Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Spitzeltum in der Partnerschaft, na bravo :-(

Elisabeth, Tuesday, 22.03.2005, 20:40 (vor 7577 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Spitzeltum in der Partnerschaft, na bravo :-( von Garfield am 22. März 2005 17:42:46:

Hi Garfield,

danke für dein nettes und ausführliches Posting :-)
Werd mir am WE die Zeit nehmen, darauf zu antworten.

Alles Liebe,

Elisabeth

Hallo Elisabeth!
Leider denken offenbar nicht wenige Frauen so wie du. Für sie stellt sich die Problematik ja auch kaum. Sie wissen ja immer genau, daß ein Kind von ihnen ist.
Können sie sich da aber wirklich so sicher sein? Es hat schon Fälle gegeben, in denen Kinder kurz nach der Geburt vertauscht worden sind. Wie häufig das passiert, ist nicht bekannt, denn es kommt üblicherweise nur dann heraus, wenn aus medizinischen Gründen Blutwerte und ähnliches von Eltern und Kind verglichen werden und sich dabei eben herausstellt, daß das Kind unmöglich von diesen Eltern abstammen kann. Oder neuerdings eben vielleicht auch mal bei einem DNA-Vergleich.
Ich konstruiere nun mal eine Situation, die es auch dir als Frau ermöglichen sollte, dich wenigstens ansatzweise in die Situation eines Mannes hinein zu versetzen, der berechtigte Zweifel an seiner Vaterschaft hat:
Stell dir mal vor, du hättest ein Kind und das würde schwer krank werden. Es bräuchte beispielsweise eine Knochenmarktransplantation. Die Ärzte würden dich und den Vater des Kindes auf eure Eignung als Spender überprüfen, und dabei würde sich herausstellen, daß ihr BEIDE unmöglich Eltern dieses Kindes sein könnt.
Um sicher zu gehen, würdet ihr einen DNA-Test machen, aber dabei würde exakt dasselbe herauskommen, nämlich, daß das Kind nicht von euch ist.
Wäre dir das völlig egal? Würdest du dich nun nicht auch immer wieder fragen, wo denn eigentlich dein wirkliches Kind ist und ob es ihm gut geht? Hättest du nicht das Bedürfnis, die Sache aufzuklären?
Und was wäre dann, wenn man dir sagen würde, daß man da nicht einfach so Nachforschungen anstellen kann, sondern daß das nur mit Erlaubnis des damals zur Zeit der Vertauschung anwesenden Klinikpersonals möglich ist? Wenn man dich als feige Schnüfflerin bezeichnen würde, wenn du versuchst, die Wahrheit herauszufinden? Und wenn du von der Klinik auch keine Genehmigung zu Nachforschungen bekommen würdest, mit der Begründung, daß das Vertauschen von Kindern ganz und gar unmöglich wäre? Und wenn auch kein Gericht eine Klage zulassen würde, mit der Behauptung, daß du ja keinen Beweis für eine Vertauschung hättest? Fändest du das fair?
Männern geht das heute so. Der Staat drückt sich mit allen Mitteln vor Unterhaltszahlungen, denn bei Seitensprüngen ist es ja zuweilen so, daß der wahre Vater später nicht mehr identifiziert werden kann oder daß er zahlungsunfähig ist. Da ist es doch viel besser, wenn der bisherige Zahlesel weiter zahlt. Deshalb zählt es vor Gericht auch nicht, wenn die Mutter sogar dem Zahlvater gegenüber zugegeben hat, daß das Kind nicht von ihm ist. Es zählt auch nicht, wenn es Zeugen dafür gibt, daß die Frau fremdgegangen ist. Da wird oft noch nicht einmal ein Verfahren eingeleitet! Und der größte "Witz" dabei ist: Wenn man es schafft, einen Zahlvater zwei Jahre lang hinzuhalten, dann kann er noch soviele Beweise erbringen: Er ist und bleibt dann Zahlesel für das Kind, auch wenn er 100 DNA-Tests vorlegen kann, die beweisen, daß er nicht der Vater ist.
Und selbst wenn er einen teuren offiziellen Test durch bekommt und seine Unterhaltspflicht loswerden kann: Die schon gezahlten Unterhaltsgelder kriegt er auch dann oftmals nie zurück. Man verweist ihn dann in der Regel auf den wahren Vater - und wenn die Mutter den nicht nennt, wenn er nicht mehr ausfindig gemacht werden kann oder wenn er nicht zahlen kann (er muß ja dann auch schon den Unterhalt für das Kind weiter zahlen), dann gibts keinen Cent zurück.
Männern wird in dem Zusammenhang immer vorgeworfen, daß es ihnen nur ums Geld gehen würde. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Gerade weil es dem Staat und oft auch den Müttern vor allem um Geld geht, sind die Hürden für die Anfechtung der Vaterschaft so hoch. Und durch das geplante Verbot heimlicher Vaterschaftstests sollen sie noch weiter erhöht werden.
Wenn du Männern, die ihre Vaterschaft testen lassen möchten, Mißtrauen vorwirfst und behauptest, sie würden dadurch der Beziehung oder Ehe schaden, verwechselst du Ursache mit Wirkung. Häufig kommen Männer auf diesen Verdacht, weil ihre Partnerinnen fremd gegangen sind. Der Seitensprung der Frau ist dann also die Ursache für das Problem, das Mißtrauen des Mannes jedoch nur eine der Wirkungen.
Dann hattest du noch das Thema Datenschutz erwähnt. Das ist natürlich ein heikles Thema. Selbstverständlich kannst du nicht sicher sein, daß in irgendeinem Labor (egal ob im In- oder Ausland, ob privat oder nicht) deine genetischen Daten nicht weiter gegeben werden - wenn deine Personendaten mit erfaßt werden. Denn ohne die dazugehörigen Personendaten sind genetische Daten bzw. Proben für irgendwelchen Mißbrauch vollkommen uninteressant. Sie werden erst dann interessant, wenn man sie sicher einer konkreten Person zuordnen kann.
Wie ist nun aber der jetzige Zustand? Jetzt kann jeder DNA-Proben für so einen Abstammungstest einschicken und analysieren lassen. Man muß das also nicht selbst machen, sondern man kann es über einen Freund oder auch über einen Verein machen. In dem Fall erfährt das Labor dann auch nichts über die Herkunft der Proben und erhält schon gar keine Personendaten. Sicher können sie die Proben weiter geben, und man kann dann die gesamte DNA analysieren (was bei einem Abstammungstest übrigens nicht geschieht!) - aber wem nützt das, wenn man nicht weiß, von wem die Probe stammt?
In Zukunft sollen nun nach dem Willen von Zypries & Co nur noch Eltern Abstammungstests beauftragen können, und das auch nur mit Zustimmung beider Elternteile. Die Test-Labore sollen verpflichtet werden, das zu überprüfen. Das bedeutet, daß sie dann zwangsläufig auch Personen-Daten erfassen müssen, und dann ist es mit der Anonymität vorbei. So wird Mißbrauch der Daten dann erst auf breiter Front möglich!
Freundliche Grüße
von Garfield


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