Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Alles legalisieren wäre in der Tat sinnvoll und vernünftig

Beelzebub, Friday, 02.06.2006, 20:03 (vor 6547 Tagen) @ Wolfgang
bearbeitet von Beelzebub, Friday, 02.06.2006, 20:09

Ja gut: mit Deiner Begründung muß dann aber auch sofort Heroin erlaubt
werden. Damit schadet man auch höchstens sich selbst und niemandem
anders...da gilt das gleiche wie für Cannabis oder Tabak.

Bingo! Genau das sollte man auch! Und bevor du dich jetzt kopfschüttelnd abwendest und sagst: "Der spinnt!", lies dir mal so vorurteilsfrei es geht das folgende durch.

Ich will nicht sagen, dass eine Legalisierung von Heroin völlig unproblematisch ist, allerdings bin ich davon überzeugt, dass wir ein paar ganz erhebliche Probleme weniger hätten, wäre Heroin nicht im Supermarkt für jeden, wohl aber für Erwachsene in Apotheken frei erhältlich.

Über eines sollte man sich klar sein: wie Dir fast jeder Polizist, der beruflich mit Drogen zu tun hat, bestätigen kann, ist der "Krieg gegen die Drogen", von dem so viel Politiker faseln, schon lange rettungslos verloren. Dieser Tatsache sollten wir endlich mal ins Auge sehen und uns um Schadensbegrenzung bemühen.

Wäre ein Gramm Heroin statt für 500 ? im illegalen Straßenhandel (natürlich ist ein Gramm dort "billiger", man muss dabei aber berücksichtigen, dass das Heroin im Straßenhandel stark gestreckt ist und ganz überwiegend aus teils wertlosen, teils gefährlichen Ingredienzen besteht, etwa Stychnin) für 5-10 ? in der Apotheke zu haben, dann fielen zunächst mal die Beschaffungskriminalität (in Berlin wird derzeit etwa jeder zweite Diebstahl und jeder dritte Raub von Junkies begangen, zwecks Finanzierung des Drogenbedarfs) und die Beschaffungsprostitution (und damit eine höchst gefährliche Ansteckungsquelle von Aids) weitestgehend weg.

Es wäre mit wesentlich weniger bis gar keinen Drogentoten mehr zu rechnen. Es mag paradox klingen, aber sauberes Heroin, verabreicht aus einer sauberen Spritze, ist weit weniger gesundheitsschädlich als der Konsum von täglich einem halben Liter Schnaps oder einer Schachtel Zigaretten. Klar, es macht süchtig, aber es wäre dann mit Heroinabhängigen halt nicht viel anders als mit Diabetikern, die brauchen auch ihre tägliche Insulinspritze.

Vor allem aber: die Drogenmafia wäre mit einem Schlag erledigt, was einige erfeulich Nebenfolgen hätte, z.B. dass islamistische Terroristen eine ihrer wichtigsten Finanzquellen verlören. Nur die Illegalität des Drogenhandels garantiert dessen gigantische Gewinne. Mit legalem Heroin wäre kaum mehr zu verdienen als mit Kaffee- oder Teehandel.

Der mögliche Nachteil: es gäbe vielleicht ein paar Süchtige mehr, aber das ist, finde ich, zu verkraften. Sucht ist hierzulande ein außerordentlich verbreitetes Phänomen, das ganze Land wird mehr oder weniger von Süchtigen regiert. Oder glaubst Du, dass es auch nur einen einzigen Spitzenpolitiker oder Topmanager gibt, der nicht im Lauf seiner Karriere eine halbe Apotheke leer frisst? Anders wäre der Job doch gar nicht zu bewältigen.

Zudem ist nicht einmal sicher, ob es tatsächlich mehr Süchtige geben würde. Zum einen dürfte die Zahl unterm Strich gleich bleiben - ein paar Junkies mehr, dafür eine entsprechende Zahl Alkoholiker weniger. Und bei legalem Heroin fiele auch der Reiz des Verbotenen weg. Bedenke, dass in den USA nie so viel Alkohol konsumiert wurde, wie zur Zeit der Prohibition.

Apropos Prohibition, bei diesem dümmsten US-amerikanischen Gesetz des 20. Jahrhunderts (das übrigens zu einem wesentlichen Teil ein Werk der frühen US-amerikanischen Frauenbewegung ist) habe ich immer den Eindruck, dass Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, Sinn für hintergründige Ironie hat:

Am 17. Januar 1920 feierte in Chikago ein bis dahin unbekannter Kleinkrimineller namens Alfonso Capone seinen 21. Geburtstag. Was er dabei von seinen Freunden und Verwandten geschenkt bekam, ist nicht überliefert. Das wertvollste Geschenk aber, das ihm eine große Zukunft und viele Millionen Dollar einbrachte, hat die Regierung zukommen lassen: mit Beginn des Geburtstages trat die Prohibition in Kraft.

Was die Raucherei betrifft: Da gibt es ja noch das Argument, daß die
Gesundheitskosten von allen, also auch Nichtrauchern, getragen werden
muß...(Aber gut, Raucher bringen dafür Steuereinnahmen...)

Es mag zynisch klingen aber Rauchen nützt der Allgemeinheit mehr als dass es ihr schadet. Raucher bringen dem Staat nicht nur eine Menge Steuereinnnahmen (der Finanzminister sollte mal berechnen, was bei Lagalisierung eine 'Drogensteuer' einbrächte), sie entlasten durch früheres Ableben auch die Rentenkasse sowie per saldo auch die Krankenkasse.

Greets

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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