Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nachtrag: The Silent Scream (Frauen)

Chato, Wednesday, 31.12.2008, 15:03 (vor 5804 Tagen) @ Sven
bearbeitet von Chato, Wednesday, 31.12.2008, 15:08

Guten Tag Sven!

Es ist in meinen Augen etwas Schreckliches, wenn ein Mensch dem Menschen als solchem die Seele abspricht, denn er spricht sie damit ja auch sich selbst ab. Aber das ist eine eigene Frage für sich. Eine Legitimierung der Abtreibung läßt sich indes auch unter dieser Prämisse keineswegs ableiten. Der rein vernunftgemäße, rationale Grund dafür, keinen Unterschied zu machen zwischen einer Abtreibung "am 1. Tag" und einer "nach 12 Wochen" ist nämlich der, daß, egal zu welchem Zeitpunkt ein Embryo getötet wird, alles, was er andernfalls unfehlbar werden würde, mitgetötet wird.

Wenn ein Killer eine Autobombe legt, dann kann er sich im Prozeß nicht damit herausreden, daß ja, als er seinerzeit die Bombe im Fahrzeug einbaute, "sich kein Mensch im Auto befand" und es sich folglich nicht um Mord, sondern um Sachbeschädigung plus tödliche Unfallfolgen handle. Was er damit natürlich leugnet und unterschlägt, ist seine Absicht, also der Zweck, zu dem er die Bombe überhaupt gelegt hat.

Der Behauptung, Abtreibung dürfe nicht generell verboten und sanktioniert werden, weil ja der "Beginn des Menschseins" für uns von außen "nicht erkennbar" (als hätten wir darüber zu befinden!) und somit ungeklärt sei, bedient sich genau derselben Rabulistik. Worauf es in beiden Fällen ankommt ist nämlich nicht, was für ein [mutmaßlicher] Zustand zum Zeitpunkt der Tat vorlag (kein Mensch im Auto / noch kein richtiger Mensch geworden), sondern was mit der Tat an Folgen in der Zukunft beabsichtigt und bezweckt wird: beabsichtigtes Zerfetzen, sobald der Fahrer den Zündschlüssel umdreht / absichtsvolles Zerfetzen in der Vergangenheit eines hypothetischen Menschenlebens, das nur deswegen hypothetisch wurde, weil man es zu einem Zeitpunkt irgendwo nahe nach seinem Beginn abtötete.

Tut mir Leid, Sven, aber mir stehen bei solcher Rabulistik einfach die Haare zu Berge. Es ist doch nicht der "erkennbare" (was erkennen wir denn schon?) Ist-Zustand, sondern der auf die Zukunft des betreffenden, zu tötenden Menschen zielende Zweck, der die jeweilige Tat (Autobombe legen / Abtreibung durchführen [lassen]) zur mörderischen Untat macht. Weiter oben hatte ich das mit einer Grube zu veranschaulichen versucht, die jemand gräbt, auf daß ein anderer am nächsten Morgen hineinstürze. Bei Tatausführung ist in allen drei Fällen "weit und breit kein Mensch zu sehen", richtig. Aber um Mord handelt es sich trotzdem. Warum? Des beabsichtigten Zweckes wegen. Dieses Argument kann man, meine ich, nur bemüht zu ignorieren versuchen, damit man es nicht zu verstehen braucht. Mit Rationalität hat das nichts zu tun, von allem anderen ganz zu schweigen.

In einem weiteren Sinne bedeutet jede Relativierung von menschlichem Leben, die ja in Wahrheit eine furchtbare Anmaßung darstellt, eine Relativierung auch des eigenen Lebens, nicht nur des ewigen, sondern bereits des diesseitigen Lebens in der Zeit. Man möge sich bitte daran erinnern, wenn es wieder einmal so weit ist und zum Beispiel ein Männerleben nicht als "richtiges" Leben angesehen und deswegen "unterbrochen" wird. Es muß nicht, es könnte aber dazu kommen, denn die momentan wirkenden Kräfte zielen mit Fleiß und Macht in diese Richtung. Der tiefere Grund dafür wäre dann, so behaupte ich, der heute praktizierte Relativismus gegenüber dem Leben. Derselbe bereitet je und je die künftigen Untaten vor, indem er sich aus den vergangenen speist. Diese Kette des Grauens reißt nicht von selbst ab, wenn man sie nicht ganz bewußt und kompromißlos unterbricht.

Gruß vom
Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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