Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Zeugungsverweigerer

Maesi, Thursday, 31.03.2005, 01:37 (vor 7569 Tagen) @ Klaus

Als Antwort auf: Zeugungsverweigerer von Klaus am 29. März 2005 22:23:

Hallo Klaus

Im heutigen SPIEGEL (hab' leider keinen Link) ist ein Artikel darüber, daß die sinkende Geburtenrate zu einem großen Teil den Männern "anzulasten" ist.

'Anzulasten' wohl in dem Sinne, dass sich immer weniger Maenner auf den windigen Deal einlassen, mit einer Frau ein Kind zu zeugen, um nach einigen Jahren mit erheblicher Wahrscheinlichkeit als Papa abgesaegt zu werden und hernach nur noch als materieller Versorger herzuhalten. Die meisten Vaeter rasseln sowieso voellig ahnungslos in diese Situation; und wenn es dann tatsaechlich zur Trennung/Scheidung kommt, dann sind sie die Gelackmeierten. Je hoeher die Trennungs-/Scheidungsrate klettert, desto eher erscheint ein Mann, der sich trotz der fuer ihn miesen Rahmenbedingungen auf Vaterschaft einlaesst, als ein Hasardeur.

Desweiteren haben Kinder in der modernen Gesellschaft immer weniger Platz - sowohl im woertlichen als auch im metaphorischen Sinne. Dies will ich keineswegs als Schuss gegen die Kinderlosen verstanden haben sondern als voellig wertfreie Feststellung. Jeder hat das Recht sich nicht bloss fuer sondern allenfalls auch gegen Kinder zu entscheiden, ohne dass er deshalb in der Gesellschaft mittels Schuldzuweisungen stigmatisiert wird.

Sie fühlten sich in zunehmenden Konkurrenzdruck gegenüber Frauen und würden deshalb die Kindeszeugung verweigern, weil das eines der letzten Machtmittel gegenüber den Frauen wäre.

Fragt sich bloss, was unter Konkurrenzdruck zu verstehen ist. Wenn ich in einer ehelichen/eheaehnlichen Partnerschaft dem Dauerstress einer Konkurrenzsituation begegnete, wuerde ich ich wohl ebenfalls auf Kinder verzichten, die unweigerlich zwischen die Fronten der beiden Konkurrenten gerieten und entsprechend instrumentalisiert wuerden.

Irgendwer hat hier mal einen klugen Text reingestellt, in dem die Vor- und Nachteile einer Partnerschaft, die auf voelliger Gleichheit der beiden Partner sowie paritaetischer Aufteilung saemtlicher anfallender Arbeiten aufbaut. In einer solchen Partnerschaft zweier voellig Gleicher wird es wegen jeder kleinen Meinungsverschiedenheit zwangslaeufig zu Kompetenzgerangel kommen; eine latente Konkurrenzsituation wird es in solchen Partnerschaften immer geben. Eine asymmetrische Partnerschaft, in der in gewissen Bereichen einem der beiden Partner jeweils allein die Entscheidungskompetenz zukommt, klammert diese eindeutig zugeordneten Kompetenzbereiche von langwierigen Diskussionen aus; es gibt ja auch so noch genuegend Zuendstoff, ueber den sich trefflich streiten laesst. Wer jedoch gerne und ausgiebig ueber alle moeglichen und unmoeglichen Nichtigkeiten diskutiert, der ist mit der voellig symmetrischen Partnerschaft zweifellos gut bedient - bloss, will man das mehrheitlich wirklich? Die meisten suchen in der Partnerschaft doch gerade das Gegenteil: naemlich eine gewisse Harmonie, einen ruhenden Pol im wilden Strudel der alltaeglichen Widrigkeiten, Sicherheit und Vertrauen in den Partner - mit den beiden letzten Punkten ist es angesichts der heutigen Trennungs-/Scheidungsquoten eh nicht weit her.

Hand aufs Herz: wer kommt schon gerne von getaner (Halbtags-)Arbeit nach Hause und muss sich immer wieder auf dieselben Endlosdiskussionen um Beziehungsangelegenheiten, paritaetische Aufteilung der Hausarbeit, oder Grundsatzdebatten ueber die richtige Ernaehrung/Erziehung/Einkleidung der Kinder einlassen; da ueberkommt einen ja das kalte Grausen.

Wenigstens wurde in einem Halbsatz noch erwähnt, daß einige Männer die Zeugung verweigern, weil sie im Trennungsfall diejenigen sind, die bis auf den letzten Tropfen ausgepresst werden.

Dies wird IMHO in Zukunft sogar noch staerker auf die Zeugungsfreudigkeit von Maennern daempfend einwirken. Odin hat Recht: wenn eine unkompliziert anzuwendende, risikoarme, kostenguenstige Pille fuer den Mann auf den Markt kommt, werden wir nochmals einen Pillenknick erleben - wenn auch wohl etwas weniger ausgepraegt als vor 40 Jahren.

Gruss

Maesi


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