Diskrepanz zwischen zumeist katholischen Abtreibungsgegnern und den Abtreibungsbefürwortern ist: Für die Abtreibungsgegner ist die Existenz der Seele Faktum und darauf aufbauend muss die radikalste Grundannahme natürlich die einzig mögliche sein.

Allerdings wirst du mir wohl zustimmen wenn ich sage, dass sich schlecht Diskussionen führen oder ein Konsens erzielen lässt, wenn eine Seite von Tatsachen ausgeht, die sie nicht beweisen kann.

Ich muß ehrlich sagen, daß für mich die Gesetze hier nicht (mehr) die
höchste, und mich ihr dogmatisch zu unterwerfende Instanz ist. Wir leben
mittlerweile in einer solch verwirrten, lebensfeindlichen, feminisierten
Welt, daß die Gesetze ihren Abdruck davon tragen. Bei aller Bescheidenheit,
der gesunde Menschenverstand ist mir da in dem Fall schon eine
zuverlässigere Instanz. ;-)

Das Tiere juristisch als Sache behandelt werden ist ein gutes Beispiel für
deren unmenschlichen Zustand. Werden Tiere mißhandelt ist es lediglich
"Sachbeschädigung". Ich denke, wir sind uns einig, daß wir hier selber
denken müssen und es nicht der Justiz überlassen dürfen wie wir Dinge zu
sehen haben.

Ich denke, da hast du mich mißverstanden. Ich sehe die Gesetze keinesfalls als einzig richtige dogmatische Wahrheit an. Die jeweils geltende Rechtswirklichkeit bildet jeweils lediglich einen vorherrschenden Zeitgeist ab. Wenn man jedoch Gesetze ändern möchte, halte ich es für absolut notwendig, die existente Rechtswirklichkeit zu kennen und sie auch benennen zu können.

Wenn ich nun gegen Abtreibung bin, weil ich jedes Leben qua der heiligen Schrift als schützenswert betrachte, komme ich argumentativ ins Schleudern, wenn auf der anderen Seite ein Tier selbst nach Geburt nur als Sache behandelt wird. Als befruchtete Eizelle jedoch befinden sich sowohl die menschliche als auch die tierische im selben Entwicklungsstadium. Wollte ich nun dem entstehenden menschlichen Leben einen höheren Stellenwert schon bei Befruchtung einräumen, könnte ich dies nicht mehr biologisch begründen. Ich könnte dies lediglich begründen mit dem - im Gegensatz zum Tier - Vorhandensein einer Seele ab Befruchtung (was ich aber nicht beweisen kann) oder aber durch eine Höherbewertung des menschlichen Lebens an sich - das wiederum wäre aber auch nur ein Dogma.

Zitat:
Das Kind bekommt von der Abtreibung sowieso nichts mit und kann eh
keine Schmerzen empfinden!

Bereits am 28. Tag existiert der Nervus trigeminus mit allen drei Ästen im
Gesichtsbereich. In der 6. Woche sind in den Händen feine Nerven-Endigungen
nachweisbar, wie sie für schmerzleitende Fasern charakteristisch sind.

Das ist exakt das, was die Mediziner festhalten: Sie können die organischen Grundvoraussetzungen für bestimmte Organe feststellen, aber nicht deren Funktion.

Ultraschall-Aufzeichnungen zeigen, wie der Puls des Kindes auf 200 schnellt
in dem Augenblick, da der Mutterleib gewaltsam geöffnet wird und sich das
Kind von dem todbringenden Sog abwenden will.

Das wiederum wäre sehr wohl ein möglicher Beweis, dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine Empfindungsfähigkeit vorliegt. Denn ungeachtet des Grundes, warum der Puls in die Höhe schnellt, muss dies kausal mit der Öffnung des Mutterleibes zusammenhängen.

Dr. Nathanson hat mit dem
Film "Der stumme Schrei" eine Abtreibung auf Video festgehalten.[/i]
Quelle
Sehr sehenswerter Film: Der stumme Schrei auf englisch. Vorsicht, brutal!

Ich muss ehrlich sagen, dass ich gegen solche Schock-Videos oder -Bilder etwas voreingenommen bin. Derlei zielt auf Abschreckung und emotionale Betroffenheit hin. Diese wird aber schon dadurch hergestellt, dass das abgetriebene Leben mit dem Menschen äußerliche Ähnlichkeit hat. Polizisten, die Unfallbilder unter jungen Fahrern herumzeigen, verfolgen ähnliche Absichten. Ich habe so meine Zweifel, ob Abschreckung ein geeignetes Mittel in rationalen Diskussionen sein sollte.

Gruß und einen guten Rutsch,

Sven


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